Die wichtigsten Rockalben (5)
DIE WICHTIGSTEN ROCKALBEN (5): Ihrer Zeit um Lichtjahre voraus
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Und war es nicht Lou Reed, der die Stimme erhob, sondern der blonde Todesengel Nico, dann klang die Musik noch um einiges grausamer. Nicos zärtliche Stimme passte überhaupt nicht in das raue Klangbild. Hier herrschten vor allem brutale Rückkopplungen, der brummende Bass von Sterling Morrison, die elektrisch verstärkte Viola von John Cale und das monotone Schlagzeug Maureen Tuckers, die ihre Lyrik kongenial illustrierten. Bittersüß beginnt das Album mit dem makellosen Pop von "Sunday Morning", aber schon "I'm Waiting For The Man" entführt den Hörer mit aggressivem Garagenrock in die morbide Welt von Velvet Underground, wo schwarze Blumen wachsen und der Kater der gestrigen Nacht nur mit Gitarrenlärm bekämpft werden kann.
Den Song "Femme Fatal" singt Nico mit beinahe entmaterialisierter Stimme, bei "Venus In Furs" zieht die Musik wie ein Leichenzug vorbei, die Bratsche durchschneidet verlockende Harmonien, die Gitarre schrammelt trübe Akkordfolgen und Lou Reed singt über die Abgründe der menschlichen Seele. Es folgen konventioneller Rock'n'Roll ("Run Run Run"), Drogenbeichte ("Heroin"), luftiger Pop ("There She Goes Again") und quälende Kakophonie ("The Black Angel's Death Song"). Kommerziell ohne Erfolg, stellt dieses Album künstlerisch eine nie versiegende Quelle dar, aus der unzählige Musiker Stile schöpfen. Der Nihilismus der Punkmusik, die Egozentrik des Glamrock und die Düsternis des Gothic, sie alle finden in "The Velvet Underground & Nico" eine Inspiration, die ihrer Zeit um Lichtjahre voraus war. Willkommen im Moloch New York.
Dennis Roth
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