Unterm Strich
Die "Ratten der Lüfte" haben eine starke Lobby
Erstmals können die Deutschen in diesem Jahr mitbestimmen, welcher Vogel die Ehrung "Vogel des Jahres" erhält. Überraschend liegt ausgerechnet die Stadttaube bei den Vorwahlen in Führung.
Mi, 21. Okt 2020, 22:05 Uhr
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Wüste Verwünschungen werden gen Himmel ausgestoßen, wenn eine "weiße Überraschung" lauwarm im Genick eines arglosen Spaziergängers landet. Und manch ein verhinderter Langschläfer wünscht ihnen die Vogelpest an den Hals, wenn der Wochenendschlaf zur Unzeit durch ihre penetranten Balz- und Brutlaute jäh beendet wird. Der Wiener Sänger und Dichter Georg Kreisler forderte gar satirisch zum "Taubenvergiften im Park" auf. Kurzum: die Stadttaube hat kein besonders gutes Image.
Jedoch scheint sie offenbar eine kleine, aber hochmotivierte Lobby zu haben. Bei der Vorwahl zum Vogel des Jahres 2021 liege die Stadttaube momentan souverän in Führung, schreibt die Umweltorganisation Nabu. Zum ersten Mal wird der Vogel des Jahres nicht allein von einer Fachjury, sondern auch in Vorwahlen per Online-Abstimmung gekürt. Tauben-Fans veranstalten einen regelrechten Wahlkampf und rühren kräftig die Werbetrommel für ihren Favoriten. So sticht der graugefiederte Underdog populäre aber weniger gut organisierte Mitbewerber wie das Rotkehlchen oder die Amsel locker aus.
Wer angesichts des unwahrscheinlichen Spitzenreiters Manipulation und Wahlbetrug wittert oder gar chinesische Hacker und russische Trollfabriken am Werk sieht, die das Vertrauen in das westliche Vogel-Plebiszit erschüttern wollen, dem versichert der Nabu: Ein Blick in die internen Daten zeige: "Alles ging mit rechten Dingen zu." Die Taubenbegeisterung scheint echt zu sein.
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