Der sanfte Riese
Der Hit "Human" hat den britischen Sänger Rag ’n’ Bone Man bekannt gemacht und prägt stilistisch auch sein Debütalbum.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Ein Ansatz, der ihn über Nacht berühmt gemacht hat. Zuvor spielte Graham mal akustischen Blues im Vorprogramm der Singer/Songwriterin Joan Armatrading oder rappte für die HipHop-Crew Rum Committee. Alles aus Spaß, aber ohne Perspektive, je davon leben zu können. Das änderte sich, als er "Human" veröffentlichte: "Als ich die Nummer mit meinem Kumpel Jamie Hartman geschrieben habe, war uns sofort klar, dass wir etwas Besonderes hatten. Selbst als wir eine raue Demo-Fassung mit Gitarre und Schlagzeug verschickten, war die Reaktion: ,Das ist ja richtig gut’."
Kein Wunder, dass er das Konzept auf ein ganzes Album ausdehnt, sämtliche Tempi und Variationen auslotet, und ein in sich geschlossenes Werk serviert. Allerdings mit wenigen echten Überraschungen, denn Grahams Ansatz ist derselbe wie bei Kollegin Adele: Er setzt auf eine starke Stimme und vertraute Elemente der Musikgeschichte, denen er einen modernen Anstrich verpasst. Außerdem auf Texte, die sich um unglückliche Liebe drehen und Graham als Tollpatsch und Außenseiter zeigen, dessen Beziehungen nicht funktionieren, dessen Gefühle auf Ablehnung stoßen und dem das Herz quasi im Akkord gebrochen wird.
Was dem 32-Jährigen keineswegs peinlich ist – er verkauft das Ganze als Therapie und sich selbst als ehrlichen Künstler, der praktische Lebenshilfe erteilt. "Ich habe gelernt, emotional stärker zu sein und nicht mehr einer dieser Typen zu sein, die nicht wissen, wie man mit einer Frau redet", setzt er an. "Was ja der Grund ist, warum wir als Männer so viel Mist bauen. Wenn wir aber lernen, engere Bindungen einzugehen und offener zu sein, wird vieles leichter. Da hat man einen Moment der Erleuchtung. Nach dem Motto: Das ist ja gar nicht so schwer." Der Beweis, so sagt er, sei seine aktuelle Freundin, die ihn in allem unterstütze. Die seine bärige Statur von fast zwei Metern ebenso möge wie seinen Rauschebart und seine Tätowierungen, und sogar seinen Künstlernamen cool finde.
Der basiert auf der britischen TV-Serie "Steptoe And Son" aus den 70ern. Die Geschichte zweier Schrotthändler, sogenannter Rag ’n’ Bone Men, die sich durch bissigen Humor auszeichnen. "Für mich hat Rag ’n’ Bone Man etwas von einem Blues-Namen", grinst Graham. "Er hat denselben Klang wie John Lee Hooker, Sonny Boy Williamson oder Big Mama Thornton. Ich mag ihn. Selbst, wenn einige Leute meinen, er sei seltsam. Es passiert oft, dass jemand auf mich zukommt und sagt: ,Was ist das für ein komischer Name?’ Da kann ich nur kontern: ,The Beatles ist ebenfalls merkwürdig.’ Und es gibt nicht wenige davon. Schließlich braucht jeder einen Namen."
Die simple Logik eines Musik-Nerds, der den aktuellen Erfolg genießt – und der weiß, dass der nicht ewig halten dürfte, sondern nur eine Laune des nostalgischen Zeitgeists ist. Insofern gilt es, den Augenblick in vollen Zügen zu genießen. Sei es mit einer Europa-Tour und Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park, die größten Konzerte, die er je gespielt hat: "Ich bin weniger nervös als vielmehr aufgeregt. Schließlich habe ich wahnsinnig viel Arbeit investiert. Und zwar über zehn Jahre hinweg. Ich habe in all diesen kleinen Hallen gespielt – vor ganz wenigen Leuten und nicht für Geld, sondern für Bier. Sollte ich irgendwann dahin zurückkehren, so kann ich wenigstens sagen: Ich habe meinen Traum gelebt."
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ