Der Lauch ist zum Schimpfwort geworden – das hat er nicht verdient
Er ist Stammgast in Suppentöpfen und Teil des Freiburger Stadtbilds. Nun ist der Lauch zum Schimpfwort geworden. Das aber hat er nicht verdient. Ein Plädoyer.
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Er ist nicht das feinste, eleganteste Grünzeug. Sein Charakter ist eher bodenständig, optisch ist er von stämmiger Gestalt. Trotzdem ist der Lauch Stammgast in deutschen Suppentöpfen und zählt zum bäuerlichen Basissortiment. In Freiburg gehört er sogar zum Straßenbild, weil in dieser Stadt der Outdoormode die Kundschaft gerne mit dem Rucksack auf den Markt geht. Aus dem lugt des Lauchs struppiger Schopf nach erfolgreichem Einkauf oft heraus. Zugegeben: Manchen ist er ein zu anhänglicher Begleiter – Stichwort Blähungen. Aber nur weil er viel Wind macht: Dass der Lauch nun zum Schimpfwort geworden ist, das hat er nicht verdient. Sogar in Freiburg lässt sich die Herabwürdigung der Würzpflanze beobachten. Als sich ein Kollege jüngst despektierlich über die örtliche HipHop-Szene äußerte, war "Lauch" die schärfste Replik, die den Kritisierten einfiel. Kein Wunder, dass es das Gemüse nun in die Endausscheidung der Wahl zum Jugendwort des Jahres schaffte. Seine Chancen stehen gut, also schlecht: Bei einer Erhebung der Meinungsforscher von You Gov und Statista wusste die Hälfte der Befragten, dass Lauch für "Trottel" steht. Bekannter waren nur "Ehrenmann/Ehrenfrau" als Synonyme für Leute, die Besonderes für andere tun. Im November wird der Titelträger verkündet. Dann wissen wir, ob die Jury aller Ehren wert ist. Oder ob sie doch eher wie ein Lauch gehandelt hat.
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