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Gewinnerin Zisch-Schreibwettbewerb Herbst 2023

Ein verzauberndes Gerücht

Von Samirah Dachiel, Klasse 4, Karlschule (Freiburg)  

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Eine sehr fantasievolle Geschichte hat sich Samirah Dachiel ausgedacht.  | Foto: Ferdinando Terelle
Eine sehr fantasievolle Geschichte hat sich Samirah Dachiel ausgedacht. Foto: Ferdinando Terelle
Einer von drei Gewinner-Texten des Zisch-Schreibwettbewerbes im Herbst 2023

Die Stadt Tenkershof war sehr klein. Es gab nur zwei Familien, die jeweils zehn Kinder hatten. Dann gab es die Lehrer*innen, die die Kinder in der Tenkershofschule unterrichteten. Und natürlich gab es noch den alten Waldemar. Er ging immer durch die Straßen und erzählte den Leuten, wenn man durch den Wald hinter die acht Hügel zu einer roten Bank und dann in eine Höhle geht, wartet dort ein Einhorn namens Philomena Kasara.

Und wenn man ihm hilft, würde es einem vier Wünsche erfüllen. Waldemar sagte, er war einmal dort, doch jetzt wäre er zu alt und jemand anders müsste dahin gehen. Die Leute sagten, er wäre verrückt und warum müsste man diesem Einhorn helfen? Er sagte darauf, dass er das ja auch nicht weiß, aber er spüre, dass es Philomena nicht gut ginge. Doch keiner wollte ihm glauben.

In der einen Familie Ressler gab es das Kind Lana. Lana war das kleinste Kind in ganz Tenkershof, und sie war auch das unbeliebteste Kind in Tenkershof. Doch das verstand Lana gar nicht. Sie mochte sich selber so, wie sie war. Aber natürlich reichte es ihr nicht, dass nur sie sich selber mochte. Sie wünschte sich, auch Freunde zu haben. Deswegen wusste sie, ihre einzige Chance glücklich zu werden, bestand darin, heute Nacht zu Philomena zu gehen. Natürlich war sie sich nicht sicher, ob Waldemars Prophezeiungen stimmten, doch was sollte sie anderes tun? Sie war schließlich auch nur ein Mensch.

Sie ging zur Schule und verkündet dort stolz: "Ich bin morgen übrigens nicht daaahaa!" Da kam Clemens, der coolste aus der Klasse auf sie zu und sagte: "Wieso, kannst du in die Zukunft sehen und wissen, dass du morgen krank wirst? Ich glaube eher nicht oder schwänzt du, du kleines Missgeschick?" "Nein, tu ich gar nicht", entgegnet Lana und erzählte, was sie vorhatte. "Ach Lana", sagte Clemens, "glaubst du wirklich diese Fake News, die dieser verrückte alte Mann erzählt?" "Es ist meine einzige Chance", sagte Lana mit feuchten Augen. Sie schluckte. "Außerdem werde ich mal Journalistin und werde von diesem spannenden Ereignis schreiben."

Nach der Schule wollte Lana Waldemar besuchen. Es war noch nie zuvor jemand in seinem Haus. Lana klopfte und machte die Tür auf. In der Mitte war ein großes Feuer. Dort am Feuer saß der traurige Waldemar. Er sagte: "Willst du mir auch sagen, wie verrückt ich bin? Dann kannst du gleich wieder gehen."

"Nein!", sagte Lana, "ich glaube dir und ich habe vor, zu Philomena zu gehen. Ich möchte ein glücklicher Mensch werden." Dann bildete sich so viel Freude in den Augen von Waldemar, dass wahrscheinlich alle Freude, die es in ganz Tenkershof gab, nicht übertönen konnte.

Und deswegen sagte Lana leise: "Und ich dachte, vielleicht kannst du mir nochmal die Wegbeschreibung sagen?" "Aber natürlich", sagte Waldemar. "Und zwar muss man durch den Wald hinter die acht Hügel zu einer roten Bank und dann in die Höhle." "Gut!", sagte Lana. "Dann würde ich sagen, geh ich gleich mal los."
"Viel Glück, mein Kind", sagte Waldemar mit zittriger Stimme und immer noch feuchten Augen.

Also ging Lana los. Also irgendwie war diese Sache schon ein bisschen merkwürdig. Aber Lana war weiterhin fest entschlossen, sie musste ein glücklicher Mensch werden und Waldemar wollte sie auch glücklich machen. Also ging sie durch den Wald, hinter die acht Hügel und dort fand sie tatsächlich eine rote Bank. Komischerweise war dort ein Stein, auf dem "Kona Mara" stand, doch das kümmerte Lana nicht und sie ging in die Höhle. Doch da war weit und breit kein Einhorn. Hatte Waldemar etwa doch gelogen? Lana ging in der Höhle hin und her. Sie rief: "Philomena. Philomena Kasara!" Nichts rührte sich. Da rief Lana: "Waldemar hat mich geschickt."

Bei diesen Worten ging ein Felsen zur Seite und ein wunderschönes Einhorn mit regenbogenfarbener Mähne und Schweif, das Horn aus blauem Kristall trat hervor und sagte mit einer weichen Zuckerwattestimme: "Wieso bist du hier?" Da fing Lana an, alles zu erzählen.

Da sagte Philomena: "Waldemar ist also angekommen. Okay Lana, lass mich dir alles erzählen. Vor langer Zeit lebten hier Einhörner in einer Masse, das Leben war ein Paradies. Doch irgendwann wurde unser Anführer Balthasar krank. Er wusste nicht, was er tat und da er das größte Horn hatte, fing er an, damit alle anderen Einhörner zu erstechen. Ich stand dort mit meinem Vater – ich war noch ganz jung – dann nahm Balthasar Anlauf und lief auf meine Mutter zu. Sie rief mir in den letzten Augenblicken zu:’Verwandle Vater in einen Menschen und schicke ihn in eine Stadt, sonst entwickelt er irgendwann auch diese Krankheit!’ Dann starb sie. Ich tat, was sie mir befahl. Ich verzauberte Vater in einen Menschen. Mit einem Gedächtniszauber blendete ich ihn ein, er hieße Waldemar und sei ein alter Mann. Ich löschte sein Gedächtnis und er verschwand hinter der roten Bank hinter den acht Hügeln und er lief durch den Wald. Danach versteckte ich mich in dieser Höhle und wartete. Irgendwann starb Balthasar. Ich ging aus der Höhle und suchte den Körper von meiner Mutter und fand ihn. Dann begrub ich ihn unter der roten Bank, machte einen Stein dort drauf und ritzte mit meinem Horn "Kona Mara" drauf. Danach ging ich in meine Höhle und bin erst jetzt wieder rausgekommen und ich denke, Waldemar hat nie alles vergessen."

Und dann fing das Einhorn an, zu weinen, und silberne Tränen landeten auf Lanas Knien, die schon ganz verwundet waren. Im null Komma nichts heilten Lanas Wunden und es bildete sich eine wunderschöne neue Haut. Dann sagte Lana: "Wenn du mir den Wunsch erfüllst, was soll ich dann für dich tun?" "Zwei Sachen", antwortete Philomena. "Du gehst zu dem Grab meiner Mutter und sagst ihr, dass alles geklappt hat. Ich bin mir sicher, sie hört das. Dann gehst du, wenn du zurück bist, nach Tenkershof als Erstes zu Waldemar und wenn er dich fragt, wie es gelaufen ist, sagst du, dort war kein Einhorn." "Aber dann wird er doch ganz traurig", sagte Lana. "Es muss so sein", sagte das Einhorn. "Sonst kommt er hierher." "Okay!", sagte Lana, verabschiedete sich von dem Einhorn und ging zu der roten Bank. Dort flüsterte sie dem Grab alles zu und ging weiter hinter die acht Hügel und durch den Wald.

Dann zu dem Haus von Waldemar. Als sie kam, sagte Waldemar: "Und wie lief es?" Da sagte Lana: "Dort war kein Einhorn." Alle Freude und Zuversicht in Waldemars Gesicht erlosch. Er sagte: "Schönen Abend!", und verschwand in einem anderen Zimmer. Dann lief Lana nach Hause und schlief glücklich ein.

Am nächsten Morgen, als sie in die Schule kam, sagten alle zu Lana: "DU bist toll!" Alle wollten ihre Freunde sein. Lana konnte ein glückliches Leben führen. Doch da das Leben kein Paradies ist, gab es natürlich auch eine traurige Sache in Lanas Leben, und zwar wusste sie, dass Waldemar immer getrennt und traurig leben musste.

Ressort: Schreibwettbewerb

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 25. November 2023: PDF-Version herunterladen

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