Auch 15 Jahre nach Abschluss des Karfreitagsabkommens sichern allein meterhohe Mauern den brüchigen Frieden in Belfast – zeitweise ist die Gewalt stärker.
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Ein seltsameres Ritual wird sich schwerlich finden irgendwo in Europa: Jeden Morgen um neun Uhr rollt in einem Park im Norden der Stadt Belfast ein städtischer Bediensteter in seinem Dienstwägelchen an, um ein Eisentor aufzuschließen. Er zieht die beiden Flügel scheppernd so weit auf, wie es geht. Das Tor ist eingebaut in einen 120 Meter langen und dreieinhalb Meter hohen Wellblechzaun, der den Park quer durchschneidet. Ein Teil des Parks grenzt an Wohngebiete von Katholiken, der zweite Teil wird überwiegend von Protestanten frequentiert. Dazwischen steht fest die Wand, für sechs Stunden am Tag ist sie durchlässig.
Um 15 Uhr wird das Tor wieder geschlossen. Dann stehen im Park wieder katholische und protestantische Bäume, tummeln sich auf den Spielplätzen wieder ausschließlich kleine Katholiken beziehungsweise Protestanten. Der Bach, der den Park durchquert, wechselt auf ...