Eine Hommage an die Gemeinsamkeit
Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit tritt ein Jazz-Trio in Herrischried auf. Es beschwört das Verständnis über Grenzen hinweg.
Intensiver Blickkontakt, sensibles Erspüren, was die Partner wollen, und feinfühlige Kommunikation zeichnen dieses Trio aus. Die Stücke beginnen meist mit einer solistischen Einleitung, in die sich die beiden Mitspieler ganz sacht einschleichen. Aber auch abrupte Wechsel des Charakters beherrscht das Trio meisterlich. Schön auch, dass hinter ihren Kompositionen oft kleine Geschichten stecken, die sie dem Publikum verraten.
So erzählt Alexandros Kuotsogiannis, er habe sich wegen Rückenproblemen einen Trolly zugelegt, in den er drei Jahre lang alles hineinstopfte, was er mitnehmen musste, so dass der seinen Geist aufgab, und er seine Siebensachen auf den Rücken packen musste. Das brachte ihn auf die Idee, ein Stück mit dem Wortspiel "I Want My Baby Back" zu überschreiben. Tatsächlich ist das Stück durchzogen von einem kurzen Rufgestus des Tenorsaxophons, dem jeweils eine beschwichtigende Akkordfolge antwortet.
Ein Stück von Jakob Evert beginnt mit Anklängen an Glockengeläute im Klavier, das Sopransaxophon stimmt mit leicht sphärischen Klängen ein, während der Kontrabass zunächst durch Klopfen auf den Korpus ein sanftes perkussives Moment einbringt und dann mit empfindsamen gestrichenen Flageoletts diese zauberhafte Stimmung noch verstärkt. David Klüglich steuert ein Stück bei, in dem er nach swingenden Klavierkaskaden zu einem mit Kontrabass begleiteten, quasi klassischen "Lied ohne Worte" wechselt, das sich als Zitat des Liedes "Nun ruhen alle Wälder" entpuppt.
Speziell zum Tag der Deutschen Einheit spielt das Trio ein Stück, in dem das Kinderlied "Feuergeister" verwoben wird mit Anklängen an "Freude schöner Götterfunken", melodisch und rhythmisch mannigfaltig variiert. Und schließlich spielen die drei Musiker noch eine Hymne an die Freundschaft, mit einem Ostinato im Bass, das sie nach einiger Zeit in Gesang umwandeln und schließlich das Publikum dazu animieren mitzusingen. Gemeinsam klingt dieses Ostinato im Pianissimo aus. Die Zugabe mit dem Titel "Silence" setzt dieser Zartheit noch die Krone auf mit Arpeggien des Kontrabasses, gefolgt von Tönen des Klaviers, leicht wie Tautropfen und einer schwermütigen Weise aus lang gehaltenen Tönen im Tenorsaxophon.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kommentarfunktion ist aktuell geschlossen, es können keine neuen Kommentare veröffentlicht werden.
Öffnungszeiten der Kommentarfunktion:
Montag bis Sonntag 6:00 Uhr - 00:00 Uhr