Kanada
Der Bison darf wieder durch die Rockies ziehen
In Banff, dem berühmtesten und ältesten Nationalpark Kanadas, soll bald wieder eine Bisonherde leben. Die Nationalparkbehörde brachte sechzehn der gewaltigen Tiere in den Park.
Fr, 3. Mär 2017, 0:01 Uhr
Panorama
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Vor kurzem wurden die ersten Tiere auf einer Weide im Panther-Tal des Parks freigelassen. Die Tiere stammen aus dem Elk Island National Park, 35 Kilometer östlich von Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta. In Elk Island, Kanadas größtem umzäunten Nationalpark, leben seit mehr als 100 Jahren Präriebisons. Darüber hinaus gibt es sie in fünf weiteren kanadischen Nationalparks.
Anfang des Jahres wurden im Elk Island-Park 16 gesunde Tiere, überwiegend zwei Jahre alte, schwangere Weibchen, aus der mehrere Hunderte Tiere starken Herde ausgesucht und drei Wochen in Quarantäne gehalten und untersucht. Dadurch soll sichergestellt werden, dass sie tuberkulosefrei sind.
Nun wurden sie in Containern nach Banff gebracht. Von dort aus wurden die Container mit Hubschraubern ins Panther-Tal transportiert. Sechzehn Monate werden sie nun auf einer großen Weide im Park gehalten, bevor sie im Sommer 2018 in einen etwa 1200 Quadratkilometer großen Bereich des Parks entlassen werden, wo sie frei herumziehen und sich in das Ökosystem integrieren können. Die Landschaft des ausgesuchten Siedlungsgebietes, das für die Tiere attraktive Weideland und natürliche Barrieren sollen sicherstellen, dass die Bisons in diesem Bereich bleiben. Nur an einer Stelle soll ein acht Kilometer langer "tierfreundlicher" Zaun die Tiere "ermutigen", in dieser Zone zu bleiben, wie die staatliche Nationalparkverwaltung Parks Canada berichtet. Ziel ist es, dass sich dieser Bestand zu einer größeren frei lebenden Herde entwickelt, die dann wiederum in Kanada und anderen Ländern zum Aufbau weiterer Herden beitragen kann.
"Dies ist ein großer Tag für den Nationalpark von Banff und und ein großer Tag für die Erhaltung von Wildtieren in der Geschichte Nordamerikas", sagte der Umweltschützer und Autor Harvey Locke dem kanadischen Rundfunk CBC.
Für die Indianer bedeutete der Bison Leben. Gab es Büffel, dann mussten die Indianer der Prärie und der nördlichen Waldregionen keinen Hunger leiden. Als im 17. Jahrhundert europäische Entdecker und Siedler in den Westen des heutigen Kanada vordrangen, zogen schätzungsweise zwei Millionen Präriebisons über die endlosen Ebenen. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass in ganz Nordamerika, von Mexiko bis Alaska, bei Ankunft der Europäer bis zu 50 Millionen Bisons gelebt haben können. Ende des 19. Jahrhunderts führte das "große Abschlachten" binnen weniger Jahrzehnte fast zur völligen Ausrottung des Bisons. Da die Prärieindianer vom Bison lebten, entzog die Vernichtung der Tiere ihnen auch die Lebensgrundlage und zwang sie somit, in eigens angelegten Reservaten sesshaft zu werden.
Die exzessive Jagd reduzierte die Bisons auf wenige kleine Herden. Dem etwas kräftigeren Waldbison in den borealen Wäldern erging es nicht besser. Da es von dieser Gattung aber wesentlich weniger Tiere gab – vage Schätzungen sprechen von etwa 170 000 Tieren Mitte des 17. Jahrhunderts – war er schneller vom Untergang bedroht. Ende des 19. Jahrhunderts war er in Kanada und Alaska fast völlig ausgelöscht.
Der Bison prägte die Prärielandschaft und spielte über Jahrtausende eine Rolle als "ökologischer Ingenieur", wie Keith Aune, Bisonexperte der US-amerikanischen Wildlife Conservation Society (WCS), formuliert. Die von Bisons bevölkerte Prärie bot Lebensraum für Vögel, Insekten und kleine Säugetiere, der Bison diente Menschen, Grizzlies und Wölfen als Nahrung. Wasserhaushalt und Bodenqualität wurden durch den Bison beeinflusst. Aber der Bison verlor den Wettbewerb um Weideland mit dem von Siedlern eingeführten Vieh.
Nun erlebt er einen Wiederaufstieg in den Nationalparks des Landes. Mittlerweile können nach Angaben des WCS in größeren Schutzgebieten etwa 10 000 Bisons frei herumziehen.
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