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Fußball

Ein Derby der ganz besonderen Art

Seit Jahrzehnten stehen sich der FC Wellendingen und der SV Wittlekofen einmal im Jahr bei einem Fußballspiel gegenüber. Es geht um keine Punkte, aber um die Ehre.  

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Alex Bündert (14) schoss das erste Tor für den SV Wittlekofen im jüngsten Derby im Wellendinger Fuchsberg-Stadion. Foto: Wolfgang Scheu
Die Sonne steht noch hoch im Himmel überm "Fuchsbergstadion" im Bonndorfer Ortsteil Wellendingen und zeigt, was der Sommer 2023 zu bieten hat. Die Spieler kommen erfrischt von einer Trinkpause. Basti Kromer vom FC Wellendigen wurde eben erst eingewechselt, schon glänzen die Schweißtropfen auf der Stirn. Das Publikum feuert ihn an, den Ball hat er mühelos von einem Gegenspieler vom SV Wittlekofen ergattert, der wohl mindestens ein Dutzend Jahre jünger ist als er.

Keine Szene aus einer der Fußballligen im Hochschwarzwald. Die Vereinsnamen sucht man vergeblich in den Tabellen im Schwarzwald, und doch ist es ein ganz besonderes Spiel. Wohl einmalig ist das Derby des FC Wellendingen gegen den SV Wittlekofen, beides Bonndorfer Ortsteile. Die Mannschaften spielen nur einmal im Jahr. Fußball pur im ursprünglichen Sinn. Dorf gegen Dorf, es geht um die Ehre des Ortes. Es werden keine "fremden Spieler" angelockt oder gar eingekauft. Nur eigene Kicker stehen auf dem Platz, man muss dort wohnen, mit einer Frau aus dem Ort verheiratet sein oder mindestens eine feste Freundin haben, um mitspielen zu dürfen. Und das vor einer Zuschauerkulisse, um die sie so manche aktive Mannschaft beneiden dürfte.

Schon wird es wieder laut am Spielfeldrand. Der Wellendinger "Felsenkeller"-Wirt Clemens Selb hat seine Kondition am Küchenherd nicht verloren und erobert den Ball zurück von Landwirt Frieder Bündert – man kennt beide noch von ihrer aktiven Zeit beim TuS Bonndorf. Er spielt den Ball geschickt zu Benni Gaudig vom FC Löffingen – glücklich verheiratet mit einer Wellendingerin. Der scheitert jedoch wie so viele Angriffe des FC Wellendingen an diesem Tag am souveränen Torhüter Tobias Lauble. Der 44-jährige Reiselfinger ist Torwart-Trainer in Bonndorf und spielt dank der Familienbande für den SV Wittlekofen. Die Wiese auf dem Fuchsberg wurde tags zuvor frisch gemäht, etwas steinig ist sie in den Ecken, die Tore wurden eigens fürs Spiel herangefahren.

Der Torhüter Steffen Vesenmayer, zuletzt spielte er in Bräunlingen, muss zwei Treffer einstecken. Alex Bündert und Julian Wiesmann schenkten vom SV Wittlekofen schenkten ihm die Dinger ein. Die fünfjährige Durststrecke hat ein Ende, im sechsten Jahr sind sie wieder erfolgreich. "Derby-Sieger" schallt es ins Tal bis an die Festmeile beim Feuerwehrhaus, wo die Blaskapelle schon wartet. Der FC Wellendingen hat ein ganzes Festwochenende rund ums Spiel herum organisiert, mit Blasmusik und Electro-Wave-Party.

So viele aktive Vereinsspieler mit Liga-Erfahrung wie heute gab es früher nicht. Doch hat Derby der zwei Dörfer hat eine reiche Tradition. Wie lange die Historie zurückgeht, das weiß keiner genau. Aber bereits die Väter und Großväter der heutigen Spieler, die wiederum selbst die 40 zum Teil schon deutlich hinter sich gelassen haben, sind schon gegeneinander angetreten. Und so friedlich wie heute ging es nicht immer zu. "Sie hänn sich damals au scho verklopft uff’m Platz", es wurde regelrecht gestritten, weiß Hans-Jörg Bündert zu berichten. Er hat die 70 überschritten wie die anderen Wittlekofer "Derby -Legenden" Edwin Bieler, Werner Schwarz oder sein Bruder Klaus.

Der Wellendinger Bau-Unternehmer Norbert Kromer, Jahrgang 55, nennt unter anderen die Protagonisten Hermann und Joscha Giesecke oder Erich Merz. "Gerd Messerschmidt vom TuS Bonndorf war der einzige wirklich aktive Fußballer aus seiner Zeit. Der sportliche Ehrgeiz war immer da, aber es war immer ein Freundschaftsspiel". Schiedsrichter Mäder leitete die jüngste Partie souverän, Karten musste er keine zücken.

Mehr als bemerkenswert war das nagelneue Trikot vom SV Wittlekofen. "Wir stehen steil – Kranverleih Stefan Indlekofer" ist darauf zu lesen. Die Firma gibt es nicht mehr, der Inhaber ist vor einem halben Jahr tragisch bei einem Unfall ums Leben gekommen - Aber in den Herzen seiner Freunde vom SV Wittlekofen lebt er weiter.

Ressort: Fussball

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 20. Juli 2023: PDF-Version herunterladen

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