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TÜV-Prüfung

Elektoscooter statt Manta mit Riesenspoiler – was alles beim TÜV in Waldshut-Tiengen auf die Rampe kommt

Rostige Böden und nicht zugelassene E-Scooter werden bei den TÜV-Prüfungen in Waldshut-Tiengen entdeckt. Für manche kann es auch ziemlich teuer werden.  

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Maschinenbauingenieur Jannis Aselmann ...ein Auto, das auf dem Prüfstand steht.  | Foto:
Maschinenbauingenieur Jannis Aselmann kontrolliert in der Werkstatt des Service-Centers TÜV Süd in Waldshut-Tiengen ein Auto, das auf dem Prüfstand steht. Foto:  
Passionierte Autoliebhaber montieren im eigenen Hinterhof Riesenspoiler an ihren Manta. Oder sie basteln am Auspuff ihres geliebten Sportwagens herum. Vielleicht tunen sie auch den Motor, um Leistung und Drehmoment zu verbessern. Sind das nur Klischees? Wie häufig landen heute wild aufgemotzte Fahrzeuge beim TÜV? Jannis Aselmann, Maschinenbauingenieur, arbeitet seit Mai 2022 in der Servicestelle des TÜV Süd in Waldshut-Tiengen und ist Leiter der Filiale. In der Prüfstelle an der Alfred-Nobel-Straße 3 werden an geschäftigen Tagen bis zu 60 Autos kontrolliert.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der 29-Jährige, dass die Tage der "wilden Basteleien" an Fahrzeugen weitgehend vorbei sind. "Tatsächlich ist es so, dass es früher häufiger vorkam, dass jemand à la Daniel Düsentrieb Sachen im Hinterhof zusammengeschraubt hat. Aber das gibt es in letzter Zeit eher nicht mehr", stellt der TÜV-Prüfer klar. Ein Grund dafür ist, dass Bastler viele Reparaturen am Auto heute – baubedingt – nicht mehr selbst übernehmen können. Außerdem würden Autoliebhaber ihre Reparaturen nicht mehr an neuen, günstigen Fahrzeugen machen. "Meistens waren das ja eher die älteren Autos."

Tuning aus dem Internet

"Was eher vorkommt, ist, dass durch die ganzen Online-Plattformen Dinge bestellt werden, die man dann an die Autos baut", erklärt Aselmann. "Im Bereich Tuning können dies zum Beispiel Spoiler oder Abgasanlagen sein. Weil die Dinge, die zugelassen sind, in der Regel teurer sind. Die müssen erst eine Vielzahl an Prüfungen durchlaufen, und das kostet. Die Teile aus dem Internet sind dagegen günstiger, da fehlen aber oft die nötigen Nachweise." Das mache den Autoteilehandel im Internet so attraktiv, erklärt Aselmann. Ein weiteres Beispiel, das in der Praxis häufiger vorkomme, seien E-Scooter. Da sei es oft das Thema, dass die Menschen günstig Roller im Internet kaufen. "Dann werden aber viele Prüfungen notwendig, um sie für den Verkehr zuzulassen. Das kann dann zusätzlich kosten, zum Beispiel die Akkuprüfung." Auf den meisten Online-Plattformen, die Roller anbieten, würde das nicht genau erklärt, welche Zusatzkosten anfallen und welche Prüfungen notwendig sind, erklärt der Maschinenbauingenieur weiter.

Zusatzprüfungen können teuer werden

Diese Prüfungen können viel Geld kosten. "Da geht es nicht nur darum, mal um das Teil zu laufen und zu schauen, ob das Ding Räder hat." Und weil E-Roller im Internet günstig erstanden werden können, komme es vor, dass viele mit solchen Rollern von der Polizei angehalten würden, weil sie nicht die nötigen Vorschriften erfüllen. "Oder sie haben nicht die notwendigen Papiere dabei, also zum Beispiel Versicherungsschutz oder Betriebserlaubnis."

Allein die Betriebserlaubnis nachzuliefern, kann bei einem E-Scooter bis zu 2500 Euro kosten. Die Roller müssen für die gesamten technischen Prüfungen in ein spezielles Labor gebracht werden. Dabei geht es etwa um die EMV-Prüfung. Damit wird die elektromagnetische Wechselwirkung des Fahrzeugs mit der Umwelt getestet. Dies sei wichtig für die Sicherheit im Straßenverkehr. Denn bei unzureichend getesteten Geräten könne es vorkommen, dass ein E-Scooter plötzlich beschleunigt, wenn er unter einer Stromleitung hindurchfährt, erklärt Aselmann. Auch die Motorsteuerung müsse bei einem Elektroroller geprüft sein, damit das Gerät nicht schneller als 20 Kilometer pro Stunde fahren kann. "Alle diese Prüfungen, die tiefer in die Technik gehen, können hier gar nicht gemacht werden", so Aselmann.

Halbwissen ist gefährlich

Doch zurück zu den Autos: Tuning-Umbauten seien auch deswegen immer ein Thema, weil sehr viel Halbwissen im Spiel sei. Auch hier sei laut Aselmann das Hauptproblem, dass die geprüften Teile in der Regel teurer sind. "Und dann werden Teile billig im Internet bestellt, die hier in Deutschland gar nicht zugelassen sind." Zum Beispiel wegen der Lautstärke: "Das geht zum Beispiel über eine geänderte Motorsoftware, die man auf das Auto aufspielen kann. Diese sind oft nicht zulässig, das ist aber sehr schwierig, nachzuweisen."

Gerade bei älteren Fahrzeugen komme es immer wieder vor, dass die Weiterfahrt untersagt wird, weil die Fahrzeuge komplett durchgerostet oder verkehrsunsicher sind. "Es kam auch schon vor, dass bei der Prüfung die Bremsleitungen geplatzt sind, zum Beispiel, wenn die Leitungen durch Streusalz und Witterung zu stark korrodieren sind." Denn in Bremsleitungen kann bei einer Vollbremsung ein Druck von bis zu 150 Bar entstehen. Zum Vergleich: Der normale Atmosphärendruck im Alltag beträgt ein Bar. Auch durchgerostete Achsen sind ein Thema, wenn sie durch Salz korrodiert sind. Dann dürfen die Autos nicht mehr im Straßenverkehr bewegt werden, bis sie repariert worden sind. Da gibt es keine Ausnahme: "Die Autos bleiben dann hier."
Das macht der TÜV

Der Technische Überwachungsverein, kurz TÜV, ist eine technische Prüforganisation, die Sicherheitskontrollen vornimmt. 1866 wurde in Mannheim die "Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln" gegründet. Aus dieser Vorläufergesellschaft und nach der Fusion mit anderen Überwachungsvereinen entstand schließlich der TÜV. Aufgabe des TÜV ist es, die durch staatliche Gesetze oder Anordnungen vorgeschriebenen Sicherheitsanforderungen von technischen Geräten sicherzustellen.

Ressort: Waldshut-Tiengen

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