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Der "Umschlagplatz" bleibt oft leer

Briefeschreiben hat eine uralte Tradition und klare Vorteile gegenüber Mails und SMS - und scheint doch auszusterben.  

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Immer seltener haben wir einen Brief im Briefkasten. Und man selbst schreibt auch nicht gerne. Was fehlt? Vielleicht ein schönes Schriftbild, gar Ausdrucksvermögen, ganz simpel Zeit oder einfach die nötige Lust. Nach den allweihnachtlichen Alibi-Sendungen kommt oft das ganze Jahr gar nix mehr.

Mit den ehemaligen Brieffreunden aus England, Bulgarien oder Südafrika hat man keinen Kontakt mehr. Bleiben die Werbeheftchen und die Rechnungen, die hin und wieder im Briefkasten - dem besten häuslichen "Umschlagplatz" - landen. Und doch: so ganz tief im Herzen wünscht man sich immer wieder mal ein privates Briefchen, wenn man den Kasten leert. Und dann - wieder nichts.

Irgendwie ist das Phänomen "Brief" eingeschlafen. Und das nicht erst, seit es SMS gibt. So warb auch schon die Post in den 80er-Jahren mit dem Slogan: "Schreib mal wieder". Wohl ohne großen Erfolg. Na, und mittlerweile existieren so mächtige Konkurrenten wie der Computer inklusive Internet und das Handy. Da ist es doch echt viel simpler und schneller kurz mal anzurufen, eine SMS oder eine Mail zu schicken.

So vergänglich das Briefeschreiben gerade scheint, an sich ist es uralt. Schon in der Antike war der Brief als literarische Gattung gebräuchlich. Den Auftakt macht ein 4000 Jahre alter Liebesbrief aus Babylon. Auch ein Schriftsteller wie Cicero teilte sich gerne in Briefform mit, ob in Briefen an den Römischen Senat oder - aus seinem griechischen Exil - an seine Tochter Tullia nach Rom. Briefe waren oft nicht nur privat gedacht, sondern vielmehr für die Öffentlichkeit gemacht. So findet man zum Beispiel schon das früheste verbriefte Todesurteil in der "Ilias". Und Briefe als literarische Gattung dienten auch als Einführung in die Philosophie oder wurden bei politischen Auseinandersetzungen verwendet. Ebenfalls war der Brief in den Schulen während der römischen Herrschaft Gegenstand rhetorischer Übungen. Und über viele Jahrhunderte hinweg war der Brief das Informations- und Mitteilungsmedium Nummer eins. Bis in die heutige Zeit. Das soll allem Anschein nach nun alles ein Ende haben.

Dabei war der Brief seit jeher so ein taugliches Mittel, um Gedanken und Befindlichkeiten auszudrücken, ohne gleich die Reaktion des Empfängers zu erfahren. Einfach schreiben, was einem auf der Seele brennt. Oder auch mal einen Brief voller Sehnsucht schreiben - und ihn nicht abschicken. Auffällig bei der Briefeschreiberei ist, dass Männer zumindest in jüngerer Zeit eher weniger zum Stift greifen als Frauen. Und schon im 19. Jahrhundert wurde speziell Frauen empfohlen, sich gut auszudrücken, da das "hübscher" für die Briefe wäre. Nun aber leidet das Briefeschreiben, egal ob Frau oder Mann. Es ist zeitaufwändig, benötigt mehr Überlegungen - und am Ende immer noch eine Briefmarke, an der das ganze Unternehmen noch scheitern kann. Und doch nicht sollte: denn wie unglaublich unromantisch wäre ein digitaler Liebesbrief in der Mailbox.


Dass Briefe geschrieben werden, will auch die Post - und informiert deshalb auf ihrer Website unter der Rubrik "Post und Schule" über Brieffreundschaften und Liebesbriefe: http://www.deutschepost.de

Ressort: Zisch

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