Repräsentative Umfrage

Die Deutschen wollen naturnahe Zoos

Die Zoos haben sich den Erhalt der Artenvielfalt auf die Fahne geschrieben, doch die Haltung der Tiere ist umstritten. Viele Menschen glauben, dass sich die Tiere in den Gehegen nicht wohlfühlen.  

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Besucher wollen keine Käfige sehen.  | Foto: Carlotta Huber
Besucher wollen keine Käfige sehen. Foto: Carlotta Huber
Der Frankfurter Zoodirektor Miguel Casares sieht im Artenschutz die größte Aufgabe der zoologischen Gärten auf der Welt. "Das ist gigantisch", sagte er am Donnerstag in Kronberg. Schätzungen zufolge verschwänden jeden Tag 100 bis 150 Arten von der Erde. Auch einer repräsentativen Umfrage zufolge, deren Ergebnisse am Donnerstag in dem Zoo diskutiert wurden, sehen die Deutschen diesen Punkt als bedeutendste Aufgabe von Zoos, gefolgt von dem Engagement für den Natur- und Umweltschutz.

Für die repräsentative Studie hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Verbandes der zoologischen Gärten mehr als 1500 Menschen in Deutschland befragt. Allerdings bezweifeln demnach viele, dass sich Tiere in Zoos auch wohlfühlen. Fast jeder zweite antwortete laut der Studie auf die entsprechende Frage mit "eher nicht" oder "überhaupt nicht".

Es sei sehr schwer, das Tierwohl zu messen, sagte dazu der Direktor des Kronberger Opel-Zoos, Thomas Kauffels. Als Kriterium nannte Frank Velte vom Zoo Vivarium in Darmstadt unter anderem die Lebensdauer der Tiere. "Viele Tiere leben im Zoo länger als ihre Artgenossen in Freiheit, das spricht für ihr Wohlbefinden", sagte er. "Wenn es zum Beispiel einem Zebra im Zoo schlecht geht, dann kommt der Tierarzt. Wenn es seine Zähne verliert, wird es entsprechend anders gefüttert."

Der Deutsche Tierschutzbund in Bonn lehnt die Haltung von Tieren in zoologischen Einrichtungen nicht generell ab. Die Gehege müssten aber so gestaltet sein, dass die Tiere ihren Bedürfnissen nachkommen könnten. "Viele Tierhaltungen im Zoo werden den Grundanforderungen jedoch nicht gerecht", sagte James Brückner vom Tierschutzbund. Allerdings habe in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden, viele größere Zoos würden ihre Anlagen umbauen und an die Bedürfnisse der Tiere besser anpassen. Dies sei auch auf einen gesellschaftlichen Wandel zurückzuführen, da Besucher Tiere mittlerweile nicht mehr in engen Käfigen und Betongehegen sehen wollten, sondern lieber in naturnahen Gehegen.

"Ein deutliches Zeichen dafür, dass Tiere nicht artgerecht gehalten werden und unter der Haltung leiden, sind Verhaltensstörungen", so Brückner. So würden zum Beispiel Großkatzen oder auch Bären über längere Zeit in ihrem Käfig permanent die gleichen Runden drehen oder Elefanten pausenlos mit dem Rüssel hin- und herschaukeln. Es gebe zudem Tiere, die auch beim besten Willen nicht artgerecht gehalten werden könnten, hierzu zählten Eisbären und Delfine.
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