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Regionalgeschichte

Ein Hauch von Kirchen-Bashing

  • Alois Lienhard (Offenburg)

  • Mo, 30. September 2024

     

Zu: "Vom Hirtenbuben zum Unternehmer", Beitrag von Wulf Rüskamp (Kultur, 21. August)

Obwohl der Redakteur im Verlauf des Artikels auf den gravierendsten Grund für die große Zahl der "unehelichen" Geburten in der Mitte des 19. Jahrhunderts hinweist (fehlende Heiratserlaubnis der badischen Behörden), gefällt er sich damit, in der Artikelunterschrift die katholische Kirche an den alleinigen Pranger zu stellen. Wenn damals sich junge, mittellose Menschen kennen und lieben gelernt hatten und eine Familie gründen wollten, durften sie von Staats wegen und wegen ihrer Mittellosigkeit nicht heiraten und blieben wirtschaftlich und gesellschaftlich im Abseits. Auch die Gesellschaft, nicht nur der Staat, verachtete und schätzte die "Bankert"-Kinder gering. Bis weit ins 20. Jahrhundert war das Etikett "unehelich" ein Makel in Staat, Kirche und Gesellschaft (man denke nur an Willy Brandt und die Kandidaten im amerikanischen Wahlkampf des 21. Jahrhunderts).

Dass die Kirche darauf drängte, Kinder nur in der gesicherten Bindung von Mutter und Vater aufwachsen zu sehen, der Staat dies im 19. Jahrhundert aber vielfach verhinderte, weil die sozialen Netze anders als heute noch nicht geknüpft waren, hätte dem Artikel den Hauch von Kirchen-Bashing erspart.
Alois Lienhard, Offenburg

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