Der Einzige ohne Gelatine im Haar
Synchronschwimmer Niklas Stoepel erstmals bei der WM dabei.
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Mit den Freien Schwimmern Bochum hat der 25-Jährige schon an zahlreichen deutschen Meisterschaften teilgenommen und auf dem Podest gestanden – in der Gruppe, in der Kombination, mit neun Schwimmerinnen um sich herum. Nur bei einer Weltmeisterschaft durfte Stoepel nicht starten, diskriminierend fand er das. Als vor zwei Jahren in Kasan mit dem Mixed-Duett die Sportart für Männer geöffnet wurde, musste er noch zuschauen, weil er mitten im Studium steckte.
An diesem Samstag feiert er in Budapest mit seiner Partnerin Amelie Ebert seine langersehnte WM-Premiere. "Es ist überfällig", sagt er. Um sich diesen Traum zu erfüllen, habe er "sehr viel Pause an der Uni gemacht". Das Bochumer Duo nahm an der neu geschaffenen Weltserie teil, dort traf Stoepel auch Bill May.
Der Amerikaner hatte mit seinem lange aussichtslosen Kampf für Gleichberechtigung in seinem Sport für Aufsehen gesorgt. Obwohl er sich bei den US-Meisterschaften gegen die komplette Frauen-Elite durchgesetzt hatte, durfte er 2004 bei Olympia in Athen nicht starten. Er klagte, verlor und trat frustriert zurück. Für die WM-Premiere 2015 kehrte May zurück und gewann WM-Gold.
"Es ist super, dass der Sport sich entwickelt", sagt Stoepel, "es entsteht etwas komplett Neues." Die dreiminütige Kür mit seiner Partnerin unterscheidet sich vom klassischen Frauen-Duett, "weil nur zwei Drittel synchron sind. Es geht darum, eine Geschichte zwischen Mann und Frau zu erzählen, eine Affäre."
Dafür hatte er sich auch schon einen passenden Anzug ausgesucht, mit Krawatte. Doch der Schwimm-Weltverband (Fina) änderte für die zweite WM-Auflage die Regularien: "Nur noch von Bauchnabel bis Knie" darf er bekleidet sein, "auch nicht stark geschminkt". Eine Badehose mit Pailletten und Stoffverzierungen und eine Nasenklammer – mehr braucht Stoepel bei seinem WM-Debüt nicht.
Das gemischte Duett sei ein erster Schritt, sagt der Bochumer: "In der Kombination könnten Männer viel mehr Highlights setzen." Aber es bleibt noch die letzte Bastion: Bei Olympischen Spielen ist Synchronschwimmen noch immer Frauensache – wie sonst nur noch die Rhythmische Sportgymnastik.
Dabei war es anfangs genau anders herum. Als Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland die ersten Wettkämpfe abgehalten wurden, waren nur Männer zugelassen. Reigenschwimmen wurde der Vorreiter des seit 1984 olympischen Synchronschwimmens genannt. Erst von 1907 an gestattete man(n) auch den Frauen den Tanz im Wasser.
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