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Die Hundeschule

  • Sa, 05. Juni 2004
    Zisch

     

In Allschwil bei Basel werden zukünftige Blindenführhunde auf ihre Arbeit vorbereitet.

Das erste Tier, das uns im Haus begegnet, ist eine Katze. Nun wäre das allein nichts Besonderes, wären wir nicht in einem Haus für Hunde, in der Schweizerischen Schule für Blindenführhunde in Allschwil bei Basel. Zu Besuch ist auch die Klasse 3a der Freien Evangelischen Schule in Stetten. "Was macht man in der Schule?", fragt Monika Meyer von der Blindenhundeschule die Kinder. "Lernen" rufen viele.

Das müssen Hunde in der Hundeschule auch. Aber diese Hunde sind sogar in ihrer Schule geboren. Sind die Welpen zehn Wochen alt, kommen sie zuerst in eine Patenfamilie. "So lernen sie die Welt kennen", sagt Monika Meyer. Dort werden sie mit dem Verkehrslärm vertraut gemacht. Sie hören quietschende Straßenbahnen, laufen über rutschige Böden im Kaufhaus, über Gitter und fahren im Auto mit. Sie sollten ruhig bleiben, auch wenn es mal donnert oder knallt. Und sie müssen lernen, ihren Jagdinstinkt zu zügeln. Natürlich darf ein Führhund nicht Nachbars Katze hinterher jagen. Deshalb also die Katzen in der Hundeschule.

Sind die Welpen ausgewachsen und haben die Gewohnheiten der Menschen und viele Geräusche kennen gelernt, kommen sie zurück in die Schule. Aber was können sie da noch in der Schule lernen? "Was muss denn ein Blindenhund können?", fragt Monika Meyer, die mittlerweile einen Blindenstock in der Hand hält. "Ein blinder Mensch kann sich mit dem Stock, den er vor sich hin und her bewegt und durch Klopfen an Hindernissen doch ganz gut orientieren." "Hunde müssen blinde Menschen bei grün über die Ampel führen", ruft ein Mädchen. "Hunde können keine Farben erkennen", erläutert Frau Meyer.

Blinde Menschen wissen dann am sichersten, ob die Ampel auf Grün steht, wenn diese ein Tonzeichen gibt. Wenn nicht, müssen sie versuchen herauszuhören, ob die Autos halten. Das ist in einer lauten Stadt schwierig. Hier kann es hilfreich sein, wenn sehende Menschen fragen, ob sie helfen können. Niemals aber sollte man einen blinden Menschen ungefragt anfassen und über die Straße zerren. Dass das sehr unangenehm ist, leuchtet den Kindern ein, als Frau Meyer mit einem Kind diese Szene spielt.

Während ihrer Ausbildung lernen die Hunde 32 Kommandos oder "Hörzeichen", wie Frau Meyer sie nennt. Mit diesen Wörtern kann der Mensch dem Hund sagen, was er tun möchte, und der Hund hilft ihm dabei. Sagt der Mensch "Zebra" sucht der Hund den nächsten Zebrastreifen, an dem man die Straße überqueren kann.

Hunde können auch im Bus einen freien Platz suchen. Das geht nicht so gut mit dem Stock. Frau Meyer führt das vor und tippt den sitzenden Kindern mit dem Blindenstock leicht auf die Schulter und an die Beine, um zu zeigen, wie man mit dem Stock einen Platz ertasten könnte. Hört der Hund das Wort "banca", führt er den Menschen an einen freien Platz.

Aber ein Hund ist mehr als ein Hilfsmittel, mit dem man den Alltag leichter be- wältigen kann. Er ist ein Freund und Gefährte, für den die Menschen auch Verantwortung übernehmen müssen. Wenn der Blindenhund führt, dann arbeitet er. Dafür braucht er auch Freizeit. Er muss auch mal nur spielen oder herumtollen können.

Ingrid Becker

Weitere Informationen gibt es unter http://www.blindenhundeschule.ch Jeden 1. Samstag im Monat um 15 Uhr ist die Blindenhundeschule für Besucher geöffnet. Gruppen ab zehn Personen und Schulklassen müssen sich anmelden: [TEL] 0041/61/4879595.

Ressort: Zisch

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