Er lässt die Puppen tanzen

LEUTE IN DER STADT: Jordi Bertran belebt seine Marionetten in ernstem bis heiterem Spiel.  

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Verschmitzte Lachfältchen: Jordi Bertr...llen Themen mit Leichtigkeit viel ab.   | Foto: Rita Eggstein
Verschmitzte Lachfältchen: Jordi Bertran gewinnt allen Themen mit Leichtigkeit viel ab. Foto: Rita Eggstein

Er kennt ihren Charakter, näht ihre Kostüme, baut ihre Requisiten, weiß um ihre Geheimnisse. In ihnen steckt ein Stück seiner selbst: Der Marionettenspieler Jordi Bertran zählt inzwischen 45 Figuren zu "seiner Familie", wie er seine Puppen liebevoll nennt. Ob Pep Bou, Professor der Alchimie, Titi Tipolu, der Clown, Salvador Dali und Charlie Chaplin in Miniformat. Sie alle hören auf der Bühne beim Varieté am Seepark auf sein Kommando, wenn er sie an fast unsichtbaren Fäden dazu bringt, sich von Türmen zu stürzen, Ballett zu tanzen oder zu philosophieren.

Bertran, geboren 1952, hat in den 70-er Jahren am Konservatorium in Barcelona Musikwissenschaft und Klavier studiert. Als er dann mit 25 Jahren – wie viele politisch engagierte junge Menschen – nach der Zerschlagung des Franco Regimes "auf der Straße war", hat er das Puppenspiel als künstlerischen Ausdruck von durchaus ernsten Inhalten zum ersten Mal gesehen. Da eröffnete sich ein Universum für ihn. Seine Augen leuchten und seine Hände beschreiben einen weiten Kreis. Er hat bei Professor Albrecht Roser – einem Meister des Fachs – gelernt und ist dann europaweit auf Tournee gewesen. Türkei, Frankreich, Polen, dort wo die großen Festivals der Szene stattfinden. Inspiriert wird er immer wieder von Dichtern, Denkern, Theaterproduktionen oder Zeitereignissen. Wie etwa der Olympiade 1992, als er das Programm "Visual Poems" (Visuelle Poesie) entwickelte, bei dem Buchstaben aus Schaumstoff als Sportler mit ihren Disziplinen kämpfen. Scheitern und Vergänglichkeit sind ebenso Themen des Künstlers wie Humor und unbändige Lebensfreude.

Verschmitzte Lachfältchen kommentieren, wenn er doch noch etwas Privates erzählt: Dass er mit Isabel Martinez, einer Madrilenin, verheiratet ist. Eigentlich ein Unding: Eine Katalane und eine Zentralspanierin. Aber in diesem Fall eine gelungene Liebesbeziehung über Jahrzehnte. Isabels Welt sind ebenfalls die Puppen. Sie konstruiert sie und ist gerade dabei, für ein neues "Familienmitglied" ein Einrad zu bauen. Um Jordi Bertran hat sich inzwischen eine ganze Kompanie mit neun Musikern und Marionettenspielern gebildet, die auch Kurse im Marionettenbau anbieten und mit der aktuellen Produktion "Antologia" unterwegs sind.

Nach Freiburg durften nur zwei mitkommen, denn hier tritt Bertran als Solist mit zwei Nummern im Programm des Varietés am Seepark auf. Wenn das Scheinwerferlicht auf den schwarzen Samt der kleinen Bühne fällt, die eigens für die Figuren aufgebaut wird, erwachen sie zum Leben: Pep Bou verzaubert das Publikum mit rauchgefüllten Seifenblasen, die er regenbogenfarben übereinandertürmt und zu Boden gleiten lässt, das kleine Skelett tanzt und rockt zu AC/DC auf der Bühne. Ihr Schöpfer steht in ihrem Schatten und zieht die Fäden. Und man ahnt etwas von seinem facettenreichen Seelenleben, das sich nach eigenem Bekunden in den Figuren widerspiegelt.

Varieté am Seepark läuft bis zum 16. November, die Preise liegen zwischen 39 und 17 Euro. Alle Infos: Tel. 07641/9335555 oder http://www.variete-am-seepark.de

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