Serie
Die Schächerkapelle in Ehrenstetten ist ein Ort der Andacht
Sie sind Andachtsort und Kulturgut, haben oft eine wechselvolle Geschichte: die Kapellen im südlichen Breisgau. In einer Serie stellt die BZ einige vor. Heute: die Schächerkapelle in Ehrenkirchen.
Mo, 21. Okt 2024, 11:34 Uhr
Ehrenkirchen
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Drei große, alte Lindenbäume stehen um die pastellgelb gestrichene Kapelle, ihre knorrigen Äste bilden ein schützendes Dach für das kleine Gotteshaus. Auf einem runden Platz stehen drei kreisförmig angeordnete Sitzbänke, perfekt, um innezuhalten, wenn die Kapelle geschlossen ist – denn statt dicken Holztüren besteht die Frontseite der Kapelle, die ursprünglich offen war, nun aus Glastüren.
Erbaut wurde die Kapelle um das Jahr 1700, restauriert 1971. Wer vor der Schächerkapelle steht oder auf den Bänken Platz nimmt, sieht zunächst sich selbst in der Scheibe gespiegelt. Doch tritt man näher heran, verschwindet diese Spiegelung und gibt den Blick frei auf das Innere der Kapelle – und der Betrachter findet sich plötzlich zwischen den beiden Schächern wieder, die neben dem gekreuzigten Jesus dargestellt sind. Eine symbolische Position, die zum Nachdenken über die eigene Lebenshaltung anregt: Reue oder Trotz?
Die Kapelle verdankt ihren Namen der sogenannten Schächergruppe, die zentral über einem kleinen Altar hängt. Das Wort Schächer stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Verbrecher oder Räuber. Es bezieht sich auf die beiden Männer, die laut biblischer Überlieferung neben Jesus am Kreuz hingen.
Die Geschichte der beiden Schächer und Jesus wird in den Evangelien des Neuen Testaments erzählt. Einer der Schächer verhöhnte Jesus und forderte ihn auf, sich selbst und die anderen zu retten, wenn er wirklich der Messias sei. Der andere Schächer jedoch zeigte Reue. Er tadelte seinen Leidensgenossen und erkannte Jesus als unschuldig an.
Betont wird seine Position durch die Bitte um Vergebung mit einem Bibelzitat, das vom Betrachter aus gesehen an der rechten Wand der Kapelle geschrieben ist: "Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst!" (Lukas 23, 42). Auf der linken Wand findet sich Jesus’ Antwort auf den reumütigen Schächer: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." (Lukas 23, 43).
Die in der Kapelle befindliche Gruppe besteht aus Abgüssen aus Klinker-Schamott, da die Originale der Figuren in die Friedhofshalle gebracht wurden. Der Kunsthistoriker Heinz Brommer vermutet, dass die Deckenbemalung auf einen bekannten Namen zurückgeht: Der Entwurf stammt wahrscheinlich von Johann Christian Wentzinger.
An besonderen Tagen im Kirchenjahr wird die Kapelle mit Leben gefüllt. "Immer an Christi Himmelfahrt treffen sich anlässlich der Flurprozessionen die Christen der katholischen Kirche Maria Himmelfahrt Kirchhofen und die Christen der Kirche St. Georg Ehrenstetten, um gemeinsam die vierte Station zu beten, bevor es zum Gottesdienst ins Prälat-Stiefvater-Haus geht", berichtet Charlotte Eckmann von Arbeitskreis Ortsgeschichte Ehrenkirchen. Ebenso wird gemeinsam das Hochfest Fronleichnam an der Kapelle begangen.
Ein Ort der Andacht und der Reflexion ist die Schächerkapelle jedoch für jeden das ganze Jahr: "Die Kapelle kann man jederzeit besichtigen, man muss sie auch nicht betreten, da die Scheibe den Blick auf das Innere freigibt", so Monika Spicker-Beck vom Gemeindearchiv.
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