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Elterngeld

Die Gesellschaft ist reif für ein Sich-Ehrlich-Machen

  • Josef J. Simon (Freiburg-Tiengen)

  • Mo, 30. September 2024

     

Zu: "Lindner-Berater will das Elterngeld streichen", Beitrag von Steven Geyer (Politik, 26. August)

Die Forderung von Lars Feld, das Elterngeld auf den Prüfstand zu stellen, erinnert an evidenzbasierte Medizin. Das ist erfrischend ideologie-frei. Statt gut geglaubte Therapien oder Traditionen unhinterfragt weiterzurollen, wählt man Behandlungsmethoden, die nachweislich der Zielerreichung dienen. Davon könnte die Politik lernen – und unsere Gesellschaft auch. Anstatt immer neue Gesetze auf Grundlage von Utopien, Ideologien und Stimmungen zu entwerfen, wäre es ja mal ganz erquicklich, bestehende Gesetze auf Zielerreichung und Durchsetzungsfähigkeit zu prüfen. Wenn sich herausstellt, dass ein Gesetz die avisierten Ziele nicht erreicht, ist ein ehrliches Eingeständnis sinnvoll und eine Korrektur nötig.

Jenseits der profil-neurotischen Ampel-Streiterei wächst in der Gesellschaft derzeit ein Bedürfnis nach Pragmatismus, nach Einfachheit und Wirksamkeit, wo Wort (Gesetz), Tat (Durchsetzung) und Ergebnis (Ziel) zusammenpassen. Vielleicht ist unsere Gesellschaft gerade jetzt reif für ein Sich-Ehrlich-Machen, was uns wichtig ist und wie wir miteinander leben wollen. Darin liegt eine große Chance – gerade im Hinblick auf die Mitnahme-Effekte, die an vielen Stellen in unserem Sozial-System drinstecken und welche die Ziele, die ursprünglich angedacht waren, konterkarieren. Vielleicht muss sich unsere Gesellschaft sogar in einem schmerzhaften, aber konstruktiven Prozess darauf einigen, wo sie hinwill. Dass jeder Einzelne nur darum kämpft, für sich im Moment das Meiste herauszuholen, wird sich gesellschaftlich und global voraussehbar als Sackgasse erweisen.
Josef J. Simon, Freiburg-Tiengen

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