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Die Revolution singt

Alle fünf Jahre treffen sich die Esten zum Sängerfest, um ihre Kultur zu pflegen, ihre Identität zu stärken – und manchmal, um die Welt zu verändern.  

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Am Tag, als sie singend die Nation retteten, blieb Mati die Stimme weg. Dabei ist Mati ein guter und erfahrener Sänger. Bei all seinen Auftritten hat ihn seine Stimme nur dieses eine Mal im Stich gelassen. Mati denkt noch einmal kurz nach, zieht die Brauen seiner Augen etwas zusammen und sagt dann ganz bestimmt: "Nein, nur das eine Mal." 21 Jahre ist das her und er befand sich wie jetzt auf der Sängerwiese in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, seinerzeit noch Hauptstadt einer Sowjetrepublik. Mati stand genau genommen nicht auf der Wiese, sondern auf der riesigen Bühne, die in ihrer Form einer geöffneten Muschel gleicht. Vor sich hatte er die Naturarena in Gestalt der Wiese für die Zuhörer. Mati war zum Singen gekommen, an die Revolution dachte er nicht. Doch als alles vorbei schien, stimmte irgendjemand "Mu isamaa in minu arm" an, "Mein Vaterland ist meine Liebe", die heimliche Hymne der Esten – und er brachte keinen Ton heraus. "Es war einer der emotionalsten Augenblicke in meinem Leben", sagt Mati Tiiter, Autohändler aus der Kleinstadt Kadrina, hundert Kilometer östlich von Tallinn. Sein stimmlicher Aussetzer fiel nicht weiter auf bei 300 ...

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