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Eine "historische" Operation

In Südafrika wurde einem Baby ein Teil der Leber seiner HIV-infizierten Mutter eingesetzt – das Virus übertrug sich dabei wohl nicht.  

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JOHANNESBURG. Die Entscheidung, einem Kind einen Teil der Leber seiner Mutter einzupflanzen, muss schwierig genug sein. Was aber, wenn die Mutter HIV-positiv ist, ihr Kind aber nicht – und es bei der Transplantation infiziert werden könnte? Mit dieser Frage sahen sich Ärzte einer Johannesburger Universitätsklinik konfrontiert, die ein Baby mit einer tödlichen Anomalie zu behandeln hatten: Dessen Leber wurde nicht mit Blut versorgt, das Kind wäre früher oder später gestorben. 181 Tage lang suchten die Ärzte nach einem Organspender – vergeblich.

In Südafrika zeigen sich offenbar noch weniger Menschen als sonst in der Welt zur Weitergabe ihrer Innereien bereit: Hinzu kommt, dass hier rund sieben Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert sind. Als Organspender kamen sie deshalb nicht in Betracht, vor allem nicht für HIV-negative Empfänger. Doch die Mutter des Babys habe die Ärzte nicht in Ruhe gelassen, berichtet Jean Botha, Transplantations-Direktor am Wits Donald Gordan Medical Centre. "Warum wollt ihr mich daran hindern, mein Kind zu retten?", habe sie immer wieder gefragt.

Das Kind wurde zuvor mit Medikamenten behandelt

Schließlich gaben die Ärzte den Bitten der Mutter nach eingehender Beratung statt: Wie jetzt erst bekannt wurde, pflanzte das medizinische Team der Uni-Klinik dem Baby im vergangenen Jahr schließlich einen Teil der Leber seiner Mutter ein. Das reduzierte Organ wächst beim Spender bereits nach wenigen Wochen wieder auf seine ursprüngliche Größe nach: Auch bei dem Kind soll die Operation – zumindest oberflächlich betrachtet – erfolgreich verlaufen sein.

Doch die entscheidende Frage war, ob das Kind bei der Transplantation von dem Virus angesteckt werden würde: Selbst ein Jahr nach dem Eingriff ist das nicht eindeutig zu klären. Einmal wurden im Blut des Babys tatsächlich Antikörper gegen das HI-Virus festgestellt: Eigentlich ein Zeichen für eine Ansteckung. Womöglich habe es sich dabei um die Abwehrstoffe ihrer Mutter gehandelt, hofft indessen das Operationsteam: Denn bei dem Kind wurden bislang keinerlei HI-Viren festgestellt.

Die Ärzte hatten auch alle nur erdenklichen Vorkehrungen getroffen, um das Ansteckungsrisiko möglichst gering zu halten. Das Baby wurde sowohl vor wie nach der Operation mit antiretroviralen Medikamenten behandelt. Auch die Mutter nimmt seit Jahren solche, die Zahl der Viren stark reduzierende Pillen ein. Südafrika hat das umfangreichste ARV-Programm der Welt eingeführt: Mehr als vier Millionen Menschen erhalten die lebensrettenden Medikamente. Die Zahl der Neuansteckungen ist in den vergangenen fünf Jahren um die Hälfte gesunken; nur noch zwei Prozent der von HIV-positiven Müttern zur Welt gebrachten Kinder werden bei ihrer Geburt angesteckt.

Bereits wiederholt sind in Südafrika Organe von HIV-positiven Spendern in HIV-positive Empfänger transplantiert worden: Dagegen ist der Johannesburger Fall der erste der Welt mit einem nichtinfizierten Empfänger. Der womöglich erfolgreiche Eingriff könne eine Tür öffnen, meinte Südafrikas Gesundheitsminister Aaron Motsoaledi bei der Bekanntgabe der "historischen Operation" in Johannesburg: Denn das Land kann auf keinen Organspender verzichten.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 08. Oktober 2018: PDF-Version herunterladen

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