Eine ganz persönliche Werbung

Zwei ehemalige Oxford-Studenten verkaufen mit großem Erfolg ihr Gesicht als Reklamefläche, um ihre Schulden aus dem Studium zu bezahlen.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Werbung an der Backe: Ed Moyse Foto: Dinkelacker
Ganz so erfolgreich wie Mark Zuckerberg wollen sie gar nicht werden. Milliarden anzuhäufen, das ist keineswegs ihr Ziel. Mit der Abzahlung ihrer Schulden – und einem bisschen extra – wären sie schon ganz zufrieden. Wenn sich aus der Idee mehr machen lässt: umso besser.

Einen Versuch ist es Ed Moyse und Ross Harper jedenfalls wert. Die beiden Absolventen der englischen Eliteuniversität Cambridge suchen, wie ihr großes Vorbild aus Harvard, einen Geistesblitz kommerziell auszubeuten. Statt "Facebook" heißt ihr Unternehmen aber "Buy My Face". Und die Geschäftsidee? Ökonom Moyse und Neurologe Harper verkaufen ihre Gesichter. Zumindest verpachten sie sie – als Reklamefläche. Für 400 Pfund pro Tag kann man sie mieten. Zwischen Stirn und Kinnspitze tragen sie Firmenlogos spazieren. Außerdem stellen sie ihre buntbemalten Gesichter ins Internet.

Die Idee kam den beiden Freunden im Vorjahr, als ihr Studium sich unerbittlich dem Ende zuneigte. Wie die meisten Studenten in England hatten sie sich Gebühren und Unterhalt für die Dauer des Studiums vom Staat vorstrecken lassen. Ihre Schulden beim Amt für studentische Darlehen betrugen rund 25 000 Pfund (30 000 Euro) für jeden. Jobs aber standen zunächst keine in Aussicht. Also, sagen sie, habe man sich "etwas Unkonventionelles" einfallen lassen müssen. Etwas, das wenig Startkapital erforderte. Die Lösung war die Gesichter-Verpachtung.

Gebraucht wurde dazu ein guter Make-up-Koffer, weiter nichts. Verwandten und Bekannten mit Geschäftsverbindungen boten sie im vorigen Sommer zuerst ihre Dienste an. Für ein Pfund pro Tag waren sie bereit, sich Logos und Werbesprüche aufs Gesicht zu malen. Es war "mal etwas anderes", einen Firmennamen so unter die Leute zu bringen. Anfangs, berichten Harper und Moyse, habe wahrscheinlich jeder sie für verrückt gehalten – wiewohl die wenigstens es offen zu sagen wagten. Dann sprach sich die Geschichte herum. Als Fotos der wandelnden Litfaß-Säulen im Web erschienen, bissen auch größere Fische an. Mit dem Wettbüro Paddy Power und der Steuerberatungsfirma Ernst & Young als Kunden schafften die Jungakademiker den Durchbruch.

Nun wurden sie sogar auf Reisen geschickt. Oder in die Oper. Auch eine Skitour gehörte mit zum Auftrag. Und ihre Tagespreise zogen scharf an. Mittlerweile haben die beiden Ex-Studenten mehr als die Hälfte ihrer Studienschulden verdient. Mit Hilfe eines technisch versierten Freundes in Cambridge bauten sie ihre Webseite aus. Inzwischen denken sie an Expansion. Denn mit der Verdreifachung der englischen Studiengebühren im Herbst wachsen auch die Schulden arbeitsloser Studienabgänger auf der Insel. Sogar aus Deutschland und den USA sind Anfragen bei "Buy My Face" eingegangen: Immer mehr Leute wollen sich in Reklamefläche verwandeln.

Kritik an der Art ihres Gelderwerbs kann Moyse und Harper wenig rühren. Dass sie im Lager des antikapitalistischen Protests nicht willkommen wären, wissen sie. Dabei wollten sie, wie sie beteuern, ja nur erstmal ihre Schulden abarbeiten. Und danach ihre Idee für andere nutzbar machen. Nebenher heitere ihre Methode auch die Mitwelt auf. Wer könnte daran etwas auszusetzen haben? Manchmal, berichten die beiden, entstehe natürlich "eine etwas betretene Pause", wenn Passanten ihre bemalten Gesichter entdeckten und sich einen Reim auf die Sache zu machen suchten – ohne ein einziges Wort zu sagen. Abends vor allem aber hätten sie gute Erfahrungen gemacht: "Wenn wir abends ausgehen, werden wir schon mal spontan von Leuten umarmt, die vielleicht ein oder zwei Gläschen zu viel getrunken haben. Aber beschimpft hat uns im Grunde noch niemand."

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel