Druckerei

Der Mann hinter der Zeitung: Michael Binder arbeitet seit 50 Jahren bei der Freiburger Druck

50 Jahre im selben Betrieb – das gibt es selten. Michael Binder hat es geschafft. Wie? Mit Begeisterung. Auch heute noch sei in der Druckerei kein Tag wie der andere, sagt der 70-Jährige.  

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Michael Binder  | Foto: Sonja Zellmann
Michael Binder Foto: Sonja Zellmann 

Für Laien ist das ein ziemlich öder Raum. Zwei Reihen mit blauen Metallschränken, in denen haufenweise Rechner und Kabel verstaut sind. Ein Tisch mit einem einsamen Computer. Künstlich-kaltweißes Licht, graue Wände. Für Michael Binder aber ist es das Herzstück, sein Reich. Es ist die Schaltzentrale der "Cortina", wie die Druckmaschine der Freiburger Druck heißt, auf der unter anderem die Badische Zeitung gedruckt wird. Hier sorgt Binder als Elektroniker mit dafür, dass Leserinnen und Leser täglich ihre BZ bekommen. Die Rechner in den blauen Schränken steuern die Cortina. Binder kennt jeden Einzelnen sozusagen mit Vornamen, jede Funktion, jede Querverbindung. "Es gibt allein 96 Motoren für die Farbpumpen, die von hier aus koordiniert werden", erzählt der knapp 71-Jährige mit einem Lächeln um die Augen, aus dem seine Faszination für den Job abzulesen ist. Am 11. Februar feiert Binder seine 50-jährige Betriebszugehörigkeit.

So lange schafft es heute kaum noch jemand an einer Arbeitsstelle. Und Binder hat nicht einmal in der Zeitungsdruckerei angefangen. "Mit 14 habe ich eine Elektrikerlehre gemacht. Das war 1968. Später war ich dann bei der Bundeswehr und 1975 startete ich in der damaligen Druckerei Rombach." Damals hätten die Elektriker noch alles gemacht, sich nicht nur ums Drucken gekümmert, sondern auch um die Elektroinstallationen im Haus. Zu dieser Zeit sah der Zeitungsdruck noch ganz anders aus als heute. Binder erlebte Zeitungsgeschichte vom Handsatz bis zum heutigen wasserlosen Offsetdruck. "Ich bin da so reingewachsen, habe mich reingekniet, mich interessiert und zwischendurch viereinhalb Jahre lang auf der Abendschule zum Elektroniker weitergebildet", sagt Binder, der sich mit seinen stachelig kurzen, kaum ergrauten Haaren und dem wachen Blick etwas Jungenhaftes bewahrt hat. "Ich fand das alles wahnsinnig spannend und bis heute sehr abwechslungsreich." Kein Tag sei wie der andere und es gebe immer wieder Neues zu lernen. "Lebenslang!"

Binder mag es, sich in Dinge reinzufuchsen, Lösungen für Probleme zu finden

Ist er deswegen so lange geblieben? "Ja", meint Binder. "Weil es einfach Spaß macht. Sich zum Beispiel in die Abläufe einer Maschine wie der Cortina reinzudenken. Aber ich habe mich auch immer sehr wohl gefühlt mit den Kollegen und meinen Aufgaben." Er habe Angebote von anderen Firmen gehabt, die hätten ihn aber nicht interessiert. Da war offenbar einer am für ihn genau richtigen Ort. Heute ist Binder zwar bereits Rentner, arbeitet aber nach wie vor zwei Tage die Woche in der Druckerei. Und hat eben für weitere zwei Jahre verlängert. "Als mir das angeboten wurde, habe ich gleich ja gesagt. Das war für mich keine Frage. Das hält mich fit. Ich bin wirklich dankbar, dass ich das machen kann." Andere seien mit 71 Jahren gar nicht mehr da.

"Ich fand das alles wahnsinnig spannend und bis heute sehr abwechslungsreich."

Binder ist ein Tüftler. Er mag es, sich in Dinge reinzufuchsen, Lösungen für Probleme zu finden. Das kann er bei der Arbeit ausleben, macht das aber auch gern privat. "Meinen ersten Computer habe ich mir damals selbst gebaut. Und ich bin leidenschaftlicher Modellbauer seit meinem sechsten Lebensjahr." Besonders faszinieren ihn Flugzeuge und Hubschrauber. Vor allem Letztere baut er gern, solche, die ferngesteuert fliegen können. Das sei wegen der komplizierten Steuerung die Königsklasse des Modellbaus. Seine Modelle sind aber keine kleinen Hüpfer, wie man sie manchmal in Spielzeuggeschäften sieht, sondern echte Kawentsmänner mit 1,60 Meter Rotorendurchmesser. Die brauchen zuhause in Ehrenkirchen ganz schön Platz. "Ich habe jetzt zehn Hubschrauber, langsam bekomme ich Probleme mit meiner Frau", meint Binder lachend. Fliegen lässt er die Modelle in Wasenweiler auf dem Gelände der Luftsportgruppe Kaiserstuhl.

Wenn er nicht am Basteln ist, kocht Binder gern, "alles mögliche" für seine Familie. Er hat zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelkinder. Oder er reist mit seiner Frau, vor allem auf die Kanaren – kürzlich erst waren sie auf Teneriffa, "der zurzeit schönsten der kanarischen Inseln", wie er findet. Seine Begeisterung für den Druck hat er weitergegeben, sein Sohn Daniel ist mittlerweile Produktionsleiter in der Druckerei.

Michael Binder bleibt gern im Hintergrund, wie er sagt. Heute steht er mal im Vordergrund, was ihm nicht so recht ist. Aber einmal in 50 Jahren hinter der Zeitung darf man auch mal in die Zeitung.

Schlagworte: Michael Binder, Sohn Daniel
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