2. Liga

Der SC Freiburg hat gegen Bielefeld das Glück erzwungen

Beim 2:2 gegen Arminia Bielefeld hat der Sportclub die Ruhe bewahrt und vom planerischen Weitblick von Trainer Christian Streich profitiert.  

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FREIBURG. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Norbert Meier der Schalk im Nacken sitzen könnte. Für diejenigen, die es nicht wissen, sei gesagt, dass Norbert Meier der Trainer des Zweitliga-Aufsteigers Arminia Bielefeld ist und dort seit seinem Amtsantritt im Februar 2014 nachweislich gute Arbeit leistet. Am Freitagabend nun war Meier mit seinem Team zu Gast im Schwarzwaldstadion, wo er beide Eindrücke eindrucksvoll unterstrich. 2:2 ist die Partie nach spannendem Hin und Her ausgegangen, was Meier zu der Feststellung veranlasste, "ein spannendes Fußballspiel gesehen" zu haben, "zu dem wir unseren Beitrag geleistet haben". Da mochte ihm keiner widersprechen. Ob er indes den folgenden Satz ernst gemeint hat, darf zumindest ein bisschen bezweifelt werden. "Auf Grund der langen Busfahrt" zurück nach Ostwestfalen, sei er "froh, etwas im Gepäck zu haben".

Der SC bewahrt die Ruhe und bringt alles ein

Einen Punkt konnte die Arminia im Gepäck verstauen. Das ist zunächst sehr respektabel. Aus Bielefelder Sicht aber wäre verständlich, wenn Meier mit seiner letzten Bemerkung auf der Klaviatur des Zynismus gespielt hätte. Wäre das Spiel zwei, drei Minuten früher abgepfiffen worden, hätte es für die Bielefelder im Breisgau zu einer Sensation gereicht.

Der Treffer zum Ausgleich gelang dem eingewechselten Freiburger Lucas Hufnagel nämlich in der 90. Minute, der Letzten in der regulären Spielzeit. Nicht nur Meier – der gesamten Bielefelder Reisegruppe konnte das nicht gefallen. Von großer Freude über den einen Zähler konnte trotz Trainer Meiers Worten keine Rede sein, enttäuscht, stinksauer war mancher Spieler, den großen Coup doch noch verspielt zu haben.

Ein paar Meter weiter bot die Gefühlswelt ganz andere Bilder. Dem Torschützen Hufnagel wollte die Freude gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen. Mit dem Attribut "traumhaft" versah er seine Gefühlswelt, nachdem er nach Mike Frantz’ finalem Kraftakt dessen Vorlage aus kurzer Entfernung ins Bielefelder Tor bugsiert hatte. Umringt von Bielefelds Defensive, die in den letzten Minuten der Partie dem immensen Druck der Einheimischen Tribut zollen musste.

Keine Frage: Zur zweiten Heimniederlage nach dem 1:3 gegen den VfL Bochum hat am Freitag nicht viel gefehlt. Zwar beherrschten die Freiburger Spiel und Gegner bis zur 44. Minute recht eindrucksvoll, Zählbares entsprang ihrem ungewohnt dezenten Vortrag aber nicht. "Uns hat die Zielstrebigkeit nach vorne gefehlt", analysierte hinterher Immanuel Höhn. Damit lag der Innenverteidiger vollkommen richtig, den wahren Grund dafür, weshalb sich die Freiburger in der ersten Hälfte nicht eine wirklich zwingende Torchance erspielen konnten, erwähnte er aber nicht. Den Aktionen von Höhn und Co. fehlte das Tempo, dazu kamen viele Zuspiele zu ungenau. Und der an sich stabilen Defensive unterliefen zwei dicke, gleichwohl unfreiwillige Patzer. Fabian Klos (44.) und Florian Dick (49.) nutzten diese Schnitzer von Christian Günter und Höhn zu einer 2:0-Führung für den ambitionierten Gast. Eine Überraschung lag in der Luft.

Doch dann kam das, was auf Freiburger Seite zu tiefer Befriedigung führte. "Wir haben die Köpfe nicht in den Sand gesteckt", sagte Christian Streich und meinte damit den geradezu spürbaren Willen seiner Spieler, die Partie noch umbiegen zu wollen. "Ich bin sehr zufrieden, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Sie hat Ruhe bewahrt und körperlich alles eingebracht", bilanzierte der Coach.

Dass nach Nils Petersens Kopfballtor (67.) auch noch Hufnagel traf, ist neben der Kaltschnäuzigkeit der beiden Offensivkräfte wohl auch Streichs Weitblick zu verdanken. Der sprach beim obligatorischen Zusammentreffen mit den Journalisten davon, einen Spielverlauf wie jenen gegen Bielefeld intern mit den Spielern schon besprochen zu haben; "Was tun, wenn wir trotz Überlegenheit mal mit ein, zwei Toren in Rückstand geraten?"

Diese Unterredung mag so manchem noch im Gedächtnis gewesen sein. Der Sportclub machte nämlich mit einer beeindruckenden Zuschauerkulisse im Hintergrund das, was er zu Beginn vernachlässigt hatte: Er zog das Tempo an, die Kombinationen wurden zwingender – der Gegner verlor darob den Zugriff.

Gerade noch mal gut gegangen könnte man also bilanzieren. Oder sich der Formel bedienen, dass Glück auf Dauer vielleicht doch dem Tüchtigen gebührt. Die mannschaftliche Geschlossenheit und der gegen den frechen Aufsteiger an den Tag gelegte Charakter haben jedenfalls überzeugt. Mit dieser Einstellung werden sich auch Christian Streich und seine Spieler mal darüber freuen können, auf der Rückfahrt etwas im Gepäck zu haben. Vielleicht schon am Donnerstag, wenn’s in der Nacht von Leipzig zurück ins Badische geht.

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