Kultur
"Dinge beim Namen nennen:" Künstler in Feldberg machen auf die Bedeutung der Menschenrechte aufmerksam
Mi, 25. September 2024, 11:00 Uhr
Feldberg
Drei Kunstformen gehen eine Symbiose ein: Malerei, Bildhauerei und Lyrik. Die Veranstaltung in der Feldbergkirche am Sonntag vereint Kunst mit einem Plädoyer für die Achtung der Menschenrechte.
Zum anderen ist der Bildhauer Armin Göhringer vertreten. Er hat sich einen Namen gemacht mit seinen Holzarbeiten im Spannungsfeld von Schwere und Leichtigkeit. Aus massiven Baumstämmen arbeitet er Strukturen und Verbindungen heraus, macht Räume sichtbar, spielt mit den Kräften. Mit seinen Arbeiten berührt er existenzielle Gefühle und regt an, über das menschliche Leben nachzudenken.
Schräder erzählt, sie habe die Idee gehabt, die gemeinsame Ausstellung mit Göhringer mit Lyrik und zu Musik zu verbinden. So sind am Sonntagabend gleich drei Kunstsparten miteinander ins Gespräch gekommen. Die Bilder von Ulrike Schräder, die Skulpturen von Armin Göhringer und Gedichte, die von Marita Fochler, Eva Barnscheidt und Ulrike Schräder vorgetragen wurden. Diese Gedichte ließen Frauen zu Wort kommen, die von ihrem Leben erzählen.
Sie beschreiben in ihre Gedichten Alltagssituationen und Zukunftswünsche, berichten von den Folgen von Kriegen und Diktaturen und nutzen ihre Worte auch als Mittel gegen das Verstummen angesichts des erfahrenen Leids.
So etwa bei einem Werk der 2006 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Hilde Domin, die 22 Jahre im Exil verbringen musste. In einem Interview sagte sie: "Ein Schriftsteller braucht drei Arten von Mut: Den, er selber zu sein. Nichts umzulügen, die Dinge beim Namen zu nennen. Und drittens, an die Anrufbarkeit der anderen zu glauben." Die Gedichte von Yirgalem Fisseha Mebrahtu, die sechs Jahre als politische Gefangene unter schlimmsten Bedingungen in Eritrea inhaftiert war, handeln von Gerechtigkeit, von Menschenrechten, der Sehnsucht nach Frieden und dem Glauben an eine bessere Zukunft. Von ihr stammt: "Das Vergangene ist vergangen und das Verzehrte ist verzehrt. Lass nicht nach in deiner Anstrengung, mag es dir glücken oder nicht, es kann doch gelingen, – mit jedem Versuch ein wenig mehr." Die Werke von Rose Ausländer, die als Kind mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Czernowitzer Ghetto in einem Kellerversteck den Naziterror überlebt hat, handeln von den Themen Heimat, Liebe, Alter und Tod. "Was wirklich zählt, ist das Erleben des gegenwärtigen Augenblicks", ist ihre Botschaft.
Eigene Werke hatte Elisabeth Speer mitgebracht. Etwa das Gedicht "Wir Frauen": "Wir Frauen haben eine Stimme – sprechen wir laut? Wir flüstern, wenn uns Liebe oder Angst bewegen, wir brüllen im Schmerz und in der Ungerechtigkeit, wir können sie erheben, Friedens- und Freudenlieder singen, wir verstummen, wenn uns Übermacht umgibt, Frauen haben eine Stimme, wenn wir sie nicht erheben, entmachten wir uns selbst."
Über Kinder, denen gut geht, aber auch über jene, die es nicht gut haben, sang Francesca Scherzinger das "Kinderlied" von Goschehobel. Auf alemannisch trug sie auch ein Gedicht über den Aufbau einer Hand vor – eine Hand, mit der Bücher wie Adolf Hitlers "Mein Kampf", aber auch Alan Alexander Milnes "Pu der Bär" geschrieben werden können. Mit feinen, zu den Gedichten passenden Klängen, sorgte Klarinettistin Brigitte Weigmann für die gelungene musikalische Umrahmung der besinnlichen und anregenden Stunde.
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