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Die "Löwin" setzt zum Sprung an

JUZ-INTERVIEW mit Reggae-Sängerin Zoe aus München, die in Jamaika ihr neues Album aufnahm und dort ihren Traum auslebte.  

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"Wir sollten viel mehr Liebe verbreiten. Liebe ist Gott, und Musik ist Liebe", umreißt Zoe Mazah ihre Lebensphilosophie, die in ihrer Musik zu spüren ist. Ihre frischen Tunes auf dem neuen Album "Exile African", das sie in einem der legendärsten Reggae-Studios aufnahm, machen Lust, genauer hinzuhören. Derzeit tourt die gebürtige Liberianerin durch Deutschland, um ihren Mix aus afrikanischen Musikrichtungen und jamaikanischer Lässigkeit der wachsenden Fangemeinde vorzustellen. Für die JuZ interviewte Johannes Evers die 29-jährige Wahl-Münchnerin.

JuZ: Du sagst, Musik sei Liebe. Was für eine Art von Musik machst du denn?
Zoe Mazah: Musik ist frei, und ich möchte nicht, dass meiner Musik ein Stempel aufgedrückt wird. Mein neues Album "Exile African" ist eine Reise durch afrikanisch beeinflusste Musik - Soul, Funk, Blues, Jazz und Reggae. Es ist das, was ich zu dieser Zeit gefühlt habe. Ich bin zwar keine traditionelle Reggae-Künstlerin, weiß aber, dass Reggae aus dem Herzen kommt, eine sehr emotionale Musik ist, die jeder rüberbringen kann, wenn er sie fühlt.

JuZ: Was ist bei deinem Debütalbum "Zoeciety" anders?
Zoe: "Zoeciety" ist ein vom Reggae beeinflusstes, sehr persönliches Roots-and-Soul-Manifest. Es geht um eine Gesellschaft, wie ich sie mir vorstelle, als ein Netzwerk und ein Raum für viel Liebe. Die Zoeciety ist eine imperfekte, perfekte, gutgläubige Gesellschaft, und das Einzige, was in ihr lenkt und ordnet, ist der Moment.

JuZ: "Could It Be You" war dein erster Hit. Für dieses Stück hat Gentleman den Remix gemacht, und du hattest mit Ky-Mani Marley, einem Sohn Bob Marleys, ein großes Feature. Haben dich die großen Namen schnell nach oben gepusht?
Zoe: Davon kann nicht die Rede sein. Ich habe bei "Zoeciety" kein Name-Dropping betrieben [Im Fachjargon bezeichnet man so das Mitwirken populärer Gastkünstler. Anmerkung der Redaktion.]. Dafür fehlt mir schon das nötige Kleingeld. Ich acker mir seit Jahren den Arsch ab und habe auf den schäbigsten Bühnen gespielt. Ich hoffe, dass man mir jetzt eine faire Chance gibt. Mein Debütalbum war ein wirklich langer Weg. Ich musste um jedes Stückchen Eigenständigkeit kämpfen.

JuZ: Ist es die gewonnene Eigenständigkeit, die auf der neuen Platte zu hören ist?
Zoe: Ja, denke ich schon. "Exile African" ist anders, da ich künstlerisch weiter bin . Ich bin stolz darauf. Ich bin stolz, wenn meine Musik im Radio läuft, wenn mich jemand nach einem Autogramm fragt und, dass ich auf tollen Festivals wie dem Summerjam oder dem Chiemsee-Reggae dieses Jahr spielen darf. Solche Momente, in denen ich auf der Bühne stehe und die Menschen klatschen, diese Momente kann mir keiner mehr nehmen. Es ist schön, dass mit so etwas persönlichem und emotionalem wie Musik, was erreichen kann. Denn gerade mein neues Album ist sehr autobiografisch.

JuZ: Du hast einen sehr ergreifenden Song über deine Heimat Liberia geschrieben. Wie nah ist dir dieses Thema?
Zoe: Mit dem Song Liberia habe ich es sogar geschafft, über meinen Geburtsort zu schreiben, an den ich seit meinem zweitem Lebensjahr nicht mehr zurückkehren konnte. Es fiel mir lange sehr schwer über Liberia zu singen. Als es dort letztes Jahr noch einmal einen Eklat mit dem Bürgerkrieg gab, der schon die ganze Zeit da war, habe ich mich so betroffen gefühlt. In dieser Zeit ist dann das Lied entstanden, in dem ich mich frage, wo die Liebe, wo Gott - egal welcher - geblieben ist. Mit Chuk Fender, einem der zur Zeit heißesten Rasta-Künstler in Jamaika, habe ich für dieses Stück genau die richtige Persönlichkeit gewinnen können. Er ist sehr glaubwürdig, weil er sich verändert hat, durch verschiedene Stadien gegangen ist, und weil er von einem "bösen Jungen" zu einem "Poor People Defender" geworden ist.

JuZ: Wie muss man sich Zoe bei den Aufnahmen in Jamaika vorstellen?
Zoe: Im Gegensatz zu "Zoeciety" habe ich "Exile African" komplett in den legendären GeeJam-Studios auf Jamaika, meiner künstlerischen und spirituellen Heimat, an dem schönsten und grünsten Platz der Insel, aufgenommen. Es war nur noch die Musik da, die Arbeit an der Musik und Jamaika: mittags kurz was gegessen und dann weiter. Nachts haben wir meist zusammengesessen und Riddims gebastelt und die ganze Nacht gejamt. Ich habe so gearbeitet, wie ich es mir immer gewünscht habe, und hatte das Glück, mit wunderbaren Musikern spielen zu dürfen.

JuZ: Zum Beispiel?
Es waren Größen wie Dean Fraser am Saxophon dabei oder Numbo Robinson an der Posaune, die wir eingeladen hatten. Zufällig kam dann noch Family Man vorbei, Bob Marleys ehemaliger Bassist, der seinen Stempel auf dem Stück "Sunshine" hinterließ. Mit dem hatte ich nicht gerechnet, das ist natürlich Wahnsinn. Keines meiner Stücke hat unreif die Insel verlassen. Und ich merke, dass ich stärker geworden bin, was auch meinen Glauben gestärkt hat. Glauben ist eine wichtige Sache.

JuZ: Die Szene wird von Männern dominiert. Glaubst du, dass du dich unter den Rasta-Predigern als Frau behaupten kannst?
Zoe: Ich finde es schade, dass sich die Männer die ganze Chantsache [Texte, in denen die Rastafari-Religion gelobpreist wird.] als ihre Domäne zu Eigen gemacht haben. Da wird man als Frau schon belächelt. The Real Lion ist halt eine andere Sache. Den Männern sollte mal gesagt werden, dass es die Löwin ist, die jagt und die Familie ernährt, der Löwe steht nur da und schreit herum. Ich finde es falsch, dass Frauen nicht predigen sollen. Ich weigere mich, das zu akzeptieren. Lasst euch das von einer Löwin gesagt sein.

Ressort: Zisch

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