Wissenschaft
Die Form der Nase ist vom Klima abhängig
Experten haben herausgefunden, dass das Klima für die Form der Nase mitverantwortlich ist / Die Anpassung half beim Überleben.
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STATE COLLEGE (dpa). Welche Form und Größe menschliche Nasen in verschiedenen Teilen der Welt entwickelt haben, hängt einer neuen Studie zufolge auch vom lokalen Klima ab. So seien Nasenlöcher in warmen, feuchten Umgebungen häufig breiter, in kühlem, trockenem Klima hingegen oft schmaler, schreibt ein internationales Forscherteam unter Federführung der Pennsylvania State University (State College/US-Staat Pennsylvania) in "Plos Genetics".
Die meisten Unterschiede der weltweiten Nasenformen gingen auf völlig zufällige Veränderungen im Genpool zurück, die sogenannten Gendrift, schreibt das Team um Arslan Zaidi in seinem Artikel. Bei der Weite der Nasenlöcher und der Breite der Nasenbasis stellten die Forscher jedoch fest, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen größer waren als durch Gendrift allein erklärbar. Vielmehr habe dort über lange Zeit hinweg eine Anpassung an örtliche Lebensbedingungen stattgefunden, sagen die Forscher.
Ihre Erklärung für das Phänomen: In schmalen Nasenlöchern wird kalte, trockene Luft effektiver erwärmt und durch die Schleimhäute besser angefeuchtet, bevor sie in die Lungen gelangt. "Eine wichtige Funktion der Nase und der Nasenhöhle ist es, die eingeatmete Luft aufzubereiten, bevor sie den unteren Atemtrakt erreicht", so Coautor Mark Shriver. Diese Eigenschaft sei in Gegenden mit trockenem und kühlem Klima wahrscheinlich essenziell gewesen und habe Überlebensvorteile verschafft.
Allerdings gebe es für die Entwicklung bestimmter Nasenformen in einer Population viele weitere Gründe, etwa die Wahl des dort als attraktiv empfundenen Sexualpartners. Auf lange Sicht gebe es beispielsweise mehr Menschen mit großen Nasen, wenn diese dem lokalen Schönheitsideal entsprächen – oder eben umgekehrt.
Den Forschern zufolge sei es sinnvoll, die Form der Nasen und Nasenhöhlen auch mit Blick auf deren mögliche Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen weiter zu untersuchen. "Vor allem, weil wir immer mehr Teil einer globalen Gemeinschaft werden und in neue Klimazonen ziehen", ergänzt Zaidi.
Diese Frage werde in der Studie nicht untersucht, sagt die Tübinger Expertin Harvati. Allerdings gebe es Beispiele dafür, wie die Lebensumgebung Körpermerkmale präge. "Ein einfaches Beispiel ist die erhöhte Gefahr für Hautkrebs bei Menschen mit heller Haut, wenn sie hoher UV-Strahlung ausgesetzt sind." Umgekehrt litten dunkel pigmentierte Menschen in Gegenden mit schwacher Sonneneinstrahlung häufiger an Rachitis, weil sie weniger Vitamin D produzierten. Auch die Proportionen des Körpers seien evolutionär an die Umweltumgebungen angepasst und beispielsweise kompakter, wenn Wärmeverlust vermieden werden solle. "Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass Menschen kulturelle Wesen sind und nicht auf biologische Adaption beschränkt", sagt Harvati.
Die Frage zu stellen, warum wir Menschen aussehen, wie wir aussehen, und wie sich bestimmte Merkmale aufgrund von Umweltbedingungen entwickelt haben, sei wichtig, betont die Forscherin. "Am wichtigsten daran ist meiner Meinung nach, dass es verhindert, solchen Merkmalen soziale Werte zuzuordnen, und so das Verständnis für unsere gemeinsame Menschlichkeit fördert – ganz egal, wie wir aussehen."
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