Der Stones-Fan an der Kirchenorgel
Obwohl er mit herkömmlicher Kirchenmusik wenig anfangen kann, hat Robert Kohlbrenner die Rickenbacher Orgel mehr als 50 Jahre lang zu seinem Instrument gemacht. Die Pfarrgemeinde will sich dafür nun bedanken.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Geboren in Hütten, fand Kohlbrenner es zu umständlich, jeden Tag ins Gymnasium nach Bad Säckingen zu fahren. Daher ging er während der Gymnasialzeit ins Internat nach Konstanz, wo er bei einem "Münsterprofi", wie er sich ausdrückt, das Orgelspiel erlernte. Nach Hütten zurückgekehrt, wurde er vom damaligen Rickenbacher Organisten Karl Fortwängler gefragt, ob er ab und an am Sonntag die Frühmesse übernehmen könnte. Das war 1973.
Fortan bestritt Fortwängler den Vorabendgottesdienst am Samstag, Kohlbrenner spielte am Sonntag zur Messe auf. Das sei ziemlich stressig gewesen, weil er am Samstag oft bis tief in die Nacht hinein Tanzmusik gemacht habe. Und zudem habe sich herumgesprochen, dass er alle musikalischen Wünsche erfülle, weshalb er immer öfter auch bei Beerdigungen angefragt worden sei.
Nachdem Fortwängler Ende Oktober 1981 gestorben sei, habe er dann das Orgelspiel in Rickenbach ganz übernommen, berichtet er. "Nach den im Orgelbuch aufgezeichneten Noten habe ich dabei nie gespielt, und auch einen ordentlichen Abschluss habe ich nie gebraucht", erklärt Robert Kohlbrenner, dessen Improvisationen legendär sind. Da konnte man auch schon mal aus einem Marienlied, wenn man genau hinhörte, den Beatles-Song "Let it be" heraushören, oder am Volkstrauertag in einem Orgelchoral Donovans "Universal Soldier" erkennen.
Gern gehört war auch immer wieder, wenn er bei Beerdigungen das "Von guten Mächten wunderbar geborgen" mit dem Geist eines Spirituals versah. So sei der Organisten-Job für ihn immer auf ganz besondere Weise abwechslungsreich gewesen, stellte bei aller Routine doch jedes gespielte Stück im Grunde eine Uraufführung dar. Allerdings empfand er es manchmal schon auch als mühsam, immer auf dem Sprung sein zu müssen, da seine Einsätze gerade bei Beerdigungen nie im Voraus planbar gewesen seien. Andererseits sei ihm Abhängigkeit stets ein Gräuel gewesen, weshalb er sich auch lange gegen einen ordentlichen Vertrag mit der Kirche gesträubt habe.
Den schloss er erst 2008 ab, um dann doch eine gewisse Sicherheit zu haben. Seit 2016 war er dann auch noch in Niederwihl als Dirigent des Frauenchores und Organist tätig. Auch am Gedeihen der weltlichen Chöre von Herrischried und Rickenbach einschließlich des Jugendchors um die Jahrtausendwende hat Kohlbrenner mitgewirkt. Selbst dort konnte er als instrumentaler Begleiter dank seines Improvisationstalentes Sonderwünsche immer sofort ohne lange Notensuche berücksichtigen.