Verkehrserziehung

Elterntaxis: Wo die Fürsorge zur Gefahr für die Kinder werden kann

Elterntaxis sorgen vor den Schulen regelmäßig für Chaos. Mit einer Landeskampagne kämpft Baden-Württemberg seit 2022 dagegen an – mit Erfolg?  

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Am Parkplatz eines Schulgeländes in Ri...en steht ein Elterntaxi-Hinweisschild.  | Foto: Thomas Warnack (dpa)
Am Parkplatz eines Schulgeländes in Riedlingen steht ein Elterntaxi-Hinweisschild. Foto: Thomas Warnack (dpa) 

Hupende Autos, verstopfte Straßen und dazwischen schlängeln sich Kinder zur Schule: Solche Szenen gehören zum Alltag an vielen Schulen. Denn zu viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Der Fahrservice der Eltern ist zwar gut gemeint, kann aber gefährlich werden.

Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Schulwegunfälle auf den Straßen Baden-Württembergs von 357 auf 427 an, wie im Innenministerium zu erfahren ist. Die Zahl der dabei verletzten Schulkinder stieg von 369 auf 440, ein Kind starb.

Laut Verkehrsministerium wird etwa jeder sechste Schüler in Baden-Württemberg mit dem Auto zum Unterricht gebracht. "Die Zahl der Elterntaxis wird vom Land Baden-Württemberg selbst nicht erhoben, sie stammt aus der Erhebung Mobilität in Deutschland und fußt auf deren Publikation aus dem Jahr 2017", erklärte eine Ministeriumssprecherin. Eine neue Erhebung sei bereits durchgeführt, mit aktuellen Zahlen sei noch in diesem Jahr zu rechnen. "Wir gehen davon aus, dass die Zahlen noch aktuell sind", hieß es vom Ministerium – und das trotz der 1,2 Millionen-Euro-Landeskampagne "Movers" gegen Elterntaxis, die seit 2022 läuft. "Unser Ziel ist es, die Anzahl der Elterntaxis bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren, indem immer mehr Schülerinnen und Schüler ihre Wege zu Fuß, mit dem Tretroller oder dem Fahrrad sicher zurücklegen wollen und können", erklärte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Die Kampagne "Movers" ist ein guter Ansatz – aber es fehlt Geld

Seit dem Start von "Movers" stehen Schulen und Kommunen ausgebildete Berater zur Seite. Sie haben bisher ihr Wissen an 1000 Schulen und 360 Kommunen weitergegeben. Die Kampagne bezeichnete der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Baden-Württemberg als guten Ansatz. Bei der Höhe der Mittel gebe es aber noch viel Luft nach oben. Weil Eltern die Fahrt zur Schule als Fürsorgeleistung sehen würden, sei es schwierig, einen schnellen Wandel voranzutreiben. Wichtig sei, langsam, aber nachhaltig für das Thema zu sensibilisieren. "Verbote bringen da nichts."

Wenn Schulleiter direkt mit Eltern sprechen würden, sei das Einsehen da, erklärte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in Baden-Württemberg, Gerhard Brand. "Das hält allerdings oft nur so lange, wie Sichtkontakt zur Schulleitung besteht." Eltern würden tausend gute Gründe anführen, warum ausgerechnet ihr Kind mit dem Auto in die Schule gebracht werde. Dabei sei es enorm wichtig, Kinder bei einem selbstständigen Schulweg zu unterstützen. Kinder aus Nachbarschaften könnten Laufgemeinschaften bilden, Schullotsen könnten den Jüngeren helfen. Bei einer Schule mit 1000 Schülerinnen und Schülern würden zu Stoßzeiten nach einer gemeinsamen Umfrage von VBE, dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem Verkehrsclub Deutschland etwa 170 Autos gleichzeitig vorfahren, so Brand weiter. "Der VBE weist seit Jahren auf die Problematik hin, die bis heute nichts an Relevanz eingebüßt hat."

Schlagworte: Gerhard Brand, Winfried Hermann
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