Eine Stimmung - streckenweise wie in einem Beatles-Konzert
Beim Konzert der französischen "Ogres de Barback" im Freiburger Jazzhaus rissen die vier Vertreter des Nouvelle-Chanson die Zuschauer von den Stühlen.
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Es ist das erste Mal, dass die Ogres in Freiburg spielen und doch sind 400 neugierige Zuhörer ins Jazzhaus gekommen. Und sind schon vom Anblick der Bühne überrascht: dort türmt sich ein Berg verschiedenster Instrumente. Vom Kontrabass bis zur Piccoloflöte ist alles zu sehen. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf, wo auf der Bühne noch die Musiker hin passen sollen.
Die 13-köpfige Vorgruppe UNZ macht's vor. Das Ensemble von Schülern der Jahrgangsstufe 12 am Deutsch-Französischen Gymnasium in Freiburg, quetscht sich irgendwie in die Lücken zwischen Akkordeons und Cello und beginnt mit der Show. UNZ spielen selbst bearbeitete und arrangierte Versionen von den Songs der Ogres de Barback und den - auch zum Nouvelle-Chanson zählenden Têtes Raides. Zuschauerin Jutta Hansen lobt das Engagement der Schülerband: "Es ist nicht zu übersehen, dass es ihnen Spaß macht!" Und ähnlich sieht das wohl das gesamte Publikum, denn die Begeisterung, mit der UNZ bei der Sache sind, erfasst schon bald alle im Saal: Haben anfangs noch etwa die Hälfte der Zuschauer gesessen, so stehen nach fünf Liedern auch die Letzten - zu dieser Musik muss man sich einfach bewegen - da sind die Stühle im Weg.
Und endlich kommen - gleich schon unter tosendem Applaus - die vier erfolgreichen Geschwister auf die Bühne: Alice, Mathilde, Frédo und Sam, Les Ogres de Barback. Wie Menschenfresser sehen sie allerdings auf gar keinen Fall aus. Immerhin sind sie alle vier ziemlich klein und in ihrem ganz normalen Outfit wirken sie wirklich nicht gerade gefährlich. So zierlich ist das Geschwister-Quartett, dass diejenigen, die hinter großen Instrumenten stehen, kaum noch zu sehen sind: Alice hinter ihrem Kontrabass und Frédo, der Sänger der Band, hinter seinem Akkordeon. Um so beeindruckender ist ihr Können auf allen Instrumenten: Schnelle und schräge Soli auf dem Akkordeon, der Querflöte, der Gitarre, zum Beispiel. Und wer die Ogres schon von CD-Aufnahmen kannte, stellt nun fest, dass es qualitativ keinen Unterschied zwischen dem live gespielten Konzert und den Studioaufnahmen gibt.
"Ich habe eigentlich erwartet, dass man den ganzen Abend nur so da steht, aber hier geht's richtig ab!" freut sich Ogres-Fan Leonie Wehofsits. Highlights des ersten Freiburg-Konzertes sind Chansons wie "Femme du guerrier", ein kriegskritisches Lied mit einem wunderschönen Gitarrenrefrain. Oder "Avril et toi", das von einer enttäuschten Liebe handelt und doch mit seiner leichten Melodie so etwas wie eine fröhliche Melancholie verbreitet. Oder "Grand père", ein sehr schnelles, ironischen Lied, in dem sich sämtliche Kriegserlebnisse des Großvaters als erfunden herausstellen.
"Unglaublich, wie viele Instrumente die Ogres beherrschen." Matthias Schillmöller
Instrumentenwechsel in den Stücken und eine vielfältige Instrumentalisierung der einzelnen Stücke machen die Musik sehr abwechslungsreich und rechtfertigen außerdem den Instrumentenberg auf der Bühne. "Unglaublich, wie viele Instrumente jeder der Ogres beherrscht", findet Matthias Schillmöller, seines Zeichens Musiklehrer.
Charakteristisch für die Musik der Ogres ist neben den schwungvollen Melodien auch die Geschwindigkeit, mit der die Texte aus Frédo heraussprudeln. Daran scheitern dann auch die Mitsing-Versuche des Publikums, das seiner Begeisterung statt dessen durch Mitklatschen und Zurufe Ausdruck geben muss. Klar, dass am Ende lautstark Zugaben gefordert werden, für die die Ogres die Schülerband UNZ noch einmal auf die Bühne holen. Nach dem Konzert loben die Ogres, die Stimmung habe sich stellenweise "wie in einem Beatles-Konzert" angefühlt. Und die Zuschauer? Die waren begeistert. Einzige Kritik: das Konzert war viel zu kurz.
Stefan
Mischinger, Matthias Binninger
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