Seit fast 85 Jahren ein Familienunternehmen, das den Konzernen standhält: der Münchner Hanser Verlag.
München, Vilshofener Straße. Ein ruhiges Villenviertel an der Isar. Nicht weit von hier, fünf Minuten zu Fuß, steht das damalige Haus von Thomas Mann. Schneeweiß, protzig, heute im Besitz eines Bankers. Das Gebäude des Hanser Verlags ist das Gegenteil davon. Ein klar gegliederter, moderner Bau mit viel Licht und breiten Fluren. Durchsichtig. Funktional. Liberal. Es ist die Villa des 1901 in Rastatt als Sohn eines Hutladenbesitzers geborenen Verlegers Carl Hanser, der den Verlag 1928 gegründet und mit alemannischem Pragmatismus und liberaler Gesinnung fast fünfzig Jahre geleitet hat – nachdem er in Freiburg unter an anderem bei Husserl (der Korreferent seiner Dissertation wurde) und Heidegger studiert, bei Elchlepps Buchhandlung ein Praktikum absolviert und seine spätere Frau Lotte kennengelernt hatte. Im Lauf der fast 85 Jahre seitdem wurde mehrfach angebaut – doch das Gebäude wirkt innen wie außen trotzdem wie aus einem Guss.
Vielleicht, weil hier eine einzige Idee regiert: "die Ergebnisse geistiger Arbeit in die Form eines Buches zu bringen" (Carl Hanser), in dieses "kleinteilige, liebebedürftige Produkt" (sein Nachfolger Michael Krüger) – ein Buch, das zwar nicht die Welt ändern kann, aber die Weltsicht ...