Der Gegner soll aufgeben, nicht zerstört werden

Zischup-Reporterin berichtet über die Sportart Aikido, die vor rund 100 Jahren in Japan erfunden wurde / Auf Schnelligkeit und Konzentration kommt es an.  

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Zwei Aikidoka im klassischen Hakama – Hosenrock – beim Kampf   | Foto: dpa
Zwei Aikidoka im klassischen Hakama – Hosenrock – beim Kampf Foto: dpa

Aikido ist eine defensive, moderne japanische Kampfkunst. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Japaner Ueshiba Morihei entwickelt, und ist somit eine der "jüngsten" Kampfsportarten. Die Praktizierenden werden Aikidoka genannt, und während eines Kampfes heißt der Angreifer Tori und der Verteidiger Uke.

Der Name Aikido hat auch eine Bedeutung, denn die Silben "ai", "ki" und "do" würden übersetzt "Harmonie", "Lebensenergie" und "Lebensweg" heißen. Das Besondere an Aikido ist, dass bei einem Angriff nicht mit Gegenkraft reagiert, sondern die Angriffskraft umgelenkt wird, sodass der Angreifer das Gleichgewicht verliert und somit zu Boden fällt.

Dieser harmonische Umgang mit dem Gegner ist die Philosophie von Aikido. So besagt auch ein Zitat von Meister Ueshiba Morihei: "Ich lehre euch nicht irgendeine Kampfkunsttechnik, ich lehre euch Gewaltlosigkeit." Das Ziel von Aikido ist nicht die Zerstörung des Gegners, sondern das Aufgeben seinerseits. Dennoch könnte man mit bestimmten Techniken den Gegner auch schwer verletzen.

Die erste Übungshalle, auch Dojo genannt, wurde in Tokio, Japan errichtet. Dort erschuf Ueshiba Morihei aus der Zusammenführung verschiedener Kampfkünste Aikido. Heute wird es in fast allen Ländern der Welt praktiziert. Grundsätzlich gibt es fünf Hebel- und Haltetechniken und acht Wurftechniken. Allein mit diesen Grundtechniken könnte man auf 18 verschiedene Angriffsformen reagieren. Doch da eine Technik aus der Bewegung selbst besteht und es unzählig viele Bewegungsmöglichkeiten gibt, kann man auch keine genaue Anzahl an Techniken nennen. Sogar physikalische Prinzipien sind durch Hebel, Achsen, kreis- und spiralförmige Bewegungen vertreten. Dabei kommt es nicht auf Kraft, sondern auf Schnelligkeit und Konzentration an.

Auch der richtige Abstand zwischen Angreifer und Verteidiger ist wichtig. Deshalb werden im Training auch Holzschwerter, Stöcke und Messer verwendet. Mit ihnen kann man Bewegungsabläufe besser verstehen und Entfernungen abschätzen.

Die Aikidoka tragen gewöhnliche Judoanzüge, aber keine farbigen Gürtel, da man keinerlei Konkurrenzkampf entstehen lassen möchte. Deshalb werden auch keine Wettkämpfe veranstaltet. Dennoch gibt es eine Rangordnung. Sie geht vom ersten bis zum zehnten Dan, wobei der erste Dan der niedrigste ist. Die Aikido-Meister oder Aikidoka mit höherem Dan besitzen auch einen Hakama, eine Art Hosenrock. Dieser diente früher in den Zeiten der Samurai zur Verdeckung der Füße, da diese viel über die nachfolgende Bewegung aussagen. Man benutzt ihn heute zwar nicht mehr aus diesem Grund, doch der Tradition wegen wird dies beibehalten, da viele Bewegungsabläufe aus dem Schwertkampf der Samurai stammen.

Zu Beginn des Trainings betreten alle Aikidoka barfuß die Matte. Außerdem ist ein Bild von Meister Ueshiba Morihei aufgestellt. Die Schüler setzen sich in einer Reihe hinter den Lehrer. Lehrer und Schüler schauen in Richtung des Bildes. Man verbeugt sich mit den Worten: "Onegai shimasu", was grob übersetzt bedeutet: "Ich begebe mich in deine Obhut." Daraufhin werden verschiedene Techniken sowie das Rollen und Fallen geübt. Nach jeder Zusammenarbeit mit einem Partner verbeugt man sich und dankt sich gegenseitig. Am Ende des Trainings verbeugen sich nochmals alle Teilnehmer. Sie sagen: "Domo arigato gozaimashita", um sich für das Training zu bedanken.

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