Eine fast unmögliche Liebe
Malorie Blackman thematisiert in ihrem Jugendroman "Himmel und Hölle" den Rassismus
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Es ist ein genialer Trick der 1962 in London geborenen farbigen Autorin, einfach mal die Vorzeichen zu wechseln. Was dabei herauskommt, ist die Erkenntnis, dass Rassismus, von wem und wo auch immer er praktiziert wird, nach den immer gleichen Mustern funktioniert: Dass Menschen nicht in ihrer individuellen Besonderheit wahrgenommen, sondern in Schubladen sortiert werden. Blackman gelingt es, differenziert darzustellen, wie Rassismus bis in die feinsten Verästelungen menschlicher Beziehungen seine unheilvollen Fäden spinnt. Nicht ohne Grund wurde "Himmel und Hölle" von Times-Lesern zu den "100 Lieblingsbüchern aller Zeiten" gewählt.
Sephy genießt als Tochter des Innenministers alle Privilegien einer Alpha. Aber "wer ich eigentlich war, was ich im tiefsten Inneren dachte und fühlte, war allen egal". Im tiefsten Innern fühlt sie sich zu Callum hingezogen, mit dem sie schon als Kind gespielt hat. Nichts anderes wünscht sie sich, als ihre Liebe zu leben. Aber "es ist als wärest du an einem Ort und ich an einem anderen, mit einer dicken hohen Mauer dazwischen". Denn Callum ist ein Zero. Und alle Versuche, die Mauern zwischen ihnen einzureißen, enden im Desaster.
Abwechselnd erzählen Callum und Sephy ihre Geschichte, und es wird deutlich: "Callum und ich waren wie zwei Seiten einer Medaille." Wer den rassistischen Festlegungen entkommen will, riskiert den Verlust der Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe, die sich durch den Hass auf die jeweils andere definiert. Wobei die Zeros allen Grund haben, die Alphas zu hassen. Die Demütigungen und Ungerechtigkeiten, die sie den Zeros zufügen, provozieren deren Radikalisierung, der sich am Ende auch Callum nicht entziehen kann. Andere, wie Callums Schwester Lynette, zerbrechen daran.
Es ist berührend und von unglaublicher Spannung, wie sich auf 500 Seiten Sephys und Callums Wege immer wieder und oft unter widrigsten Umständen kreuzen in dieser von Angst und Hass paralysierten Gesellschaft. Obwohl sie allen Grund hätten, aneinander zu zweifeln, ist ihre Liebe letztlich stärker, auch wenn die Leser nicht mit einem billigen Happy End abgespeist werden. Was Callum und Sephy wohl dazu sagen würden, dass in den USA mit Barack Obama erstmals ein "Zero" zum Präsidenten gewählt wurde? Nach der Lektüre von "Himmel und Hölle" wird umso deutlicher, welche Sensation das ist.
– Malorie Blackman: Himmel und Hölle. Roman. Deutsch von Christa Prummer-Lehmair und Sonja Schuhmacher. Boje Verlag, Köln 2008. 510 Seiten, 19,90 Euro. Ab 14.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ