"Der Fisch kommt nicht zu uns, wir kommen zu ihm!"
FUDDER-INTERVIEW: Justus Kohlschein und Matthias Kreutz aus Freiburg fahren zur Angel-WM nach Italien.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Angelweltmeisterschaften – für den Laien klingt das wie ein Scherz. Zu Unrecht, finden die Freiburger Matthias Kreutz und Justus Kohlschein, die für Deutschland teilnehmen. Marius Buhl hat mit ihnen über 250-PS-Boote und muskulöse Schwarzbarsche geredet – und darüber, warum ihr Sport in Deutschland verboten ist.
Kreutz: Für den Laien klingt das so. Aber der Sport ist hochprofessionell.
Fudder: Im Wasser stehen, die Angel auswerfen – und dann sehr lange warten.
Kohlschein: Nicht ganz. Bei den Angelweltmeisterschaften rasen 250-PS-Boote übers Wasser. Wir sondieren die Struktur des Sees mit einem Sonargerät. Ist sie gut, gibt es dort Fische. Dann werfen wir die Angel aus. Zehn Sekunden, cast and retrieve. Beißt einer an, ziehen wir ihn raus, wiegen ihn mit der Wettkampfwaage und machen ein Foto. Dann lassen wir ihn frei. So geht das acht Stunden pro Tag. Wer die meisten Kilo geangelt hat, gewinnt.
Fudder: Stopp, der Reihe nach. Regenwurm aufspießen, den Gedanken nachhängen – das gibt es alles nicht mehr?
Kreutz: Im Wettkampf überhaupt nicht. Es ist superstressig, immer ist was zu tun, wir sind drei Mann pro Boot. Du bist im ständigen Wettkampf mit den anderen 17 Nationen. Der Fisch kommt nicht zu uns, wir kommen zu ihm.
Fudder: Und wenn ihr ihn habt?
Kreutz: Wiegen, Foto, schwimmen lassen – wie gesagt. Man nennt das Catch and Release.
Fudder: In Deutschland ist das verboten.
Kohlschein: Stimmt. Deswegen finden die Weltmeisterschaften des Angelverbands FIPS nie in Deutschland statt, sondern immer im Ausland. Dieses Mal in Italien, am Lago di Bolsena bei Rom. Der ist drei Mal so groß wie der Schluchsee.
Fudder: Was hat man hier dagegen?
Kohlschein: Keine Ahnung. Eine grüne Allianz aus ’Peta, den Grünen und Tierschützern’ hat das Verbot durchgesetzt. Wir finden das albern. Wenn man ein Pferd ohne Sattel reitet, ist das mindestens so schlimm. Nach deutschem Gesetz müssten wir die Fische jedes Mal töten.
Fudder: Was für Fische angelt ihr?
Kreutz: Schwarzbarsche. Das sind Sportfische, sehr sprungstark, ein einziger Muskel. Sie kommen eigentlich aus Amerika. Als die Amerikaner im zweiten Weltkrieg nach Europa kamen, haben sie ihn mitgebracht. Im Schnitt sind Schwarzbarsche 800 Gramm schwer. Ein guter Wettkampffisch wiegt aber 2,5 bis 3 Kilo.
Fudder: Ihr fahrt zur WM. Habt ihr alles erreicht?
Kohlschein: Nein, die Weltmeisterschaft ist eher ein Prestige-Wettkampf. Der Premium-Wettkampf sind die Bassmaster Classics in den USA. Ein irrer Wettkampf mit Preisgeldern von bis zu einer halben Million Euro.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ