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Eichstetten formuliert Forderungen an geplanten Stromtrassenbau

  • Do, 19. September 2024
    Eichstetten

     

Durch Eichstetten soll eine neue Stromtrasse gebaut werden – auch um Windstrom aus dem Norden in den Süden zu bringen. Das hat Auswirkungen auf das Grundwasser und die Landwirtschaft.

Eichstetten mit seinen Umspannwerken u...romversorgungsnetz Baden-Württembergs.  | Foto: Horst David
Eichstetten mit seinen Umspannwerken und zugehörigen Stromtrassen ist wichtiger Knotenpunkt im Stromversorgungsnetz Baden-Württembergs. Foto: Horst David
Der Gemeinderat ist einstimmig für die von Bürgermeister Michael Bruder vorgestellte Stellungnahme der Gemeinde zum Planfeststellungsverfahren 380-kV-Netzverstärkung Daxlanden-Eichstetten von Neuried/Meißenheim bis zum Umspannwerk Eichstetten (Teilabschnitt B3).

Schon neun Jahre beschäftige diese "lange Geschichte" der Netzverstärkung der alten Nord-Süd Trasse der "Badischen Rheinschiene" die Gemeinde Eichstetten, sagte Bürgermeister Michael Bruder Die neue 380-kV-Freileitung diene der Stromversorgung der Region – unter anderem mit Windstrom aus dem Norden. Die TransnetBW plane eine überregionale Netzverstärkungsmaßnahme an der bestehenden 220-kV-Höchstspannungsfreileitung über rund 120 Kilometer. Die Bestandsleitung wird zurückgebaut und durch eine neue 380-kV-Freileitung mit neuen Masten und Leiterseilen ersetzt. Der Gesamtprojekttitel werde von der Transnet BW oft als "Netzverstärkung Badische Rheinschiene" bezeichnet.

Bruder stellte eingangs klar, die Gemeinde Eichstetten als Trägerin öffentlicher Belange sei sich der Bedeutung des Vorhabens zur Energiewende – also des Ausbaus der Stromversorgungsinfrastruktur zur Vermeidung des Klimawandels – bewusst. Eichstetten ist durch vier Umspannwerke und zugehörige Stromtrassen vorgeprägt und ein wichtiger Knotenpunkt im Stromversorgungsnetz Baden-Württembergs.

Das Regierungspräsidium Freiburg und Regionalverband haben das gemeinsame Anliegen von Eichstetten und Bahlingen zur Bündelung der Trassen und Neubau auf der östlichen Seite der Anlage 7510 unterstützt. Durch Öffentlichkeitsbeteiligung wurde die Annäherung der neuen Trasse an die Wohnbebauung Eichstettens und ans Gewerbegebiet Bahlingen vermieden. Verhindert wurde auch die Kreuzungssituation zwischen 220-kV-Bestandstrasse und 380-kV-Leitung in Bahlingen beim Löhlinsee. Bruder sagte, die im Planverfahren neue Trassenführung reduziere auch die Belastung des Landschaftsbilds und der Wohnbebauung im Dorfgraben-Gebiet Eichstetten. Ebenfalls "deutlich geschont" werde das im Eichstetter Flächennutzungsplan als Baugebiet ausgewiesenes Gewann Scheermättle.

Auch fordere Eichstetten, beim Neubau des Masten 360A mit einem Plattenfundament, die Wasserhaltung unbedingt in den neuen Planfeststellungsbeschluss aufzunehmen. Der wasserrechtliche Antrag sieht für den Mastbau die Ableitung des Grundwassers über den 24 Meter entfernten Weihergraben vor. Der Aufwand für die Haltung des Grundwassers wird als hoch eingeschätzt. Bei Einleitung des Grundwassers in den Graben dürfe es daher keine "Minderungsmaßnahmen" wie Flächenversickerung geben. Daher müsse der Weihergraben zur Aufnahme des Grundwassers vorher ausgebaggert werden, so Bruder. Auf Eichstetter Gemarkung werden auch die sechs Masten Nummer 359 bis 364 auf landwirtschaftlichen Flächen rückgebaut. Dies wäre jedoch zeitlich unabhängig von der Neubautrasse auch nach der Inbetriebnahme möglich, sagte er. Der Masten-Umbau müsse mit dem BLHV Eichstetten abgestimmt und außerhalb der Erntezeit erfolgen. Beim Abbruch der Masten und Fundamente fallen Lärmimmissionen an. Diese wären durch geräuscharme Abbruchtechniken zu minimieren. Auf Sprengungen sollte verzichtet werden. Zu schützen sind die vorhandenen Beregnungseinrichtungen wie Brunnen- und Leitungen durch Schutzrohre. Außerdem hänge das Vorhaben B3 zeitlich mit den massiven Belastungen durch das weitere Vorhaben "Leitungseinführung 380kV ins Umspannwerk Eichstetten" zusammen.

Bruder fordere daher eine abgestimmte Planung, vor allem mit den Landwirten. Ein Zeitablaufplan der Flächenbeanspruchung beim Umbau wäre für die Fruchtfolge und Anbaupläne der Bauern "unabdingbar", sagte der Bürgermeister. Kulturen im Wissen anzubauen, dass diese zerstört werden, entspräche nicht ihrem Berufsethos. Um die Existenz der betroffenen Eichstetter Landwirtschaftsbetriebe zu sichern, müsse die vielfältige Landwirtschaft erhalten bleiben. Sie dürfe nicht Monokulturen wie Maisanbau weichen, so Bruder. Der Rat billigte einstimmig den Entwurf der Stellungnahme der Gemeinde Eichstetten zum Planfeststellungsverfahren. Übrigens laufe das Verfahren unter der Notfallverordnung. Das bedeute, dass entsprechende Ausgleichsmaßnahmen erst danach gemacht werden. "So wie gebaut wird, ist in unserem Sinne", befand der Bürgermeister. Er hoffe auch sehr, dass in Richtung Norden Eichstettens in den nächsten 50 bis 80 Jahren bei der Stromversorgung nichts mehr geschehen werde.

Ressort: Eichstetten

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