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Berufsausbildung

Ein Firmennetzwerk in Eisenbach sucht gemeinsam Auszubildende

Stefan Mertlik
  • Mi, 26. Juni 2024, 08:00 Uhr
    Eisenbach

     

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18 Unternehmen in Eisenbach vergeben Ausbildungsplätze. Doch diese zu besetzen, wird immer schwieriger. Mit einer betriebsübergreifenden Praktikumswoche möchten sich die Firmen nun vorstellen.

Sieben Eisenbacher Unternehmen stellen in einer Praktikumswoche ihre Ausbildungsberufe vor. Foto: Sebastian Kahnert (dpa)
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Fleischer, Mechatroniker, Erzieher oder Industriekaufmann – 18 Unternehmen und Einrichtungen in Eisenbach buhlen jedes Jahr um junge Menschen, die eine Berufsausbildung bei ihnen beginnen sollen. Doch: "Wie bekommen wir die Jugendlichen in den Ort?", fragt sich unter anderem Denise Laule, Personalleiterin beim Dreh- und Frästeile-Hersteller August Weckermann. Sieben Firmen mit Sitz in der Hochschwarzwaldgemeinde haben sich deshalb zusammengetan, um im August eine Praktikumswoche zu veranstalten. Die Idee: An drei Tagen lernen Interessierte ab 14 Jahren drei Betriebe beziehungsweise Berufsfelder kennen. "Wir wollen den Jugendlichen zeigen, was es in Eisenbach so gibt", sagt Laule.

Handwerker stellt Azubi Mopedauto zur Verfügung

Und Nachwuchs wird dringend gebraucht, wie Martin Fritz von der Metzgerei Fritz verdeutlicht: "Wenn auch nur ein Interessierter zu mir kommt, ist das ein Lichtblick." Im Handwerk laufe es generell mau mit den Auszubildenden. In seinem Fall liege das auch am Nahverkehr, der ein Pendeln von zum Beispiel Bräunlingen kaum erlaube. Einem seiner Auszubildenden habe er deshalb ein Mopedauto zur Verfügung gestellt. Auch wenn Eisenbach mittlerweile einen 5-Uhr-Bus hat und im Stundentakt angefahren wird, bleibt der Nahverkehr ein Problem, findet auch Nikolaus Schätzle, Ausbildungsleiter bei Gleason Cutting Tools. "Das sind einfach Hindernisse im ländlichen Raum."

"Der Wettbewerb um die wenigen Bewerber wird seit Jahren größer." Katharina Wiehl, Franz Morat Group
Doch die Unternehmen brauchen auch Bewerber von außerhalb Eisenbachs, wie Katharina Wiehl, Ausbildungsleiterin bei der Franz Morat Group, sagt: "Wir müssen attraktiv werden über die Region hinaus." Das bedeutet: der gesamte Hochschwarzwald, aber auch Freiburg und der Schwarzwald-Baar-Kreis. "Der Wettbewerb um die wenigen Bewerber wird seit Jahren größer", beobachtet sie. Das liege am demografischen Wandel, aber auch an dem immer größer werdenden Angebot. Dadurch falle es Jugendlichen schwer, Fuß zu fassen. "Die neue Generation will finden, was zu ihr passt."

Azubi-Mangel ist kein exklusives Eisenbach-Problem

Martin Welte von Welte Öfen und Welte Heizung bestätigt, dass die Konkurrenz für die Arbeitgeber steige. Denn der Wunsch, eine weiterführende Schule oder Universität zu besuchen, nehme ebenso zu. Einig sind sich jedoch alle Unternehmensvertreter: Die schwierige Suche nach Auszubildenden ist kein exklusives Eisenbach-Problem.

"Das ist ein Marathon." Nikolaus Schätzle, Gleason Cutting Tools
Bürgermeister Karlheinz Rontke spricht von einem Wir-Gefühl, das er mit Projekten wie der Praktikumswoche stärken möchte. "Synergieeffekte generieren", sagt er. Das lose Unternehmensnetzwerk, dem auch Winterhalder Formtechnik, das gemeindeeigene Kinderhaus Kunterbunt, Tritschler Feinmechanik, GSC Schwörer, Hans Pfeiffer, IMS Gear und die Linachküche angehören, entstand in der Coronazeit. Damals, um zusammen Schutzmasken zu kaufen. Seitdem würden sich Verwaltung und Unternehmensvertreter alle drei Monate treffen. "Das ist eine feste Institution geworden", sagt Rontke. Neben der Praktikumswoche ist in diesem Rahmen ein Ausbildungsnavigator entstanden – eine Broschüre im Taschenformat, die über die möglichen Ausbildungsberufe in der Gemeinde informiert. Auf Lehrstellenbörsen soll diese verteilt werden.

Die Praktikumswoche sehen die Beteiligten als Startschuss. "Dass einfach mal was passiert", sagt Wiehl von der Franz Morat Group. Man investiere mit Projekten wie diesem in die Zukunft. Oder wie es Schätzle von Gleason Cutting Tools sagt: "Das ist ein Marathon."
Praktikumswoche Eisenbach findet statt vom 19. bis 22. August, jeweils von 9 bis 14 Uhr. Interessierte können sich unter [email protected] bis zum 19. Juli anmelden.

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Ressort: Eisenbach

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Kommentare (1)

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A.P. Barth

7 seit 23. Aug 2011

Seit Jahren wird nicht zuletzt von mir das Thema Nahverkehr zwischen Löffingen-Dittishausen-Unterbränd-Oberbränd-Eisenbach an unterschiedlichsten Stellen angesprochen. Was hätte doch ein Busverkehr hier für alle für Vorteile. Sei es beruflich oder in der Freizeit. Für Einwohner ebenso wie Feriengäste. Für Schüler ebenso wie Berufspendler. Doch warum auch immer scheint hierbei jeder nur bis zum eigenen Gartenzaun zu denken. Dass es hier nicht schon längst einen Buspendelverkehr gibt, soll verstehen wer will. Doch vielleicht kommt jetzt endlich einmal Bewegung in die Sache.


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