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Die Titan ist wahrscheinlich implodiert

111 Jahre nach ihrem Untergang hat die legendäre Titanic fünf weitere Menschen das Leben gekostet. Das tagelange Bangen um das Schicksal des Tauchboots Titan ist trauriger Gewissheit gewichen: Die Männer sind tot. Was ist geschehen?.  

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500 Meter vom Bug des Titanic-Wracks entfernt wurden Trümmer des Gefährts entdeckt. Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf der Titan dem Wasserdruck nachgegeben hat und implodiert ist. Der britische frühere U-Boot-Kapitän Ryan Ramsay sagte der Nachrichtenagentur PA, womöglich sei die Luke, die von außen mit 17 Schrauben verschlossen werden musste, defekt gewesen. Eine andere Möglichkeit sei, dass es zuvor einen Defekt im Druckkörper gegeben habe.

Der Zeitpunkt des Unglücks ist unbekannt. Sonarbojen hätten kein "katastrophales Ereignis" wahrgenommen, teilte die Küstenwache mit. US-Medien zufolge registrierte aber ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy bereits am Sonntag ein auffälliges Geräusch. Das könnte darauf hinweisen, dass die Titan bereits implodierte, als der Kontakt zum Mutterschiff abbrach.

Dem Hollywood-Regisseur und Tiefsee-Entdecker James Cameron zufolge spricht auch der Fundort der Trümmer dafür, dass das Unglück beim Kontaktabbruch geschah, als das Tauchboot noch unterwegs zum Titanic-Wrack war. Grund sei, dass nicht nur die Kommunikation abbrach, sondern das Boot gleichzeitig nicht mehr habe geortet werden können.

Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe enorm gewesen – die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte CNN die frühere Marineoffizierin Aileen Marty, Professorin für Katastrophenmedizin. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell nicht erfassen. "Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab", so Marty.

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Wassertiefe eine solche Katastrophe auslösen.

Erkenntnisse über das Geschehen dürften sich die Experten von den Trümmerteilen erhoffen. Während Personal und Schiffe vom Unfallort abgezogen werden, gehe die Operation auf dem Meeresboden zunächst weiter, so die Küstenwache. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert. Die Titanic liegt in 3800 Metern Tiefe am Meeresboden.

Auf die Frage, ob die Leichen der fünf Insassen geborgen werden könnten, gab es zunächst keine Antwort. Es handele sich um eine "unglaublich erbarmungslose Umgebung", teilte die Küstenwache lediglich mit. Ob sie damit andeutete, dass die Körper durch die Implosion zerstört wurden oder ob sie sich auf Schwierigkeiten bei der Bergung bezog, blieb unklar.

Laut Experten hatten die Entwickler und Betreiber des Tauchboots anerkannte Standards umgangen und Warnungen missachtet. Medienberichten zufolge warnte schon 2018 ein Brief der Organisation Marine Technology Society (MTS) vor dem experimentellen Charakter des touristischen Angebots, die Fahrten könnten in einer Katastrophe enden. Auch ein ehemaliger Oceangate-Mitarbeiter soll vor fünf Jahren Sicherheitsbedenken geäußert haben.

"Titanic"-Regisseur James Cameron sieht gar Parallelen zur Katastrophe des Jahres 1912. "Titan, Titanic, wissen Sie, der Größenwahn, die Arroganz. Das ist alles wieder da", sagte Cameron der BBC. "Es ist eine große Ironie, dass da jetzt ein weiteres Wrack neben der Titanic liegt, und zwar aus dem gleichen Grund" – weil Warnungen nicht beachtet worden seien.

Oceangate-Mitbegründer Guillermo Söhnlein verwies auf die 14-jährige Entwicklungsdauer der Titan. Wer daran nicht beteiligt gewesen sei, dürfe sich kein Urteil anmaßen, sagte er.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 24. Juni 2023: PDF-Version herunterladen

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