"Eine Atmosphäre des Wohlwollens"
ZISCH-INTERVIEW mit der Grundschullehrerin Maria Köllner über jahrzehntelange Karriere und gegenseitige Wertschätzung.
Charlotte Dieckmann, Klasse 4b, Schneeburgschule (Freiburg)
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Zisch-Reporterin Charlotte Dieckmann aus der Klasse 4b der Schneeburgschule Freiburg im Interview mit ihrer Lehrerin Maria Köllner, die seit über 30 Jahren in ihrem Beruf ist, über Gelassenheit und Glück.
Köllner: Meine Oma und meine Mutter waren auch Lehrerinnen. Meine Oma sagte immer, es sei ein wundervoller Beruf, es gäbe nichts Schöneres, und das finde ich auch. Kein Tag ist langweilig. Man ist von früh bis spät kreativ und lebt im Augenblick. Nur was für die Kinder stimmt und von Bedeutung ist, ist es wert, gelehrt und gelernt zu werden. Da bleibt man flexibel. Es ist auch sehr erfüllend, Vorbild sein zu dürfen und von den Kindern so viel zurückzubekommen.
Zisch: Wie lange sind Sie schon Lehrerin?
Köllner: Ich bin schon 31 Jahre Lehrerin und das immer an derselben Schule. Als ich anfing, war ich die jüngste Lehrerin – wahrscheinlich in ganz Freiburg, und nun bin ich die älteste. Ich hatte auch immer einen ganz kurzen Schulweg: Fünf Minuten mit dem Fahrrad den Berg runterrollen. Bei Schnee und wenn ich die Schulhunde dabei hatte, konnte ich laufen. Die Atmosphäre war immer sehr kooperativ und fast familiär, so dass ich mich sehr wohl und fast wie zu Hause fühlte.
Zisch: Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Köllner: Es ist der Kontakt und die Liebe zu den Kindern. Mein Wahlspruch war immer, ganz nach Maria Montessori: Die Liebe ist die Basis von jeglicher Art von Pädagogik. Wenn diese Basis gelegt ist, lernen Kinder alles mit Freude. Jeder Tag ist Leben und es ist so schön, zu sehen, wie gern die Kinder in die Schule kommen. Es ist eine Atmosphäre des Wohlwollens, der gegenseitigen Wertschätzung und des Vertrauens. Ich erziehe die Kinder mit Liebe und Linie und wir können uns aufeinander verlassen.
Zisch: Welche Fächer unterrichten Sie am liebsten?
Köllner: Ich unterrichte alle Fächer gerne. Am liebsten mag ich musische Fächer wie Musik und Kunst, aber auch Deutsch und Religion. Da entsteht ein tiefgründiger Austausch und viel Vertrauen.
Zisch: Welche Klassenstufe unterrichten Sie am liebsten?
Köllner: Immer die, die ich gerade habe. Ich hatte meine Schulkinder immer durchgängig als Klassenlehrerin in fast allen Fächern von Klasse eins bis vier. Da wächst man zusammen wie eine große Familie und genießt jeden Augenblick.
Zisch: Was war Ihr größtes Projekt?
Köllner: Große Highlights waren sicher unsere Theaterstücke, die wir jedes Jahr vor Schulklassen und den Eltern aufgeführt haben, meistens im Rahmen eines Herbstfestes oder einer Weihnachtsfeier. Gerne erinnere ich mich auch an ein Musikprojekt, bei dem wir mehrmals in einem Altersheim den älteren Menschen Lieder vorgesungen und Gedichte aufgesagt haben und mit ihnen ein Konzert im Konzerthaus besuchen durften. Auf dem Heimweg haben wir spontan in der Freiburger Innenstadt ein Ständchen gesungen und 30 Euro in fünf Minuten eingenommen. Das reichte für ein dickes Eis für jeden.
Zisch: Ist Schule heute anstrengender als früher?
Köllner: Nein, für mich nicht. Ich hatte aber auch das Glück, an einer Schule zu unterrichten, wo es praktisch keine problematischen Kinder und durchweg kooperative Eltern gibt. Es ist sogar so, dass ich heute durch meine Erfahrung routinierter und gelassener und noch liebevoller mit den Kindern umgehe und mich freier fühle, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Zisch: Wann werden sie so richtig ärgerlich?
Köllner: Wenn etwas, das mir wichtig ist, mutwillig missachtet wird.
Zisch: Wer ist anstrengender Kollegen oder Eltern?
Köllner: Kolleginnen und Kollegen sind für mich nicht anstrengend, eher belebend und oft auch hilfreich. Mehr im Team zu arbeiten, wäre für Lehrer sicher wünschenswert. Eltern können manchmal anstrengend sein, vor allem wenn es um die Schullaufbahn und die Leistungsbewertung ihrer Kinder geht. Ich hatte aber fast nur nette kooperative Eltern, die meine Arbeit schätzten.
Zisch: Was ist das Wichtigste was Kinder in der Schule lernen?
Köllner: In sich selbst sicher und stark sein, sich angebunden fühlen an etwas Größeres, friedfertig mit anderen Menschen und Lebewesen umgehen, Verantwortung für die Welt übernehmen, positiv denken und mit Freude erschaffen. Eine solide Bildung kann auf diesem Weg nur nutzen.