Eine Woche den Duft des Uni-Alltags schnuppern
Eine Internetplattform bringt Schüler und Studierende zusammen und hilft so auch bei der Entscheidung für ein Studienfach.
Nicola Schwanauer
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Alicia Gabel, 17, ist in der 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums im pfälzischen Frankenthal. Sie möchte vielleicht englische Literatur und Sprache studieren. Über das Uni-Studium, sagt sie, wusste sie bisher so gut wie nichts. Um eine vage Ahnung zu bekommen, hat sie sich bei einer Internetplattform angemeldet. Dort soll es Studierende geben, die Schüler oder Schülerinnen für ein paar Tage beherbergen und an ihrem Hochschulalltag teilhaben lassen.
Maria-Xenia Hardt, 23, studiert Anglistik an der Freiburger Uni im 7. Semester. Um Neulingen oder Unentschlossenen Hilfestellung zu bieten, hat sie sich bei derselben Internetplattform registriert. Jetzt sitzen Alicia und Maria-Xenia an einem der kniehohen abgewetzten Holztische im Kollegiengebäude 1 der Uni und reden über ihre Erfahrungen als Ratsuchende und als Ratgebende. Innerhalb weniger Tage hat die Schülerin Bibliotheken gesehen, in Vorlesungen hineingehorcht und vieles über den Aufbau des Studiums, Pflichtveranstaltungen und Prüfungen erfahren. "Mein Wunsch, mein Ziel zu konkretisieren, hat sich erfüllt", sagt Alicia Gabel zufrieden.
Die Plattform, die die beiden jungen Frauen zusammengebracht hat, gibt es seit einem halben Jahr in der aktuellen Form. Sechs Studentinnen haben sie unter dem Namen "Quaestia" 2012 ins Leben und sie als gemeinnützigen Verein eintragen lassen. Das erklärte Ziel laut Studentin Sarah Renner: "Die Studenten sollen ihren Alltag weiterleben, damit die Schüler die Realität sehen."
Ein paar Tage lang erlebt Alicia nun die Realität von Maria-Xenia. Sie nächtigt im Schlafsack in Maria-Xenias WG-Zimmer in Vauban und fühlt sich inspiriert von den Leuten in der Wohngemeinschaft – "wie viel die schon erlebt haben, wie viel die sich trauen". Auch wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entspreche, sei das ja eine Erkenntnis und ein weiterer Schritt in Richtung Entscheidung.
Ihre Partnerin strebt den Master in Anglistik und Portugiesisch an und will ihrer ersten Besucherin ein realistisches erstes Bild vom Uni-Alltag vermitteln. In dem kleinen Stundenplan, den sie für Alicia aufgestellt hat, finden sich daher nicht nur die Rosinen des Vorlesungsverzeichnisses. Sie will auch zeigen, was anstrengend und mühselig sein kann und doch erledigt werden muss. Das ist im Sinne der Veranstalter von "Oneweekstudent". Trotzdem wollte Maria-Xenia Alicia den Übersetzungskurs Portugiesisch nicht zumuten: "Da hätte sie wirklich gar nichts verstanden." Die Schülerin suchte sich stattdessen eine Vorlesung in Germanistik raus. Was sie über die Literatur der DDR hörte, empfand Alicia als dröge: "Wenn ich Deutsch studieren wollte, hätte mich das abgeschreckt." Ein paar Tage lang setzte sich die Schülerin in unterschiedliche Vorlesungen, einfach, um einen Eindruck zu bekommen. Ihre Erkenntnis: "Ob eine Vorlesung was bringt, hängt vom Dozenten ab." Die Gastgeberin teilt gerne ihre Erfahrung mit der Schülerin: "Von der Schule zum Studium, das ist ein harter Übergang. Da ist es nicht so einfach, sich zurechtzufinden."
Die Teilnahme bei "Oneweekstudent" ist an keine Bedingungen geknüpft. Kosten fallen nicht an, eine Rückmeldung kann man geben, muss aber nicht. Warum Alicia sich schon jetzt informiert, wo sie noch so viel Zeit zu haben scheint? Sie sei einfach neugierig auf die Uni. Sie freut sich aufs Studentenleben und hat kein Unbehagen davor. Sie hätten sich sehr gut verstanden, sagen beide. So wirken sie auch, irgendwie – inspiriert.
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