Einblicke in die Welt des Graffiti
Das Festival "Urban Arts and Survival" am Theater zeigte Grundlagen und Techniken urbaner Kunstformen.
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Am ehemaligen Bühnenbild für die Oper Rigoletto dürfen die Nachwuchssprayer ihrer Kreativität freien Lauf lassen. "Eigentlich wäre die Kulisse entsorgt worden, jetzt wird stattdessen Kunst daraus", sagt Graham Smith (39), der als Choreograph am Theater arbeitet und das dreitägige Festival organisiert hat. Für den Graffiti-Workshop zum Thema Street Art hat er einen befreundeten Künstler eingeladen: Sweet Uno (36) aus Heidelberg, der sich in den vergangen Jahren mit seinen kreativen Wandbildern einen Namen in der Graffiti-Szene gemacht hat. Er bringt den Teilnehmern die Grundlagen, aber auch spezielle Kniffe des Sprayens näher.
Der elfjährige Julian aus Hochdorf verfügt bereits über das nötige Basiswissen. Er sprüht bereits seit vier Jahren Graffiti an Wände – meist an einer eigens dafür freigegebenen Stelle an der Paduaallee und fast immer gemeinsam mit seinen Schulfreunden. Die hat er zum Workshop mitgebracht. Ausgelöst wurde seine Leidenschaft für Graffiti durch Fahrten mit dem Fahrrad an der Dreisam entlang. Dort hat er die bunten Wandbilder zum ersten Mal gesehen – und schon bald selbst mit dem Sprayen angefangen. Seitdem geben er und seine Freunde regelmäßig ihr Taschengeld für verschiedene Farbdosen aus.
Sweet Uno hat sich mit seinen jungen Zuhörern darauf geeinigt, den Slogan des Festivals, Urban Arts and Survival, auf die noch schneeweißen Wände des ehemaligen Bühnenbilds zu sprühen. "Das ist der Ursprung der Graffiti in den USA: Man denkt sich einen Künstlernamen oder Slogan aus und sprüht ihn in verschiedenen Variationen an Wände", erklärt der Künstler. Dazu sollen zuerst die Buchstaben mit gelber Farbe skizziert werden. Dann folgt der dunkelrote Hintergrund. Julian und seine Freunde schütteln ihre Farbdosen, machen sich ans Werk. Sweet Uno gibt den jungen Sprayern immer wieder Tipps: "Etwas mehr Abstand zur Wand und nicht so hastig sprühen." Mit ruhiger Hand demonstriert er, wie gleichmäßige Linien gezogen werden und geht dabei langsam in die Hocke. "Ihr müsst ein Gefühl für euren Körper finden", sagt Sweet Uno. Für ihn ist das Sprayen eine Art der Meditation, fügt er an.
Als der Hintergrund fertig ist, sprüht Julian mit schwarzer Farbe die Konturen und Schatten der Buchstaben auf. Immer wieder bleiben Passanten stehen, schießen Fotos und schauen zu, wie aus weißen Wänden ein buntes Kunstwerk entsteht. Julian tritt ein paar Schritte zurück, begutachtet sein Werk zufrieden. Nach rund dreistündiger Arbeit strahlt die ehemalige Kulisse in Gelb und Rot. Wie lange die Graffiti vor dem Theater zu bewundern sein werden, kann Graham Smith nicht voraussagen. Doch er will das Kunstwerk auf jeden Fall erhalten. Eine Idee hat er schon: "Vielleicht schrauben wir eine Wand nebenan auf den Bauzaun der Unibibliothek", sagt er mit einem Schmunzeln.
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