"Die Situation entwickelt sich bedrohlich"

Wie der invasiven und Superkolonien bauenden Ameisenart Tapinoma magnum Herr werden? Der grüne Kehler Landtagsabgeordnete Bernd Mettenleiter hat beim Land ein Forschungsprojekt angestoßen.  

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Ameisen der Gattung Tapinoma magnum vermehren sich rasant. Foto: Roberto Piras (stock.adobe.com)
Eine besorgniserregende Entwicklung zeichnet sich bekanntlich im Oberrheingebiet ab: Die Ameisenart Tapinoma magnum verursacht zunehmend ernsthafte Schäden an der Infrastruktur. Der Kehler Landtagsabgeordnete Bernd Mettenleiter (Grüne) hat nun nach eigener Darstellung "ein dringend benötigtes Forschungsprojekt initiiert". Das Land Baden-Württemberg stelle dafür 210.000 Euro bereit, über die im Rahmen der Haushaltsberatungen im Landtag am 18. Dezember final abgestimmt werde.

"Die Situation entwickelt sich bedrohlich. In Kehl musste bereits ein Spielplatz gesperrt werden, auch Strom- und Internetkabel wurden beschädigt", warnt Mettenleiter nach Vor-Ort-Terminen. "Als Biologe erkenne ich: Mit herkömmlichen Methoden ist dieser Ameisenart nicht beizukommen. Wir brauchen jetzt dringend wissenschaftlich fundierte Lösungen."

Das neue Forschungsprojekt verbindet laut Mettenleiter wissenschaftliche Expertise mit Bürgerbeteiligung: Unter Leitung des Stuttgarter Naturkundemuseums und dessen Direktor Prof. Lars Krogmann werden Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Forschungsarbeit einbezogen. "Durch die Kombination von Bürgermeldungen und DNA-Analysen können wir die Ausbreitung genau nachverfolgen und gezielt Gegenmaßnahmen entwickeln", erklärt Mettenleiter. "Diese Verbindung von Wissenschaft und Bürgerwissen ist der Schlüssel zum Erfolg."

Entscheidend sei der Zeitfaktor: "Diese Ameisen bilden Superkolonien mit Millionen von Tieren – und ohne natürliche Feinde breiten sie sich immer weiter aus." Eine erste Koordinationskonferenz ist für das Frühjahr 2025 geplant.

"Dieses Problem macht nicht an Landesgrenzen halt", so Mettenleiter, der sowohl im Umwelt – als auch im Europa-Ausschuss des Landtags sitzt. Mit dem Projekt schaffe man die wissenschaftliche Grundlage für ein effektives, überregionales Management dieser Invasion.

Auch die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, die Freiburger Abgeordnete Gabi Rolland sagt: Rolland: "Schnelles Handeln jetzt erforderlich." Die invasive Ameise bereite immer mehr Gemeinden in Südbaden erhebliche Probleme und breite sich seit ihrem ersten Auftreten in Kehl rasch aus. Aus vielen Gemeinden sei zu hören, dass sie zu wenig Unterstützung von der Landesregierung in Stuttgart erhielten: "Expertenwissen ist erforderlich. Dies muss eigentlich vom Ministerium koordiniert werden. Das habe ich von Umweltministerin Walker gefordert."

Die Ministerin kündigte in ihrer Antwort an Gabi Rolland laut deren Pressemitteilung an, dass das Umweltministerium nun ein Projekt plane, um das weitere Vorgehen zu koordinieren und einen Pilotversuch zur Bekämpfung der Tapinoma Magnum-Ameise zu starten. Auch im Ministerium sei das Wissen über die Bekämpfung und Eindämmung dieser Ameisenart sehr gering, und es bestehe erheblicher Forschungsbedarf. Eine Erstellung eines Maßnahmenkatalogs zur Unterstützung der betroffenen Gemeinden sei aus diesen Gründen nicht möglich.

Rolland sieht hier dringenden Nachholbedarf: "Wenn schon das Ministerium nicht weiß, wie Tapinoma Magnum bekämpft werden kann, wie kann man das von kleinen Gemeinden erwarten? Es ist längst überfällig, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung nachkommt und konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung ergreift. Um gegen invasive Arten wirkungsvoll vorzugehen, ist schnelles Handeln erforderlich. Wenn zu lange gewartet wird, breiten sich diese Arten schnell aus und es wird immer schwieriger, sie einzudämmen. Zeit ist hier ein wichtiger Faktor."

Das von Mettenleiter initiierte Projekt sieht unter anderem die Organisation einer Auftakttagung vor, in der über den aktuellen Wissensstand diskutiert und ein koordiniertes Vorgehen zwischen allen Beteiligten vereinbart wird.

Weiter soll es eine Kartierung der Invasionsdynamik geben: Das Naturkundemuseum verfolge dabei Ursprünge, Ausbreitungspfade und Barrieren der Invasion. Bestimmt werden sollen die Umweltvariablen, die die Ausbreitung der Ameisen begünstigen. Daraus soll eine Risikoanalyse für Städte und Gemeinden entstehen. Nicht zuletzt Kooperationen mit benachbarten Gebieten in Deutschland, der Schweiz und Frankreich sollen bei dem Projekt aufgebaut auf, um eine effektive Schadensminderung im größeren Maßstab zu etablieren. Workshops sollen den Austausch und die Zusammenarbeit erleichtern und zukünftige Initiativen zur biologischen Überwachung koordinieren.

Bürger werden bei dem Projekt aufgerufen, Exemplare der invasiven Ameise zu sammeln, deren Sammeldaten zu dokumentieren und ihre Funde über das Naturportal Südwest zu melden. Die gesammelten Daten bilden die Basis für die räumliche und zeitliche Nachverfolgung der Invasion.
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