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Ein denkwürdiger Abschluss

Neun von zwölf Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen hat die deutsche Mannschaft im Eiskanal gewonnen / Bob-Pilot Friedrich schafft das doppelte Double.  

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„Es fällt eine große Last von den Schultern“, sagte Francesco Friedrich nach seinem Gold-Rennen in Yanqing. Foto: Robert Michael (dpa)
Francesco Friedrich genoss seinen historischen Olympiasieg im Sonnenschein von Yanqing, hängte jedem seiner Anschieber persönlich die Goldmedaille um den Hals – und dann hatte er plötzlich Stress. Das Viererbob-Team musste schnell ins berühmte Vogelnest-Stadion von Peking, in das Anschieber Thorsten Margis die deutsche Fahne bei der Schlussfeier trug. Ein denkwürdiger Abschluss denkwürdiger Winterspiele. Unglaubliche 16 Medaillen sammelten deutsche Rodler, Skeleton- und Bob-Piloten im Goldkanal ein. Allein das hätte in der Medaillenwertung zu Platz zwei gereicht – und Friedrich war der krönende Abschluss vorbehalten.

"Es fällt eine große Last von den Schultern. Wir sind froh, hier unten angekommen zu sein und die Eins gesehen zu haben. Wir sind wahnsinnig glücklich", sagte der 31-Jährige nach dem doppelten Double. Noch nie war es einem Piloten gelungen, bei zwei aufeinanderfolgenden Spielen sowohl im Zweier- als auch im Viererbob zu siegen. Gemessen an Olympiasiegen steht der Sachse durch seine Erfolge in Pyeongchang und Peking nun auf einer Stufe mit Ikone André Lange. "Franz hat die letzten vier Jahre einfach alles dominiert", lobte Lange in der ARD.

Cheftrainer René Spies heulte bei der Siegerehrung hemmungslos. Eine immense Last fiel ab, als neben dem Team Friedrich auch noch Johannes Lochner und seine Crew mit Silber grinsten. Seinen Ursprung haben die historischen Spiele von Peking in der Schmach von Sotschi 2014, als das Boblager erstmals seit 50 Jahren leer ausgegangen war. Auch Friedrich zog aus dieser persönlichen Niederlage vor acht Jahren seine unbändige Motivation. "Das wollte ich nie wieder erleben", sagte der Rekordweltmeister.

Konkurrenzkampf macht Deutsche erfolgreich

"Sotschi war der Startschuss", sagte Spies. Und in den Bergen nördlich von Peking trieben es Friedrich, Lochner und tags zuvor die Olympiasiegerin Laura Nolte und dahinter Mariama Jamanka fast zur Perfektion. Ein Erfolg, der viele Gründe hat. "Wir haben derzeit drei Bahnen in Deutschland. Wir haben einen Konkurrenzkampf im Land mit vielen Teams. Da macht es einfach die Gruppendynamik, die einen nach vorne bringt. Dann die FES, das Sportsystem in Deutschland mit viel Geld im Rücken", sagte Lange.

Der 48-Jährige ist mit vier Gold- und einer Silbermedaille der erfolgreichste Bob-Pilot der Olympia-Geschichte. Man muss allerdings sagen: noch. Denn Friedrich kann schon in Cortina d’Ampezzo in vier Jahren an dem Thüringer vorbeiziehen. Am Start stehen will der Perfektionist, der oft nachts noch stundenlang seine Kufen behandelt, auf jeden Fall. Ob nun in einer neuen Bahn in Italien oder wie es gerüchteweise heißt im österreichischen Innsbruck-Igls.

Das nächste Ziel ist jedoch die WM 2023 in St. Moritz, wo Friedrichs WM-Siegesserie 2013 begann. Für Lochner, der am Sonntag in China sein letztes Olympia-Rennen bestritt, wird es vermutlich der Schlusspunkt sein. Zumal er wohl auch in vier Jahren keine Chance auf Gold hätte. "Franz ist der Dominator. Er ist für jeden auf der Welt einfach uneinholbar", sagte der Bayer. Doch den einen Versuch bei der WM lässt er sich noch offen. "Jetzt ist erstmal Pause, jeder von legt erstmal die Füße hoch. Das hat schon sehr, sehr geschlaucht. Gerade dieses ständige unter Corona eingesperrt sein. Immer fährt die Angst mit, man kann dann nicht mehr ruhig schlafen. Jetzt müssen wir mal den Kopf frei kriegen." Die Zweierbob-Olympiasiegerinnen Laura Nolte und Deborah Levi hatten da ein ganz anderes Kopf-Problem. "Ich kann es nicht fassen, wir fühlen uns, als wären wir betrunken", sagte Nolte. Sie ist mit 23 Jahren die jüngste Bob-Olympiasiegerin. "Ja, da kommt noch was, wir sind noch nicht fertig", sagte die Winterbergerin und plauderte mit deutlich erhöhtem Puls. Erst bei einer Pizza auf dem Fußboden zu Mitternacht im olympischen Dorf konnten die besten Freundinnen ihren Coup sacken lassen.

Einen silbernen Abschied feierte Pyeongchang-Olympiasiegerin Mariama Jamanka. "Das waren definitiv meine letzten Olympischen Spiele. Von daher bin ich doppelt froh, dass es so ausgegangen ist", sagte sie und ließ ihre Zukunft in der Eisrinne offen. "Ich mache erstmal Pause, alles andere schaue ich dann noch." Für ihre Anschieberin Alexandra Burghardt ist ihre Mission beendet. Auf Deutschlands schnellste Sprinterin wartet wieder die Tartanbahn. "Ich hoffe, dass die Silbermedaille die Mädels anspornt für Paris. Da wollen wir dann auch eine Medaille machen, wir waren schon oft nahe dran", sagte die Leichtathletin mit Blick auf die deutsche Sprintstaffel.

Ressort: Olympische Spiele

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 21. Februar 2022: PDF-Version herunterladen

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