Streit um Tiktok

Dienen Katzen-Clips der Spionage?

Jugendliche lieben die Tiktok-App aus China. Die USA und Indien sehen die App jedoch mittlerweile als Bedrohung.  

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Beliebte App: Tiktok  | Foto: LIONEL BONAVENTURE (AFP)
Beliebte App: Tiktok Foto: LIONEL BONAVENTURE (AFP)
Kurze Tanzeinlagen oder putzige Katzen-Clips: Wer sich durch den Videokosmos von Tiktok klickt, bekommt eine Ahnung davon, warum die chinesische App derzeit bei Jugendlichen die beliebteste Plattform ist. Doch für die Regierung der USA und anderer Länder ist die App eine Bedrohung.
Nach einem Grenzstreit zwischen China und Indien, bei dem Dutzende Soldaten gestorben sind, hat Indiens Staatschef Narendra Modi die beliebtesten chinesische Apps verboten – und Tiktok um seinen größten Markt beraubt. Nun könnte mit den USA der zweitwichtigste Absatzmarkt folgen.

Hinter Tiktok steht das Unternehmen Bytedance

Laut der Analysefirma App-Annie, die die Download-Zahlen sowohl für den Google Play-Store als auch Apples Appstore misst, wurde im ersten Jahresquartal 2020 keine App öfter heruntergeladen als Tiktok. Hinter Tiktok steht das Unternehmen Bytedance mit Sitz in Peking. Es wurde 2012 gegründet. Der Umsatz betrug vergangenes Jahr 17 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Die aneinandergereihten Videos sind eine ideale Umgebung für Werbung. Gründer Zhang Yiming ist in der südchinesischen Provinz Fujian geboren, hat Informatik studiert und schafft es mit seinen 37 Jahren laut dem Magazin Forbes bereits in die Liste der zehn reichsten Chinesen. Vor seinem Aufstieg hat der schmächtige Unternehmer mit der Nerd-Brille jedoch auch Niederlagen einstecken müssen: Für kurze Zeit heuerte Zhang bei Microsoft an, doch gab schon bald seinen Posten auf, da er sich durch die Unternehmenskultur eingeengt fühlte. Zhangs erstes Start-up scheiterte.

Warum Donald Trump nun gegen das Unternehmen aus China vorgeht, ist unklar. Fakt ist: Im Kongress wurden bereits Gesetzentwürfe gebilligt, die es Regierungsmitarbeitern verbietet, Tiktok auf ihren Handys zu nutzen.

Tiktok kann seine Herkunft nicht abschütteln

Washington befürchtet, dass der in Peking ansässige Mutterkonzern Bytedance die Nutzerdaten an die chinesische Regierung weiterleiten könne. Zudem steige die Gefahr, dass sich durch die beliebte App chinesische Propaganda und Missinformation ausbreite.

Möglicherweise ist es auch ein Rachefeldzug Trumps: Als der US-Präsident in Oklahoma eine Wahlkampfrede hielt, blieben die Ränge in der Veranstaltungshalle leer. Tausende Tiktok-Nutzer hatten sich über die App abgesprochen, massenweise Tickets zu ordern, ohne jedoch kommen zu wollen. Trump hat infolgedessen auf Facebook Werbung geschaltet. Dort steht: "Tiktok wurde auf frischer Tat dabei ertappt, auszuspionieren, was sich in der Zwischenablage deines Smartphones befindet." Dass dies bei vielen US-Apps auch der Fall war, wird verschwiegen.

Tiktok will ein internationales Image

Tiktok will sich nun ein internationales Image verpassen, das potenzielle Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas vergessen machen soll: So wurde der ehemalige Disney-Vorstand Kevin Mayer als neuer Chef rekrutiert. Dass Bytedance sein Hauptquartier nicht nach London umsiedelt, ist dem Ausschluss von Huawei beim britischen 5-G-Netz geschuldet.

Tiktok kann jedoch die Herkunft nicht abschütteln: Sollte die chinesische Regierung Informationen von dem Unternehmen anfordern, dann gäbe es keine rechtliche Grundlage, dagegen vorzugehen. Gleichzeitig ist es irreführend, die App als Trojaner darzustellen. Laut Sicherheitsexperten kann Tiktok weder willkürlich E-Mails noch Chats auf dem Smartphone mitlesen. Den langen Atem der KP hat Bytedance-Gründer Zhang Yiming bereits zu spüren bekommen: Seine erste Nachrichten-App wurde 2018 von den chinesischen Behörden verboten. Zhang selbst gab in einer öffentlichen Entschuldigung zu, die App "sei nicht mit den sozialistischen Grundwerten vereinbar".
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