Account/Login

Radsport

Wie der Freiburger Radprofi Simon Geschke sein letztes Rennen am Donnerstag angeht

  • Tom Bachmann (dpa)

  • Mo, 30. September 2024, 17:30 Uhr
    Radsport

     

Seit mehr als einem Jahrzehnt zählt der in Freiburg lebende Simon Geschke zu den prägendsten deutschen Radprofis. Am Tag der Deutschen Einheit bestreitet er sein letztes Rennen – und bereut nur eine Sache.

Simon Geschke  bei der Deutschland-Tour im August  | Foto: Karl Josef Hildenbrand (dpa)
Simon Geschke bei der Deutschland-Tour im August Foto: Karl Josef Hildenbrand (dpa)

Wehmut kommt bei Simon Geschke keinesfalls auf. "Ich würde jetzt nicht sagen, dass es zu früh ist aufzuhören", sagt der 38-Jährige. Am Sonntag war der Radprofi zum letzten Mal bei einer WM dabei, am Donnerstag fällt der finale Vorhang seiner aktiven Karriere: Beim Münsterland-Giro verabschiedet er sich am Tag der Deutschen Einheit von den Fans – wie zuvor schon André Greipel und Erik Zabel.

Wie gefährlich sein Sport ist, wurde dem in Freiburg lebenden Sportler bei der WM in Zürich vor Augen geführt. Der Tod der erst 18 Jahre alten Muriel Furrer hing wie eine schwarze Wolke über den Rennen. "Die Gefahr werde ich auf jeden Fall nicht vermissen", sagt Geschke. Im Rennen könne er das immer ganz gut ausblenden, aber es sei schön, wenn er das Risiko nicht mehr habe.

Es ist für ihn der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören. "Ich habe meine Karriere, glaube ich, ganz gut in die Länge gezogen", sagt Geschke und grinst. Er sei unheimlich froh, Mitte November nicht mehr mit dem Training anfangen zu müssen. "Das ist schon eine riesige Last, die mir da von den Schultern fällt. Über die Jahre geht natürlich ein wenig die Leidenschaft verloren."

Sein Highlight war der Etappenerfolg bei der Tour de France

In Geschke geht nicht irgendwer. Er ist Teil der Generation mit Marcel Kittel, Tony Martin, Greipel und dem noch aktiven John Degenkolb, die noch regelmäßig für große Siege sorgte. Geschkes Highlight: der Etappenerfolg bei der Tour de France. Bergankunft in Pra Loup. 22. Juli 2015. Geschke siegt solo, das Trikot weit offen, ein Urschrei beim Überqueren der Ziellinie. "Das sticht heraus. Hätte ich vor zwei Jahren das Bergtrikot gewonnen, wäre das auf einem Level gewesen", sagt der Wahl-Freiburger.

2022 kämpfte sich Geschke noch einmal in die Herzen der Radsport-Fans. Neun Tage trug er das berühmte weiße Trikot mit den roten Punkten – bester Kletterer der Tour de France. Allein, der Lohn blieb aus. Der spätere Gesamtsieger Jonas Vingegaard sammelte am Ende sieben Punkte mehr. Immerhin durfte Geschke in dem Trikot stellvertretend auf die Schlussetappe nach Paris gehen, da der Däne das Gelbe Trikot trug. Das begehrte Jersey gab es nicht, dafür einen gehörigen Popularitätsschub auf seine alten Profi-Tage.

Beim Abschied in Münster steht der Spaß an erster Stelle

Seine Abschiedssaison ging Geschke mit einem Plan an. "Ich wollte noch mal alle meine Lieblingsrennen fahren", berichtet Geschke. Gesagt, getan. Beim Giro d'Italia wird er unverhofft zum Klassement-Fahrer, holt mit Platz 14 sein bestes Ergebnis bei einer der drei großen Landesrundfahrten.

Beim Abschied in Münster steht der Spaß an erster Stelle. Das Rennen wird traditionell im Sprint entschieden und hält sich vom Anspruch her in Grenzen. Da kann er einfach mitrollen. Seine Frau Sophie moderiert im VIP-Zelt, auch für sie ist es vorerst der letzte Job. Im November erwartet das Paar sein erstes Kind. "Das neue Projekt", wie es Geschke scherzhaft nennt.

Bei der beruflichen Orientierung will er sich auf jeden Fall Zeit lassen. "Ich muss nicht am 1. Januar gleich einen neuen Job haben", betont Geschke. "Ich will wirklich zur Ruhe kommen und ein halbes Jahr, ein ganzes Jahr gar nichts machen – bis auf ein paar Kleinigkeiten. Dann sehen wir weiter." Geschke, das spürt man in jedem Gespräch mit ihm, ist mit sich im Reinen. Nur eine Sache hätte er gern einmal erlebt. "Ich wäre gern mal deutscher Meister gewesen", sagt er. Geklappt hat es nie, aber dennoch wird er ohne Wehmut gehen.

Ressort: Radsport

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. Oktober 2024: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare

Um Artikel auf BZ-Online kommentieren zu können müssen Sie bei "Meine BZ" angemeldet sein.
Beachten Sie bitte unsere Diskussionsregeln, die Netiquette.

Sie haben noch keinen "Meine BZ" Account? Jetzt registrieren


Weitere Artikel