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Geldpolitik

Die EZB wartet ab

Die Inflation sinkt langsam, die Konjunktur im Euroraum schwächelt, doch die Notenbank lässt sich Zeit: Sie hält die Leitzinsen konstant. Das könnte sich aber im Herbst ändern.  

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Die EZB in Frankfurt  | Foto: Boris Roessler (dpa)
Die EZB in Frankfurt Foto: Boris Roessler (dpa)

Die Europäische Zentralbank lässt die Zinsen im Euroraum trotz der zuletzt gesunkenen Inflation unverändert. Bei ihrer im Juni begonnen Zinswende lassen sich die Währungshüter rund um EZB-Präsidentin Christine Lagarde Zeit. Sie beschlossen in Frankfurt, den Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, bei 4,25 Prozent zu belassen. Der Einlagenzins, den Geldhäuser erhalten, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, bleibt bei 3,75 Prozent. Damit verzichtet die EZB darauf, ihre Geldpolitik direkt weiter zu lockern. Viele Ökonomen erwarten aber, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung Mitte September die Zinsen senkt.

Alle Augen auf September

Für die Entscheidung nach der Sommerpause ließ sich die EZB alle Türen offen und vermied klare Hinweise. Künftige Zinsentscheidungen seien weiter abhängig von den Konjunkturdaten, bekräftigte Lagarde. Man entscheide von Sitzung zu Sitzung. Lagarde verwies auf immer noch hohen Preisdruck: Die Gesamtinflation im Euroraum dürfte bis weit ins nächste Jahr über dem Zielwert bleiben, sagte sie. Auf der anderen Seite dürfte sich der Trend zu hohem Lohnwachstum, der den Währungshütern Sorge bereitet, im Jahresverlauf abschwächen und es bestünden Konjunkturrisiken: Die Wirtschaft der Eurozone sei im zweiten Quartal "wahrscheinlich langsamer gewachsen" als im ersten.

Um die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Rekordhöhe gestiegene Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB seit Juli 2022 zehnmal in Folge die Zinsen erhöht, ehe sie eine Pause einlegte. Im Juni senkte die EZB dann erstmals seit der Inflationswelle die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte.

EZB bleibt vorsichtig

"Der Kampf der europäischen Währungshüter gegen zu hohe Inflationsraten ist noch nicht gewonnen", warnt Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. Für die Zinsentscheidung am 12. September fordert er Augenmaß. "Die EZB sollte die Zinsen nur dann senken, wenn sie sicher sein kann, dass die Inflation im Euroraum verlässlich auf die 2-Prozent-Marke zusteuert." Zuletzt hatte sich die Inflation im Währungsraum abgeschwächt. Die Rate fiel im Juni auf 2,5 Prozent nach 2,6 Prozent im Mai. Die Inflation nähert sich dem Ziel der EZB, die mittelfristig eine jährliche Rate von zwei Prozent im Währungsraum anstrebt und hier Preisstabilität gewahrt sieht. Doch der Rückgang der Inflation im Euroraum ist zäh. Sorge bereitet, dass die Teuerungsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmitteln, die "Kerninflation", im Juni bei 2,9 Prozent stagnierte.

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 19. Juli 2024: PDF-Version herunterladen

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