Interview
Die führenden Ökonomen Lars Feld und Marcel Fratzscher streiten über Wirtschaftspolitik
Soll der Staat mehr investieren? Muss man etwas gegen die soziale Ungleichheit tun? Deutschlands führende Ökonomen Lars Feld und Marcel Fratzscher im BZ-Streitgespräch.
Do, 8. Nov 2018, 9:06 Uhr
Wirtschaft
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Walter-Eucken-Instituts und Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung und der keynesianisch orientierte Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. In vielen wirtschaftspolitischen Fragen sind die beiden unterschiedlicher Meinung.
Mehr Einnahmen als Ausgaben
BZ: Die Bundesrepublik hat im 1. Halbjahr 2018 einen Rekordüberschuss von 48 Milliarden Euro in den staatlichen Haushalten erzielt. Was sollte mit dem vielen Geld geschehen? Investieren, Schulden abbauen, Steuern senken oder etwas auf die hohe Kante legen?
Fratzscher: Für mich ist die klare Priorität, die Investitionen zu erhöhen. Steuern zu senken macht nur Sinn, wenn es langfristig Überschüsse gibt. Wir wissen aber, dass die derzeitige komfortable Lage mehr das Resultat von Glück als von guter Politik ist. Vor allem die extrem niedrigen Zinsen helfen. Die Bundesbank schätzt, dass der Staat allein durch die niedrigen Zinsen 45 Milliarden Euro spart. Das heißt: Gibt es keine Niedrigzinsen mehr, gibt es auch keine Überschüsse mehr. Hinzu kommen die gute Arbeitsmarktlage und hohe Gewinne bei den Unternehmen. Das sind die drei Faktoren, auf die die Politik keinen direkten Einfluss hat.
Feld: Steuersenkungen führen zu mehr privaten Investitionen und so zu Kapazitätsausweitungen. Daher sind sie allemal besser als strukturelle Mehrausgaben, etwa öffentliche Investitionen.
"Der Staat lebt von der Substanz." Marcel Fratzscher BZ: Herr Fratzscher, warum sind Investitionen für Sie so wichtig?
Fratzscher: Weil Deutschland auf diesem Gebiet ein großes Problem hat. Die öffentlichen ...