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Der Hype ums Zirkeltraining

Crossfit ist ein Fitnesstrend, der garantiert für Muskelkater sorgt / Fudder-Autorin Christine Duttlinger wagt den Selbstversuch  

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Foto: dpa
Crossfit steht im Ruf, das härteste Zirkeltraining der Welt zu sein – und das gibt es jetzt auch in Freiburg. In Landwasser hat Anfang Februar eine Crossfitbox eröffnet, in der man Push Presses, Burpees und Squats trainieren kann, bis die Muskeln schlapp machen. Wie lange Fudder-Autorin Christine Duttlinger wohl durchgehalten hat?
Ungefähr so muss es sich anfühlen zu sterben. Ich hechle nach Luft, während ich mich zurück auf den Boden in die Liegestützposition fallen lasse. Ich drücke meinen Körper mit letzter Kraft wieder hoch. Meine Oberarme zittern. Die Uhr sagt, dass mein Workout of the Day noch drei Minuten dauert. Scheiß Uhr. Weiter geht"s. Ich springe an die Decke und klatsche über meinem Kopf mit den Händen zusammen. Meine Arme strecke ich nicht mehr richtig durch, aber trotzdem schaffe ich einen weiteren "Burpee". Noch 2 Minuten, 40 Sekunden. "Kommt schon! Ihr schafft das!", schreit Sebastian, unser Trainer.

"Crossfit ist ein komplettes funktionelles Ganzkörpertraining", sagt Sebastian Pätzold, 27. Gemeinsam mit Holger Bartke, 32, hat er den US-Trend nach Freiburg gebracht: Anfang Februar haben die beiden Fitnesstrainer ihre Crossfitbox eröffnet. Täglich bieten sie hier Anfängerstunden und Sporteinheiten für Fortgeschrittene sowie kostenlose Probetrainings an. Der Medienhype hat mich neugierig gemacht: Ich will auch ein Probetraining lang schwitzen.

Gerade trainiert noch die Fortgeschrittenengruppe. Zu fünft müssen sie 200 Klimmzüge absolvieren. In einem Affenzahn schwingen sie sich hoch und runter. Ich bin beeindruckt – und bekomme Angst vor dem, was mich gleich erwartet.

Ziel von Crossfit ist es, Ausdauer und Kraft, Beweglichkeit und Schnelligkeit, Koordination und Geschicklichkeit zu trainieren. Alle Muskeln sollen beansprucht werden; die üblichen Muckibudengeräte wie Laufbänder, Stepper und Kraftstationen gibt es hier nicht. Stattdessen werden Bewegungen aus dem Alltag zu Fitnessübungen umfunktioniert. Crossfitter rennen, rudern, springen Seil, machen Klimmzüge, hüpfen hoch und tragen schwere Gegenstände herum. Und das in nur einer Stunde Trainingszeit.

Meine Stunde beginnt jetzt. Bevor es richtig zur Sache geht, müssen wir uns aufwärmen, dann dehnen. Wir sitzen auf den Matten und strecken unsere Beine in einem V von uns weg. Unsere Oberkörper sollen wir so weit es geht in Richtung Boden drücken. An den Innenschenkeln zieht es. "Gut, Chrissy. Hast du mal Ballett gemacht?" Irritiert schaue ich auf, die anderen kommen nicht so weit runter wie ich. Ich lächle. In 13 Jahren Schulsport hatte ich es kein einziges Mal geschafft, die Höchste, Schnellste oder Beweglichste zu sein.

Dann kommt Techniktraining: Man kann eine Hantelstange auf drei verschiedene Arten über den Kopf heben. Am einfachsten ist es, wenn man die Stange erst mal mit Schwung vom Boden auf Brusthöhe katapultiert und sie dann kurz auf dem Brustkorb ablegt. Am besten geht das, wenn man die Schultern nach vorne zieht und auch die Oberarme nach vorne gerichtet sind. Dann muss man in einer leichten Sprungbewegung die Stange hochreißen, sodass man am Schluss breitbeinig und mit ausgestreckten Armen die Stange über seinem Kopf balanciert – so wie die Gewichtheber im Fernsehen. In der Crossfitsprache heißt die Übung "Push & Press".

Selbst Hantelstangen ohne extra Gewichte sind 20 Kilo schwer, und so geht mein erster Versuch beinahe daneben: Ich verliere kurz das Gleichgewicht, und die Stange fällt fast auf meine Füße. Sebastian führt mir die Übung noch mal vor, und ich muss sicherheitshalber erst mal mit einer Plastikstange üben.

Anders als im normalen Fitnessstudio trainiert man in der Box nicht alleine, sondern in einer Gruppe. "Ein ganz großes Plus ist natürlich auch, dass immer ein Trainer dabei ist, der einen anleitet", sagt Sebastian.

Und dann gibt"s noch das Workout of the Day (WOD). "Das WOD dauert zwischen zehn und 20 Minuten. Dabei powert man sich voll aus", schwärmt Sebastian. Kein Training gleicht dem anderen, und keiner außer dem Trainer weiß vorher schon, was auf Programm steht. Das WOD funktioniert nach dem Baukastenprinzip: Die verschiedenen funktionellen Übungen werden immer wieder neu zusammengesetzt. Ähnlich wie beim Zirkeltraining wird in Runden gezählt. Eine Runde ist geschafft, wenn man alle Übungen einmal durchgemacht hat.

Mein WOD ist AMRAP, das steht für "As Many Rounds as Possible"; in zehn Minuten sollen wir so viele Runden wie möglich schaffen. Eine Runde besteht aus fünf Push Presses, zehn Burpees und 15 Squats – früher nannten wir das Kniebeugen. Liegestütze, an die Decke springen, mit dem Po runter gehen und die Stange hochheben: Nach den ersten zwei Runde merke ich schon, wie mein Puls in die Höhe schnellt. Nach zwei weiteren Runden schreit meine Lunge nach Sauerstoff, meine Armmuskeln beten für eine Pause und mein Kopf ist so rot, dass ich Angst habe, er explodiert gleich. Mein Blick geht zur Uhr: Noch eine Minute. Lieber Gott im Himmel, bitte mach, dass es aufhört.

Crossfit in Bildern und Videos:  fudr.fr/crossfit-freiburg
WAS IST CROSSFIT?

Wie so viele Fitnesstrends kommt auch Crossfit aus den USA. Die Studios werden im Crossfit-Jargon "Boxen" genannt. Weltweit gibt es mehr als 5600 Boxen, in Deutschland allerdings erst 45. Das Ziel beim Crossfit: innerhalb einer Stunde fast alle Muskeln des Körpers trainieren. Wie ein Franchise- Unternehmen zahlen Crossfitbox-Betreiber Gebühren an die Crossfit Incorporation, um den Namen nutzen zu dürfen, haben inhaltlich aber freie Hand.

Ressort: Neues für Schüler

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