Account/Login

Eine Hommage an die Gemeinsamkeit

Karin Steinebrunner
  • Fr, 04. Oktober 2024
    Herrischried

     

Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit tritt ein Jazz-Trio in Herrischried auf. Es beschwört das Verständnis über Grenzen hinweg.

Das Trio KEK bot Jazz in der Herrischr...rabend des Tages der Deutschen Einheit  | Foto: Karin Stöckl-Steinebrunner
Das Trio KEK bot Jazz in der Herrischrieder Kirche zum Vorabend des Tages der Deutschen Einheit Foto: Karin Stöckl-Steinebrunner
Zu einem Konzert mit internationalem Jazz am Vorabend zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit ist das Jazz-Trio KEK in die Pfarrkirche nach Herrischried gekommen. Es war eine Hommage an die Gemeinsamkeit, das Verständnis über Grenzen hinweg und das Interesse an Neuem. Der aus Griechenland stammende und in Schweden ansässige Saxophonist Alexandros Kuotsogiannis, der schwedische Bassist Jakob Evert und der in Oberschwaben beheimatete Pianist David Klüglich boten ein Programm unter dem Titel "Communications". Es verweist auf die vielleicht wichtigste Grundvoraussetzung für Gemeinsamkeit und bietet im doppelten Wortsinn feinsten, selbstgemachten Jazz.

Intensiver Blickkontakt, sensibles Erspüren, was die Partner wollen, und feinfühlige Kommunikation zeichnen dieses Trio aus. Die Stücke beginnen meist mit einer solistischen Einleitung, in die sich die beiden Mitspieler ganz sacht einschleichen. Aber auch abrupte Wechsel des Charakters beherrscht das Trio meisterlich. Schön auch, dass hinter ihren Kompositionen oft kleine Geschichten stecken, die sie dem Publikum verraten.

So erzählt Alexandros Kuotsogiannis, er habe sich wegen Rückenproblemen einen Trolly zugelegt, in den er drei Jahre lang alles hineinstopfte, was er mitnehmen musste, so dass der seinen Geist aufgab, und er seine Siebensachen auf den Rücken packen musste. Das brachte ihn auf die Idee, ein Stück mit dem Wortspiel "I Want My Baby Back" zu überschreiben. Tatsächlich ist das Stück durchzogen von einem kurzen Rufgestus des Tenorsaxophons, dem jeweils eine beschwichtigende Akkordfolge antwortet.

Ein Stück von Jakob Evert beginnt mit Anklängen an Glockengeläute im Klavier, das Sopransaxophon stimmt mit leicht sphärischen Klängen ein, während der Kontrabass zunächst durch Klopfen auf den Korpus ein sanftes perkussives Moment einbringt und dann mit empfindsamen gestrichenen Flageoletts diese zauberhafte Stimmung noch verstärkt. David Klüglich steuert ein Stück bei, in dem er nach swingenden Klavierkaskaden zu einem mit Kontrabass begleiteten, quasi klassischen "Lied ohne Worte" wechselt, das sich als Zitat des Liedes "Nun ruhen alle Wälder" entpuppt.

Speziell zum Tag der Deutschen Einheit spielt das Trio ein Stück, in dem das Kinderlied "Feuergeister" verwoben wird mit Anklängen an "Freude schöner Götterfunken", melodisch und rhythmisch mannigfaltig variiert. Und schließlich spielen die drei Musiker noch eine Hymne an die Freundschaft, mit einem Ostinato im Bass, das sie nach einiger Zeit in Gesang umwandeln und schließlich das Publikum dazu animieren mitzusingen. Gemeinsam klingt dieses Ostinato im Pianissimo aus. Die Zugabe mit dem Titel "Silence" setzt dieser Zartheit noch die Krone auf mit Arpeggien des Kontrabasses, gefolgt von Tönen des Klaviers, leicht wie Tautropfen und einer schwermütigen Weise aus lang gehaltenen Tönen im Tenorsaxophon.

Ressort: Herrischried

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.

Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr


Weitere Artikel