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Der neue "Asterix" zeigt einen Whistleblower im alten Rom

Der neue Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar" packt ein sehr modernes Thema in die römische Toga: Die Macht über die Kommunikation. Entstanden ist ein überraschend starker Comic.  

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Noch herrscht Friede im gallischen Dorf. Foto: Egmont-Ehapa
Jetzt ist der Moment gekommen, wo der Gymnasiast von damals seinem Geschichtslehrer mit augenzwinkernder Genugtuung gegenübertreten könnte. Damals, als er den Namen des gallischen Heerführers nicht mehr wusste, der Cäsar in der entscheidenden Schlacht unterlegen war, schrieb er auf Verdacht Archaeopterix. Dummerweise taten es, seinen Geschichtskenntnissen vertrauend, viele ihm gleich in seiner Reihe. Seither blieb Vercingetorix unvergessen. Trotzdem, mit Erscheinen von Band 36 der Asterix-Reihe "Der Papyrus des Cäsar" ließe sich die Sache ein wenig revidieren: Archaeopterix – dessen Profession leider Urvogel und nicht Soldat war – ist postum in die gallische Geschichte eingezogen: Zwar nicht als Heerführer, dafür als Druide. Man sollte mit diesem Comic-historischen Wissen dennoch vorsichtig umgehen: Geschichtsfälschung wird nicht mit besseren Zensuren belohnt.

Cäsar und die Geschichtsklitterung

Um die geht es auch in dem mit Spannung erwarteten neuen Band des französischen Autoren-Duos Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) – Geschichtsklitterung. Natürlich aus Perspektive des Asterix-Liebhabern so ans Herz gewachsenen kleinen gallischen Dorfes. Dabei ist Gaius Julius Caesar zunächst gar nicht der Bösewicht, im Gegenteil. Cäsar hat seinen "Gallischen Krieg" geschrieben und verhandelt dort im Kapitel XXIV "Rueckschlaege im Kampf gegen die unbeugsamen Gallier in Aremorica". Nicht gut, findet sein Berater Syndicus und empfiehlt ihm "dieses unselige Kapitel mit einem gnädigen Schleier zu verhüllen". Der Imperator verabschiedet sich von der "historischen Wahrheit", Syndicus befiehlt seinen – stummen – numidischen Schreibern Stillschweigen.

Doch einem, "namens Bigdatha, gelingt es eine Kopie des brisanten Kapitels zu entwenden"... An diesem antiken Fall des Whistleblowens entspinnt sich eine Geschichte von überraschender Originalität und charmanter Parodie – als sei’s ein "Asterix" aus den großen Tagen des Duos Goscinny und Uderzo. Was dem neuen Autorengespann im Vorgängerband "Asterix bei den Pikten" noch nicht gelungen war, nämlich der Reihe wieder ihren intellektuellen Touch zurückzugeben, funktioniert hier nun ganz ordentlich. Und zwar mittels aktueller Anspielungen: Lauschangriff, Datenklau, Datenübertragung durch den Äther (allerdings via Brieftauben), Informationspiraterie. Elegant verknüpft die Geschichte die Stammpersonnage der Reihe (einschließlich der erfolglosen Piratenmannschaft) mit neuen Figuren. Die haben nicht nur drollige Namen wie Polemix – ein gallischer Aktivist – oder Antivirus und Datenflus – Legionäre einer nachrichtendienstlichen Einheit: Sie sind auch urige Typen.

Gute Übersetzung wahrt Witz und Sprachspiele

Oder eben Archaeopterix. Der greise Druide ist ein echt schräger Urvogel, kann den Namen seines Schülers Miraculix nicht mehr behalten und gehört nicht unbedingt zu den Höhepunkten der Story. Dafür verweist der neue Wortwitz aller Figuren auf die großen "Asterix"-Zeiten. Kompliment an die Übersetzer Christian Behr, Alexandra Germann und Wolf Stegmaier. "Eure Stichelei ficht mich nicht an", lassen sie den als Nadelbaum getarnten Römer Pfifficus sagen – derlei Sprachspiele gab es schon lange nicht mehr. Und so fein detaillierte, liebevolle Zeichnungen auch nicht. Aber vielleicht hat das neue Team ja endlich mal einen kräftigen Schluck aus der Zaubertrankpulle genommen, beim Teutates.

"Der Papyrus des Cäsar": "Asterix"-Band 36. Egmont-Ehapa Verlag, Berlin 2015. 48 Seiten, 6,50 Euro.

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Ressort: Literatur & Vorträge

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