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Eiszapfenrezept

Wie Eissäulen entstehen und wie man selbst eine herstellen kann.  

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Solange er denken kann, wollte der Tübinger Physikprofessor Eduard Heindl Eiszapfen ziehen. "Es hat mich einfach fasziniert", sagt er. Immer wieder hat er überlegt, wie das funktionieren könnte. Was mit Wasser passiert, wenn es bei Minusgraden gefriert, hatte er schon in der Schule gelernt: die kleinsten Teilchen, aus denen Wasser besteht, die Moleküle, verlangsamen bei sinken- der Temperatur die Geschwindigkeit, mit der sie aneinander vorbei gleiten. Mehr und mehr, bis sie sich schließlich gar nicht mehr bewegen können. Bei null Grad setzt der Stillstand ein. Wie aber kann man gefrierendem Wasser die Form eines Eiszapfens geben? Natürliche Eiszapfen entstehen dort, wo Wasser bei anhaltenden Minustemperaturen von oben heruntertropft, von Dächern beispielsweise. Vor zwei Jahren hatte Eduard Heindl schließlich eine Idee, wie sich dieser Effekt nachahmen lässt. Also hat er eine "Bauanleitung" für künstliche Eiszapfen geschrieben. Man braucht dafür einen Bindfaden, eine Schnur, ein kleines Stück Alufolie und einen Plastikkanister mit Henkel. Das Experiment kann beginnen, wenn der Wetterbericht einige Tage mit Temperaturen unter null Grad ange- kündigt hat. Den Kanister bindet man an sei- nem Henkel am besten an den unteren Ast ei- nes Baumes. Mit einer feinen Nadel durchsticht man dann seine Unterseite, sodass ein dünner Wasserstrahl austritt. Unterhalb des Behälters hängt der Bindfaden. Der Wasserstrahl aus dem Loch muss ihn treffen und daran entlang laufen. Damit das Wasser ständig auf den Faden fließt, werden am besten an Zweigen rechts und links vom Behälter weitere Fäden angebunden und mit der Alufolie etwa zehn Zentimeter unterhalb von dem Faden zusammengehalten. Die Alufolie wirkt wie eine Rinne. Das Ende des langen Fadens sollte den Boden berühren. Bei der Suche des Standorts sollten Eiszapfenbauer daran denken, dass der Kanister einfach zu erreichen sein sollte. Denn sie müssen das Wasser im Behälter laufend nachfüllen, auch in der Nacht. Der Abstand zum Boden bestimmt die spätere Länge des Eiszapfens. Wenn alles aufgebaut ist, kann es losgehen. Vorausgesetzt natürlich, dass die Temperatur bei mindestens vier Grad unter null liegt. Der Behälter wird mit kaltem Wasser gefüllt. Schon nach etwa einer Stunde bildet sich rund um den Faden ein feiner Eisstab. Möglicherweise muss der Wasserbehälter etwas verrückt werden, damit das Wasser exakt auf die Spitze des Eisstabes läuft. Nach zwölf Stunden steht der Eisstab stabil. Wer laufend Wasser nachfüllt, kann seinen Eiszapfen jeden Tag um etwa zwei Zentimeter dicker werden lassen. Ist ein Durchmesser von etwa fünf Zentimetern erreicht, kann man weitere Löcher in den

Behälter stechen, damit mehr Wasser heruntertropft. "Der Trick ist die langsame Fließgeschwindigkeit des Wassers", sagt Eduard Heindl. Aus diesem Grund ist die Alufolie in der empfindlichen Anfangsphase so wichtig. Sie leitet das Wasser, und lenkt auch den Strahl. Für eine zwei Meter hohe Eissäule in seinem Garten in Tübingen hat Eduard Heindl etwa hundert Liter Wasser gebraucht.

Silvia Faller

Ressort: Zisch

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