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Eine Kindheit im KZ Theresienstadt

  • Danny Schuchart, Klasse 4c, Grundschule an der Kleinen Elz (Kenzingen)

  • Sa, 01. Juli 2023
    Zisch-Texte

     

Wir, die vierten Klassen der Grundschule an der Kleinen Elz in Kenzingen, haben das Buch "Ich bin ein Stern" von Inge Auerbacher in der Schule gelesen. Sie ist Jüdin und hat den Zweiten Weltkrieg und die Judenverfolgung überlebt.

Inge Auerbacher bei einer Gedenkveranstaltung für die Berliner Jüdin Ruth Nelly Abrahams, die während des Zweiten Weltkriegs wie Auerbacher in ein Konzentrationslager verschleppt worden war. Foto: via www.imago-images.de
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Auerbacher ist bisher jedes Jahr am 9. Mai an unsere Schule gekommen und hat aus ihrem Buch erzählt und für den Frieden gesprochen.

Inge Auerbacher ist eine der wenigen jüdischen Überlebenden und Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges. In Kippenheim wurde Auerbacher 1934 geboren. Dort hat sie eine Zeitlang friedlich mit ihrer Familie gelebt bis zum Jahr 1938. In dem Jahr begannen Adolf Hitler und seine Anhänger Juden zu verfolgen. Juden wurden stärker als zuvor ausgegrenzt und Inge Auerbacher durfte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in die normale Schule gehen, sondern sie musste in eine Schule für Juden gehen. Fast jeden Tag gab es für Juden neue Regeln. Unter anderem mussten sie einen sogenannten "Judenstern" auf ihre Kleidung nähen und sie durften nicht mehr einkaufen gehen. Zum Glück hat Therese, eine Dienstangestellte von Auerbachers Familie, am Grabstein von Auerbachers Großvater oft einen Korb mit Essen für sie versteckt, obwohl es verboten war, Juden zu helfen.

Am 9. November war die sogenannte "Kristallnacht" und sehr viele jüdische Häuser wurden zerstört. Auch das Haus von Auerbachers Familie wurde zerstört und dabei wurde Inge Auerbacher fast von einem ins Haus geworfenen Ziegelstein am Kopf getroffen. Aber ihre Mutter konnte sie gerade noch wegziehen. Wenige Tage später wurden sehr viele Juden verschleppt und in ein Konzentrationslager (KZ) gebracht. 1942 wurden dann Auerbacher und ihre Eltern in ein KZ nach Theresienstadt gebracht. Sie hatten sehr wenig zu essen. Auerbacher schreibt in ihrem Buch, dass es zum Frühstück eine Wasserbrühe mit sogenanntem Kaffee gab, zum Mittagessen gab es eine schleimige Brühe und eine kleine Kartoffel oder Rüben. Abends gab es eine Wassersuppe. Einmal in der Woche bekamen sie eine Ration Brot. Alle Juden waren sehr abgemagert und sie lebten in großer Angst. Inge Auerbachers Vater hat einmal Kartoffeln aus dem Lager gestohlen. Diese teilten sie sich mit einigen anderen im Lager.

Im KZ haben sich Auerbacher und ihre Freunde Spiele ausgedacht. Zum Beispiel das Spiel: Wer kann sich das leckerste Essen ausdenken? Die Kinder haben in den Müllbergen gespielt und sie hofften, irgendetwas Essbares zu finden. Einmal hat Inge Auerbacher eine Rübe gefunden, worüber sie glücklich war.

Auerbacher wurde im KZ krank und sie verbrachte Monate in der Krankenstation. Sie hatte Scharlach, dann hatte sie Würmer im Darm und sie war lange Zeit ohne ihre Eltern in Quarantäne. Die Kinder hatten im KZ keinen Unterricht, das war verboten. Zum Glück gab es aber einige mutige Lehrer, die die Kinder manchmal heimlich auf dem Dachboden unterrichteten. Dort hat Auerbacher ein großartiges Gedicht kennengelernt. Sie hat es in ihr zerfleddertes Notizbuch geschrieben und dieses sorgfältig versteckt. Und so geht das Gedicht: "I wish I were":
"I wish I were a little bird, up in the bright blue sky, that sings and flies just where he will, and no one asks him why." Auf Deutsch: "Ich wollt, ich wäre ein kleiner Vogel, hoch oben am blauen Himmel, der singt und fliegt, wohin er will, und niemand fragt ihn, warum."

Die wenigen überlebenden Juden im KZ und auch Auerbacher und ihre Familie wurden am 8. Mai 1945 von der sowjetischen Armee befreit. Später ist Inge Auerbachers Familie nach Amerika, nach New York, ausgewandert. Dort lebt Auerbacher heute noch. Wenn ihr weitere Fragen habt, zu diesem Thema, dann lest das Buch: "Ich bin ein Stern" von Inge Auerbacher.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 01. Juli 2023: PDF-Version herunterladen

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