Die Suche nach der Kindheit
In der Ausstellung "Gute Kinder" in der Mediathek Müllheim zeigt Sammler Günther Lang Kinderbücher um 1900.
Sina Gesell
Do, 10. Sep 2015
Müllheim
Thema: Günther Lang, JJ Bell, Walter Crane
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MÜLLHEIM/BADENWEILER. "Die Bremer Stadtmusikanten", "Der bange Hans", "Die Geschichte von den Rotkehlchen" – viele der Kinderbücher, die derzeit in der Müllheimer Mediathek zu sehen sind, kennt man heute gar nicht mehr. Dass man sie nun wieder kennenlernen darf, hat die Mediathek dem Sammler Günther Lang zu verdanken. Dabei ist es nur ein winziger Bruchteil seiner Sammlung, den Lang ausstellt. Zu Hause hat er um die 3000 Bücher. Die BZ hat ihn in seinem Haus in Badenweiler besucht.
Aus seinem Fundus hat der Rentner, nun Kinderbücher um 1900 herausgesucht. "Der Titel ’Gute Kinder’ ist natürlich ironisch gemeint", sagt Lang. Angelehnt ist die Ausstellung an jene unter dem Titel "Böse Kinder" zu den Lausbuben "Max und Moritz", die die Mediathek kürzlich zeigte. "Gute Kinder, böse Kinder – gibt es alles nicht", sagt der 73-Jährige. Immer wieder springt er auf, rennt durchs Haus, um ein Buch zu holen. Diesmal hat er eine Mappe unterm Arm, in der er seine Ausstellungen dokumentiert hat, auch in Müllheim stellt er nicht zum ersten Mal aus.
Dort hat er nun eine Vitrine gefüllt. Einige der Bücher liegen aufgeschlagen darin, bei anderen ist das Cover zu sehen. Im Vordergrund stehen drei Bücher des englischen Illustrators Walter Crane – "ein wichtiger Mann", wie Lang sagt. Denn anhand seiner Bücher könne man gut den Übergang vom Historismus und Biedermeier zum Jugendstil sehen. In "Flora’s Feast" beispielsweise entstehen aus Blumen menschliche Figuren. "Typisch für die Zeit", erklärt Lang.
"Die Ausstellung zieht Leute an, die sonst nicht in die Mediathek kommen", sagt deren Leiterin Petra Zirlewagen, die "Gute Kinder" mit Lang geplant hat. Auch Kinder blieben gerne vor der Vitrine stehen, in der auch kleine Krüge mit der Aufschrift "Dem braven Kinde" zu finden sind. Schade nur, dass der Sammler Besuchern nicht selbst etwas zur Ausstellung erzählt. "Ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt. Ich bin ein Mann des Dialogs", sagt er mehr ironisch als ernst. Dabei könnte er so viel Wissen über die Bücher und Illustrationen weitergeben. So müssen die Bücher für sich sprechen, wobei man aus verständlichen Gründen nicht darin blättern darf.
ist Leben."
Am meisten mag Lang, wie er sagt, jene Bücher, die nicht die ideale Welt zeigen wie "Jack of all Trades" – übersetzt "Hansdampf in allen Gassen" – von JJ Bell. Darin werden die Handwerkerberufe vorgestellt – nicht gerade liebliche Bilder. "Nur wo Reibung ist, ist Leben", sagt Lang, selbst wenn manches wirklich "greislich" sei. In solchen Situationen kommt das Oberbayerische durch. Sowieso gerät Lang ins Schwärmen, wenn es um seine Heimat Ingolstadt geht.
Seit wann er eigentlich Kinderbücher sammelt? "Schon immer", sagt Günther Lang. Damit begebe er sich auch auf die Suche nach seiner eigenen Kindheit. Die sei wesentlich durch Bücher geprägt gewesen. Und: "Je älter wir werden, desto öfter blicken wir zurück."
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